: Edward Lee, John Pelan
: SHIFTERS - Radikal böse
: Festa Verlag
: 9783865524485
: 1
: CHF 4,40
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 384
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Captain Jack Cordesman wird an den Schauplatz eines bestialischen Mordes gerufen. Der Tote wurde das Opfer eines Kannibalen. Neben den Bissspuren gibt es nur eine einzige Spur: ein paar lange, rote Haare. Als diese Haare auch an weiteren Tatorten gefunden werden, wird klar, dass die Polizei von Seattle es mit einem Serienkiller zu tun hat - mit einer Frau. Richard Laymon: »Edward Lee - das ist literarische Körperverletzung!« Horror Reader: »Ein perverses Genie.« Fangoria: »Edward Lee akzeptiert keine Grenze.« Originell, verstörend und gewagt - ?Extreme Horror? von Edward Lee. Ein echtes Erlebnis.

Edward Lee (geboren 1957 in Washington, D. C.). Nach Stationen in der U.S. Army und als Polizist konzentrierte er sich lange Jahre darauf, vom Schreiben leben zu können. Während dieser Zeit arbeitete er als Nachtwächter im Sicherheitsdienst. 1997 konnte er seinen Traum endlich verwirklichen. Er lebt heute in Florida und hat mehr als 40 Romane geschrieben, darunter den Horrorthriller HEADERr, der 2009 verfilmt wurde. Er gilt als obszöner Provokateur und führender Autor des Extreme Horror. Edward Lees Werke enthalten überzogene Darstellungen von sexueller Gewalt. Wer so etwas nicht mag, sollte die Finger davon lassen. Für Fans dagegen ist Edward Lee ein literarisches Genie. Er schreibt originell, verstörend und gewagt - seine Bücher sind ein echtes, aber schmutziges Erlebnis. Bighead wurde das »most disturbing book« genannt, das jemals veröffentlicht wurde. Mancher Schriftsteller wäre über solch eine Einordnung todunglücklich, doch nicht Edward Lee - er ist stolz darauf.

EINS:
AUFHEBUNG


I

»Ich liebe dich nicht mehr.«

Die Worte,ihre Worte, zogen hinter der Mauer seines Schlafes vorüber wie Gespenster. Richard Locke erschauderte in der Dunkelheit seiner geschlossenen Augen. Die Bettdecke hatte sich um seinen Körper und seine Beine geschlungen – weniger eine Decke als ein Knäuel blasser Schlangen, die gekommen waren, um sich an seinen Träumen zu laben.Träume, dachte er. Was war aus seinen geworden? Er öffnete die Augen.

»Ich liebe dich nicht mehr«, hatte sie am letzten Augusttag gesagt. Aber das war nun schon ein paar Monate her. Monate – und immer noch war er kein bisschen mehr darüber hinweg als damals.

Locke stöhnte und starrte an die Zimmerdecke. Irgendwo tickte eine Uhr.

Monate...

Das trostlose Licht des Herbsttages auf seinem Gesicht kam ihm gebraucht vor, wie aus einem Secondhandladen. Er erhob sich aus dem Bett wie aus einem Sarg. Ja, er fühlte sich tot. Bleich, hager, schäbig. Schweiß klebte ihm das Haar an den Kopf. Seine Gelenke knackten, als er missmutig durch das Zimmer ging und ausdruckslos auf seinen Schreibtisch blickte. Ein Blatt Papier hing aus der Walze seiner Schreibmaschine.

EHRENMAL von Richard Locke

Ein Ehrenmal nur noch die Liebe,

eine letzte Tür, die klagend

meinem Herzen zugeschlagen

durch fünf kleine Worte:

Ich liebe dich nicht mehr.

»Was für ein Schrott«, murmelte er. Er zog das Blatt aus der Maschine und zerriss es. Plötzlich fühlte er sich wie besessen; er zitterte, seine Augen waren starr aufgerissen. Einen grotesken Anblick musste er bieten: ein blasser, magerer 33-Jähriger, der in schlotteriger Unterhose und mit zerzausten Haaren mitten in einem unaufgeräumten Zimmer stand. Er stürzte zum Fenster, schob es hoch und lehnte sich hinaus. Ein paar Fußgänger schauten nach oben und lachten. Es kümmerte ihn nicht. Er ließ das zerrissene Gedicht aus seinen Fingern gleiten. Er sah zu, wie die Fetzen sich trennten und dann wie in einem Traum vom Fenster im ersten Stock zur Straße hinunterschwebten.

II

Locke war Dichter. Mit viel Wohlwollen konnte man ihn vielleicht sogar als lokale Berühmtheit bezeichnen. Die Zinsen des Geldes, das seine Eltern ihm hinterlassen hatten, reichten fast, um über die Runden zu kommen. Einen Tag pro Woche arbeitete er in der Buchhandlung an der Greenwood Avenue, und gelegentlich sprang er als Vertretungslehrer an der Lincoln High ein, aber das war es dann auch. Er wusste, dass es wesentlich zweckmäßigere Lebensweisen gab; statt sechs bis zehn Stunden am Tag Poesie zu verfassen, hätte er sich auch für eine konventionellere Laufbahn entscheiden können. Doch das kam ihm falsch vor. Er war besessen von dem Gedanken, wahrhaftig zu sein, was auch immer das bedeutete. Er war auf dieser Welt, um zu schreiben, und genau das würde er auch tun. Poeten verdienten wenig oder gar nichts mit ihrer Arbeit – wenn ein Verleger ihm Geld anbot, lehnte Locke es ab –, aber das war ihm egal. Er war kein Materialist, er besaß noch nicht einmal einen Fernseher. Alles, was er brauchte, war ein Dach über dem Kopf, eine Schreibmaschine und seine Muse.

Er schrieb seit zehn Jahren. Mittlerweile hatte er Hunderte von Gedichten veröffentlicht – er hatte schon vor Jahren aufgehört zu zählen. Seine Werke erschienen regelmäßig in zahlreichen College-Literaturzeitsc