: Sharon Sala
: Mitternachtsfantasie
: MIRA Taschenbuch
: 9783862786954
: 1
: CHF 1.80
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 160
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Nachts sind alle Katzen grau? Von wegen! Immer, wenn es dunkel wird, nimmt Tulips spröde Bibliothekarin Amelia Beauchamp ihre Hornbrille ab und schlüpft in ein sexy Kleid, schwarze Netzstrümpfe und High Heels. Der Zweitjob als Cocktailkellnerin Amber bringt nicht nur Geld, sondern auch jede Menge Spaß. Problematisch wird es allerdings, als ihr heimlicher Schwarm Tyler Savage auftaucht - und sich vom Fleck weg in die heiße 'Amber' verliebt. Plötzlich ist Amelia ihre eigene Rivalin! Denn nie und nimmer, davon ist sie überzeugt, könnte Tyler sich für die unscheinbare Maus aus der Bibliothek interessieren ... oder doch?



<p>Es war ein Job, den sie hasste, der sie dazu brachte, ihre ersten Zeilen auf einer alten Schreibmaschine zu verfassen und es war ihre Liebe zu diesem Handwerk, die sie schreiben ließ. Ihre ersten Schreibversuche landeten 1980 noch unter ihrem Bett. Ein zweiter Versuch folgte 1981 und erlitt ein ähnliches Schicksal. Als ihr Vater 1985 und ihre einzige Schwester (nur zwei Monate später) starben, wurde ihr bewusst, dass sie irgendwann auf dem eigenen Totenbett niemals denken wollte, dass sie ihre Träume im Leben nicht verwirklicht hatte. Sie trat Autorengruppen bei, besuchte Konferenzen und lernte langsam auch bessere Schreibtechniken. 1989 entschied sie, dass sie weit genug sei, um einen Verlag für eines ihrer Bücher zu finden. Als Farmerstochter und später für viele Jahre Farmersfrau, entfloh sie immer wieder der Plackerei ihres Lebens über den Inhalt eines Buches. Jetzt als Autorin, sieht sie sich selbst immer wieder, wie sie in ihren Geschichten und Träumen lebt. Ihre Geschichten sind oft dunkel, haben als Inhalt ganz reale, manchmal auch schlechte Dinge, die in der Welt passieren aber immer besitzt Sharon Sala die Fähigkeit Hoffnung und Liebe durch ihre geschriebenen Zeilen zu vermitteln und das Herz ihrer Leser zu berühren. Ihre Bücher sind wiederholt in Bestseller - Listen erschienen und sie war siebenmal für den RITA® - Award nominiert. (Der RITA® - Award ist für Autoren das, was der Oscar für Schauspieler ist). Sharon Sala, schon immer Optimistin, fand oft auch Halt in ihren Geschichten. Sie schöpft ihre Kraft auch aus dem Glauben an Gott und an die Liebe und ist immer der Meinung 'Alles wird gut'.</p>

1. KAPITEL


Die Gasse zwischen der Fourth Street und dem Beauregard Boulevard war nicht gerade der beste Ort in Tulip, Georgia, für eine Autopanne.

Tyler Savage lag unter seinem Wagen und fluchte über sein Pech und das schwache Licht. Und weil er sich so darauf konzentrierte, das Leck zu finden, aus dem das Öl tropfte, registrierte er die schnellen Schritte erst, als es fast zu spät war.

Er drehte sich auf die Seite und stellte fest, dass es sich um eine Frau handelte, die die Gasse entlanglief. Aus seiner Position konnte er sie nicht vollständig sehen, aber er bemerkte ihre außerordentlich langen Beine, die in einer grauen Jogginghose steckten, ihre schlanke Figur und ihre Brüste, die bei jedem Schritt verlockend wippten.

Tyler stieß einen anerkennenden Pfiff aus und grinste, als die Frau daraufhin stehen blieb. Doch bevor er unter dem Auto hervorkommen und sich vorstellen konnte, landete ein dicker Öltropfen auf seiner Nase und lief ihm in die Augen.

