1. KAPITEL
Ein Friedhof. Nein. Nein, nein, nein! Wie war er denn hier gelandet?
iPod zu hören, während er eine neue Stadt erkundete, war offenbar keine gute Idee gewesen. Vor allem nicht, weil Crossroads in Oklahoma, das wahrscheinlich die Welthauptstadt der Gartenzwerge und mit Sicherheit die Hölle auf Erden war, so klein war, dass man es fast übersah.
Hätte er den Nano doch nur auf der D&M-Ranch gelassen, dem Wohnheim für „missratene“ Jugendliche, in dem er vorübergehend wohnte. Aber das hatte er nicht. Er hatte sich Ruhe gewünscht, nur ein wenig Ruhe. Und jetzt würde er dafür bezahlen.
„Verdammter Mist“, murmelte er, zog die Kopfhörer aus den Ohren und stopfte die glänzende grüne Ablenkung in seinen Rucksack. Er war sechzehn Jahre alt, aber manchmal kam es ihm vor, als würde er schon ewig leben und als wäre jeder Tag schlimmer als der vorherige. Und der heutige würde leider keine Ausnahme sein.
Sofort meldeten sich lautstark genau die Stimmen, die er mit der ohrenbetäubenden Musik von Life of Agony ausgeblendet hatte.
Endlich, sagte Julian in seinem Kopf.Ich rufe dir schon die ganze Zeit zu, dass du umdrehen sollst.
„Dann hättest du lauter rufen sollen. Heute wollte ich eigentlich keinen Krieg mit den Untoten anfangen.“ Mit diesen Worten wich Haden Stone – den alle Aden nannten, weil er als Kind offenbar seinen eigenen Namen nicht richtig aussprechen konnte – zurück und nahm den Fuß vom Friedhofsgelände. Doch es war zu spät. Ein Stück weiter bebte schon die Erde vor einem Grabstein und riss auf.
Schieb mir nicht die Schuld in die Schuhe, antwortete Julian.Elijah hätte das vorhersehen müssen.
He, sagte eine zweite Stimme, ebenfalls in Adens Kopf.Rede dich nicht auf mich raus. Meistens weiß ich nur was, wenn jemand stirbt.
Seufzend ließ Aden seinen Rucksack fallen, bückte sich und zog die Dolche hervor, die in seinen Stiefeln steckten. Sollte jemand sie bei ihm finden, würde er sofort wieder im Jugendknast landen, wo es mit schöner Regelmäßigkeit zu Prügeleien kam und es genauso schwer war, einen verlässlichen Freund zu finden, wie zu türmen. Aber er hatte insgeheim gewusst, dass es das Risiko wert war, sie mitzunehmen. Das war es immer.
Schön. Dann ist es halt meine Schuld, grummelte Julian.Aber ich kann nichts daran ändern.
Das stimmte. Sobald die Toten Aden spürten, erwachten sie. Meist passierte das, wenn er versehentlich einen Fuß auf ihr Land setzte, so wie jetzt. Einige spürten ihn eher als andere, aber am Ende kamen sie alle hervor.
„Keine Sorge, wir haben schon in schlimmeren Situationen gesteckt.“
Er hätte seinen iPod wirklich zu Hause lassen sollen, dachte er, aber vor allem hätte er auf seine Umgebung achten müssen. Immerhin hatte er sich einen Stadtplan angesehen und gewusst, welche Gegenden er meiden musste. Aber bei der hämmernden Musik hatte er um sich herum nichts mehr mitbekommen. Einen Moment lang war er befreit gewesen, scheinbar allein.
Der Grabstein wackelte.
Julian seufzte; es klang wie ein Echo von Adens Seufzer.Ich weiß, dass wir schon Schlimme