1. KAPITEL
Im folgenden November
S ie war ihm früher schon begegnet. Das hieß aber noch lange nicht, dass sie ihn auch mochte. Nach Meinung von Kelly Dillinger bedeutete es nichts als Scherereien, wenn Matt McCafferty auftauchte. Er war schlicht und einfach aus dem gleichen Holz geschnitzt wie seine arroganten, scheinheiligen und selbstsüchtigen Brüder. Ganz zu schweigen von ihrem Vater, der ein echter Dreckskerl war.
Aber das bedeutete natürlich nicht, dass Matt McCafferty nicht gut aussah. Wer mit raubeinigen und harten Cowboytypen etwas anfangen konnte, der war bei Matt genau richtig. Aber Kelly war stolz darauf, dass sie nicht zu denen gehörte, die beinahe in Ohnmacht fielen, wenn sie den Namen McCafferty hörten.
Ja, die Brüder sahen attraktiv aus.
Ja, sie waren sexy.
Ja, sie hatten Geld.
Na und?
Mit seiner breiten Schulter stieß Matt McCafferty die Tür zum Büro der Polizeistation in Grand Hope auf, und er brachte eine kalte Winterbrise herein. Na großartig. Auf Kellys Schreibtisch türmte sich der Papierkram, und das hatte sie einzig und allein dem Fall McCafferty zu verdanken.
Matt schien es nicht nötig zu haben, an der Schranke stehen zu bleiben, die den Empfang von den Büros trennte. In einer Gewitterwolke selbstgerechter Wut eilte er an der Sekretärin vorbei. Schon deshalb konnte Kelly ihn nicht ausstehen. Aber sie hatte schließlich auch mit den McCaffertys ein ganz persönliches Hühnchen zu rupfen.
Vor Wut hatte der Besucher die Lippen zu einem dünnen, blassen Strich zusammengepresst und das markante Kinn stur vorgestreckt. Sie stand auf und öffnete die Tür.
„Mr. McCafferty.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Kommen Sie doch herein …“ Doch er hatte bereits die Schwelle überschritten, stand mitten in dem kleinen Zimmer und begann, unruhig hin und her zu marschieren.
„Setzen Sie sich“, bot sie an und schob ein paar Aktenordner beiseite.
Er rührte sich nicht. „Ich habe es satt, mich an der Nase herumführen zu lassen“, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen.
„An der Nase herumführen zu lassen?“
„Ja.“ Er beugte sich über die Papierstapel zu ihr hinüber. „Verdammt noch mal, ich will endlich Antworten. Seit über einem Monat liegt meine Schwester im Koma, und zwar wegen dieses Unfalls. Ich bin überzeugt, dass