1. KAPITEL
Aus. Vorbei. Nie wieder. Traurig strich Nina Baxter über die Lehne des Bürostuhls, auf dem sie fünf Tage die Woche gesessen hatte, seit sie bei der Hanson Media Gruppe zur Sekretärin in der PR-Abteilung befördert worden war.
Jetzt hatte man sie gefeuert. Entlassen, verbesserte sie sich bitter in Gedanken.
„Es liegt nicht an Ihnen“, hatte die Personalleiterin beteuert, „aber Sie wissen ja, dass wir wegen der großen Probleme der Firma leider Personal abbauen müssen.“
Natürlich lag es nicht an ihr. Die Hanson Media Gruppe war ihr zweites Zuhause gewesen, seit sie sich als Neunzehnjährige hier als Schreibkraft beworben hatte – frisch verheiratet, mit ihrem ersten Kind schwanger, und begeistert über die erste richtige Arbeitsstelle.
Sie hatte sich hochgearbeitet, war aufgestiegen zu einer der Sekretärinnen in David Hansons PR-Abteilung. Und dann war der Job plötzlich überlebenswichtig geworden. Als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern brauchte sie nicht nur das Geld, sondern auch das beruhigende Gefühl, selbst für ihre Familie sorgen zu können.
Aus und vorbei.
„Wenn Sie noch Sachen hier haben, die Sie mitnehmen wollen, können Sie die am Montag abholen“, hatte die Personalleiterin vorgeschlagen.
Doch Nina hatte keine Lust, sich an einem Arbeitstag von ihren Kolleginnen zu verabschieden – mit Tränen in den Augen und einem Pappkarton mit ihren Habseligkeiten im Arm.
Deshalb hatte sie sich von ihrer Freundin und Kollegin Carolyn deren Firmenausweis geliehen, um das Gebäude am Sonntag betreten zu können – der Pförtner kannte sie schließlich vom Sehen und hatte den Ausweis, den sie ganz selbstverständlich ins Lesegerät gesteckt hatte, nicht weiter beachtet.
Wenn sie nur daran dachte, wie ihr Leben jetzt weitergehen sollte, wurde ihr ganz schlecht.
Um sich abzulenken, legte sie Mantel und Schal ab und machte sich an die Arbeit. Sie hatte eine große Umhängetasche mitgebracht, in die sie jetzt die persönlichen Gegenstände auf ihrem Schreibtisch einpackte. Zwei Fotos von ihren Kindern, ihre Lieblingsstifte, der lilafarbene Notizblock in Nilpferdform.
Als sie zu der goldfarbenen Plastiktrophäe mit der Plakette „Beste Sekretärin der Welt“ kam, hielt sie inne. Die hatte ihre Tochter Isabella ihr geschenkt, nachdem sie am Familientag Nina bei der Arbeit hatte besuchen dürfen.
Mit großen Augen hatte Isabella beobachtet, wie schnell und sicher ihre Mutter tippte, und Nina war so stolz gewesen, als hätte sie einen Weltrekord gebrochen.
Mit zitternden Händen steckte sie die Trophäe in die Tasche, und statt Wehmut spürte sie plötzlich Ärger. Schließlich war es nicht ihre Schuld, dass die Hanson Media Gruppe in Schwierigkeiten steckte. Keiner der Entlassenen konnte etwas dafür. Die Probleme kamen von oben, aus dem Management, aber das war den