1. KAPITEL
Ob Stephen mir heute Abend einen Heiratsantrag macht? fragte sich Kate, als sie mit dem Fahrrad von der Arbeit nach Hause fuhr. Der Gedanke kam wie aus heiterem Himmel und versetzte sie in Aufregung, aber die erwartete Begeisterung blieb aus.
Warum machte die Vorstellung sie nicht glücklich? Sie lebten jetzt seit zwei Jahren zusammen, und wenn alles gut lief, wollten sie sich an ihrem zweiten Jahrestag verloben. Und es lief gut, oder nicht? Sie war sich plötzlich nicht mehr sicher.
Dann wurde sie ungeduldig mit sich selbst. Natürlich entwickelte sich alles bestens. Stephen war glücklich in seinem Job, und ihre Arbeit in dem kleinen VerlagTemple& Tanner war abwechslungsreich und aufregend. Und sie beide liebten es, in dieser Stadt zu leben.
Amsterdam war traumhaft schön. Die hohen majestätischen Gebäude leuchteten in der Abendsonne und spiegelten sich auf dem Wasser des Kanals. Die Straßencafés erwachten zum Leben, Stimmen schwirrten durcheinander, überall trafen sich Freunde nach der Arbeit, und auch sie war unterwegs, um ihren besten Freund Nick Fielding wiederzusehen. Vorfreude erfasste Kate bei diesem Gedanken, und sie eilte der letzten Brücke vor dem Café entgegen, in dem sie sich normalerweise nach der Arbeit auf einen Drink trafen.
Es war fünf Wochen her, seit sie Nick das letzte Mal gesehen hatte, weil er geschäftlich in London zu tun hatte. Nick hatte ihr gefehlt. Sie hatte seine guten Ratschläge und sein ansteckendes Lachen vermisst. Er schaffte es immer, dass sie sich wohlfühlte.
Nick entdeckte Kate sofort, als sie über die Brücke gefahren kam. Das lange dunkle Haar wehte ihr ums Gesicht. Kate trug eine graue Hose und ein hübsches pinkfarbenes, eng sitzendes Top, das die Vollkommenheit ihres geschmeidigen Körpers betonte. Sie hatte einen Rucksack auf dem Rücken und fuhr wie immer mit nur einer Hand am Lenkrad und viel zu schnell.
Nick beobachtete, wie Kate aus dem Sattel sprang und das Fahrrad am Geländer anschloss. Sie drehte sich um, erblickte ihn und winkte. Ein Lächeln erhellte ihr hübsches Gesicht.
Kate war zweiunddreißig, nur ein Jahr jünger als Nick, aber sie wirkte wie siebzehn. Sie hat sich seit dem College kaum verändert, dachte er und sah zu, wie sie sich an den vollen Tischen vorbei ihren Weg zu ihm bahnte.
“Hallo, Katy.” Nick stand auf, als sie an den Tisch kam und beugte sich herab, um sie auf die Wange zu küssen. Ihre Haut war zart und weich. Sie duftete süß nach Sommer. Geißblatt … oder waren es Rosen?
“Du hast ein neues Parfüm.” Nick löste sich von ihr und dachte enttäuscht an die Flasche ihres üblichen Parfüms, die er für ihren nächsten Geburtstag am Flughafen gekauft hatte.
“Ja, Stephen hat es mir vor Ewigkeiten geschenkt, und ich dachte, ich sollte es benutzen, bevor der Duft verfliegt.” Kate nahm den Rucksack ab und setzte sich Nick gegenüber. “Wie geht es dir?”, fragte sie lächelnd.
Sie sah toll aus, i