: Brenda Novak
: Totgeschwiegen Romantic Suspense
: MIRA Taschenbuch
: 9783955762483
: Stillwater Trilogy
: 1
: CHF 7.10
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Ein Grab liegt hinter dem Farmhaus am Mississippi. Nur drei Menschen wissen, wer der Tote darin ist ... Grace Montgomery ist eine von ihnen. Weit weg von der Kleinstadt Stillwater mit ihren grausamen Erinnerungen hat sie als Staatsanwältin Karriere gemacht. Aber jene Mordnacht lässt sie nicht los: die Schreie, das Blut, der Kampf, die Todesstille. Um endlich aus dem düsteren Schatten der Vergangenheit zu treten, kehrt Grace jetzt zurück. Noch einmal will sie den Tatort sehen - und dann für immer vergessen. Zu spät erkennt sie, dass das nicht möglich ist. Denn die Einwohner von Stillwater misstrauen ihr zutiefst. Und ausgerechnet der einzige Mann, der an sie glaubt, bringt ihr dunkelstes Geheimnis in Gefahr



Brenda Novak hätte es sich nie erträumt, einmal eine so erfolgreiche Autorin zu werden, interessierte sie sich doch in der Schule stark für Mathematik und Naturwissenschaften und wählte Betriebswirtschaftslehre als Hauptfach auf der Universität. Für ihren ersten Roman brauchte Brenda fünf Jahre - sie wollte perfekt sein. Und sie hatte Erfolg - ihre spannenden Thriller und Liebesromane haben sofort eine treue Fangemeinde gefunden. Heute lebt Brenda mit ihrem Ehemann Ted in Sacramento, Kalifornien. Sie sind stolze Eltern von fünf Kindern - drei Mädchen und zwei Jungen. Brenda engagiert sich u. a. für Stiftungen, z. B. für den Kampf gegen Diabetes, denn auch ihr jüngster Sohn ist betroffen. Noch mehr können Sie über Brenda Novak unter www.brendanovak.com erfahren.

1. KAPITEL


Grace Montgomery hielt am Rand des Feldwegs an und sah hinüber zum großen Farmhaus. Dort hatte sie ihre Kindheit verbracht. Sogar in dieser bedeckten Nacht konnte sie im blassen Licht des Halbmondes erkennen, dass ihr älterer Bruder den Hof gut in Schuss hielt.

Aber das war bloß der äußere Schein. Die Wahrheit lag im Verborgenen. So war es auch im Fall dieser hübschen kleinen Südstaatenidylle. Deshalb hatte sie sich eigentlich geschworen, nie mehr hierher zurückzukommen.

Das Licht im ersten Stock erlosch. Clay ging zu Bett, wahrscheinlich zur gleichen Zeit wie jeden Abend. Grace verstand nicht, wie er es ganz allein hier draußen aushielt. Wie konnte er hier essen, schlafen und arbeiten – nur vierzig Schritte entfernt von der Stelle, an der sie ihren Stiefvater verscharrt hatten?

Sie stieg aus ihrem kleinen BMW. Das Warnsignal ertönte, weil sie den Schlüssel im Zündschloss hatte stecken lassen. Eigentlich hatte sie gar nicht vorgehabt, das Grundstück zu betreten. Aber jetzt war sie hier, und sie fühlte sich auch nach all den Jahren noch immer zu diesem Ort hingezogen.

Sie ging die Auffahrt entlang. Der kühle Stoff ihres Baumwollrocks strich über ihre Beine. Es war windstill. Bis auf das Zirpen der Grillen, das Quaken der Frösche und das Knirschen ihrer Sandalen auf dem Kiesweg war nichts zu hören. Sie hatte ganz vergessen, wie ruhig die Nächte in dieser Gegend waren und wie hell die Sterne hier draußen leuchteten, fernab der Stadt.

Sie erinnerte sich, wie sie als kleines Mädchen mit ihrer jüngeren Schwester Molly und ihrer älteren Stiefschwester Madeline auf der Wiese vor dem Haus geschlafen hatte. Das waren ganz besondere Abende. Sie hatten geplaudert, gelacht und gemeinsam in den tiefschwarzen Himmel geschaut, wo die Sterne ihnen zugeblinzelt und versprochen hatten, ihre Wünsche zu erfüllen. Damals waren sie noch so unschuldig: Wenn Madeline da war, kannte Grace keine Angst. Aber sie konnte natürlich nicht die ganze Zeit bei ihr sein. Sie hatte ja keine Ahnung, was damals in Grace vorgegangen war. Und an dem Abend, als es passierte, war sie gar nicht zu Hause.

Obwohl es sehr warm war, lief Grace ein Schauer über den Rücken, als sie die alte Scheune erreichte. Sie lag auf der rechten Seite zwischen den Trauerweiden und Pappeln. Sie hasste dieses alte Gebäude und die Erinnerungen, die es in ihr wachrief. Dort drinnen hatte sie den Stall des Pferdes ausgemistet, das nur ihr Stiefvater reiten durfte. Dort drinnen hatte sie nach Eiern gesucht und sich mit dem verrückten Hahn herumgeschlagen, der immer wieder hochflatterte, um ihr die Augen auszukratzen. Dort drinnen, im vorderen Teil der Scheune, hatte ihr Stiefvater, der Reverend, sich ein kleines Büro eingerichtet, in dem er seine Sonntagspredigten schrieb.

Der Geruch nach feuchter Erde und Magnolien brachte die Erinnerung zurück. Grace brach kalter Schweiß aus. Sie ballte die Fäuste so heftig, dass ihre Fingernägel sich tief in die Haut gruben. Du bist kein kleines Mädchen mehr, sagte sie sich verzweifelt. Es ist vorbei!

Sie versuchte, an etwas anderes zu denken. Sie musste die Erinnerung an dieses schreckliche kleine Kabuff unbedingt loswerden. Doch sie konnte nicht vergessen.

Das enge Zimmer war bis heute unberührt. Alles war so geblieben, wie er es hinterlassen hatte. Alles schien auf seine Rückkehr zu warten. Ihre Mutter hatte darauf bestanden, nichts zu verändern. Von Reverend Lee Barker sprachen sie weite