„Mist!“

Er griff nach einem Lappen und wischte sich Augen und Hände ab, während er unter dem Wagen herausrutschte, doch es war zu spät. Die Frau war verschwunden. Tyler fluchte leise und trat frustriert gegen einen Hinterreifen. Dann trottete er zu Raymond Earl Showalters Haus einige Straßen weiter. Raymond Earl führte die einzige Autowerkstatt in Tulip.

Tyler überlegte, wer die Frau gewesen sein mochte. Sie ähnelte keiner, die er kannte. Falls er sich eben nicht nur etwas eingebildet hatte, war eine neue Frau in der Stadt.

Während Tyler bei Raymond Earl Hilfe suchte, saß Amelia Beauchamp zusammengekauert auf dem Vordersitz von Raelene Stringers altem Wagen und hoffte, dass die Begegnung von vorhin keine Folgen haben würde.

Sie war kurz davor gewesen, aufzufliegen – zum ersten Mal, seit sie ihr Doppelleben führte. Doch am beängstigendsten war die Tatsache, dass es ausgerechnet Tyler Savage war, der sie beinah erwischt hätte.

Amelias Herz schlug immer noch heftig, als sie sich aufrichtete, um ihre Frisur zu richten und Make-up aufzulegen. Bei dieser Tätigkeit, die ihr inzwischen vertraut war, entspannte sie sich langsam.

Tyler Savage war der begehrteste Junggeselle von Tulip und ein großer Herzensbrecher. Dennoch hatte sie schon immer eine Schwäche für ihn gehabt. Dummerweise war sie ganz und gar nicht sein Typ. Amelia seufzte, als sie sich im Spiegel betrachtete. Nein, sie war gewiss nicht Tylers Typ, aber Amber schon. Wenn sie sich nur trauen würde, immer so wie Amber zu sein …

Mitternacht war lange vorüber, als Amelia sich ins Haus ihrer Tanten zurück schlich. Sie verschloss die Tür und seufzte vor Erleichterung.

Eine weitere Nacht voller Heimlichtuerei lag hinter ihr, und ihr blieben nur noch wenige Stunden Schlaf, bis sie wieder aufstehen musste. Als sie die Treppe hinaufging, achtete sie darauf, nicht auf die Stufe treten, die immer knarrte.

Das schöne Gesicht, das Amelia aus dem Spiegel ihrer Frisierkommode anstarrte, hätte ihre Tanten schockiert. Amelia beugte sich vor und nahm die Rubinohrringe ab. Dann bürstete sie ihr dichtes kastanienbraunes Haar und flocht es zu einem Zopf. Schließlich entfernte sie das Make-up. Die verräterischen Abschminktücher spülte sie die Toilette hinunter. In diesem Haus durfte nichts an Amber erinnern. Hier lebte Amelia.

Als sie den Jogginganzug auszog und hinten in ihren Schrank stopfte, hörte sie draußen eine Eule rufen – die einzige Zeugin ihres Doppellebens. Amelia zog ihr Nachthemd an und genoss den vertrauten Stoff auf ihrer Haut, der sich so sehr von dem roten Satin unterschied, den sie als Amber bei der Arbeit trug.

Sobald ihr Kopf das Kissen berührte, fielen ihr die Augen zu. Sie seufzte noch und schlief tief und fest, bis sie Tante Wilheminas Stimme am Morgen hörte.

„Amelia! Zeit zum Aufstehen! Du kommst zu spät zur Arbeit.“

Amelia stöhnte und rollte sich aus dem Bett. Es war ihre eigene Schuld, dass sie sich so schlecht fühlte, doch wenn ihr Plan funktionierte, war es das wert.

Als sie damals zu ihren Tanten Wilhemina und Rosemary Beauchamp gekommen war, war sie ein dünnes, zu groß geratenes n