: Melanie Milburne
: Vertrau der Stimme deines Herzens!
: Cora Verlag
: 9783954461424
: Julia
: 1
: CHF 1.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 144
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Wenn er seine Augen schließt, schmeckt er noch immer ihre süßen Küsse. Aber wenn er die Augen öffnet, sieht er eine Frau, die ihn damals eiskalt abservierte. Weil sie einen reichen Mann mit viel Einfluss wollte. Und das konnte er Rachel nicht bieten! Jetzt steht sie völlig erschöpft von der brennenden Sonne vor ihm, doch Alessandro verschließt sein Herz. Er ist sich sicher: Rachel braucht Geld - nur deshalb ist sie zu ihm in seine sizilianische Villa zurückgekehrt. Sie beteuert, dass alles ganz anders war. Doch das zu glauben, fällt dem stolzen Sizilianer unendlich schwer ...



Eigentlich hätte Melanie Milburne ja für ein High-School-Examen lernen müssen, doch dann fiel ihr ihr erster Liebesroman in die Hände. Damals - sie war siebzehn - stand für sie fest: Sie würde weiterhin romantische Romane lesen - und einen Mann heiraten, der ebenso attraktiv war wie die Helden der Romances. Und tatsächlich: Sie liest nicht nur Liebesromane, sie schreibt sogar selbst welche. Und ihr ganz persönlicher Held? In den verliebte sie sich schon nach der zweiten Verabredung, und bereits sechs Wochen später war sie heimlich mit ihm verlobt. Damit ihr Mann sein Medizinstudium beenden konnte, zogen sie nach Schottland. Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes wählten sie Tasmanien, diese wunderschöne Insel vor der Küste Australiens, als ihren Wohnsitz. Als ihre beiden Jungs eingeschult wurden, setzte sie ihr Pädagogik-Studium fort und machte ihren Universitätsabschluss. Zu einer ihrer letzten Prüfungen gehörte ein Vortrag über literarische Theorien mit Schwerpunkt auf dem Bereich Liebesromane. Gerade las sie in dem Klassenzimmer, das sie mit Herzen und Rosen dekoriert hatte, einen Absatz aus einem romantischen Roman vor, da flog die Tür auf, und sie traute ihren Augen nicht: Vor ihr stand ihr Mann, von dem ich annahm, dass er zu dieser Stunde im Arztkittel im OP stehen würde, im Smoking. Ihre Blicke trafen sich, dann kam er zu ihr, riss sie in seine Arme, küsste sie leidenschaftlich und verließ wortlos den Raum. Ihr Professor gab ihr eine gute Note, und ihre Mitstudentinnen sahen sie eifersüchtig an. Nun versteht jeder, dass es ihr Schicksal ist, Liebesromane zu schreiben. Doch sie hat noch eine zweite Leidenschaft: Sport. Und zwar sowohl Langstreckenlauf als auch Schwimmen. In dieser Disziplin hält sie sogar einige Rekorde, und das, obwohl sie erst als Erwachsene schwimmen gelernt hat. Ein Tipp von Melanie: Sie sehen also, ein Versuch lohnt sich. Auch wenn Sie glauben, etwas nicht zu können, versuchen Sie es einfach! Sagen Sie niemals: Das kann ich nicht. Sagen Sie: Ich kann es versuchen. Und nun wünsche ich Ihnen, dass Sie ebenso viel Spaß beim Lesen meiner Romane haben wie ich, wenn ich sie schreibe.

1. KAPITEL

Rachel wartete nun schon seit über einer Stunde auf ihren Termin mit dem finanzkräftigen Geldgeber, der in ihr Modelabel investieren wollte. Zu allem Überfluss forderte der lange Flug langsam seinen Tribut. Der Jetlag machte sich bemerkbar, und sie musste dagegen ankämpfen, dass ihr die Augen zufielen, während sie in dem eleganten Warteraum saß und eine Zeitschrift durchblätterte.

Es kam ihr wie eine halbe Ewigkeit vor, bis die Empfangssekretärin sie endlich rief und zum Büro des Vorstandschefs begleitete.

Jetzt ist es so weit, dachte Rachel und trat mit zitternden Beinen in das Büro.Alles, wofür ich so hart gearbeitet habe, hängt von diesem Moment ab.

„Es tut mir leid, Ms McCulloch“, sagte der distinguierte Herr mittleren Alters mit einem entschuldigenden Lächeln, bevor sie sich überhaupt gesetzt hatte. „Wir haben es uns anders überlegt. Unser Unternehmen wird gerade einer grundlegenden Umstrukturierung unterzogen. Daher ist das Management zurzeit nicht gewillt, in eine relativ unbekannte Modedesignerin zu investieren. Das Risiko ist einfach zu groß. Sie werden sich also woanders finanzielle Rückendeckung suchen müssen. Wir sind nicht mehr an einer Zusammenarbeit mit Ihnen interessiert.“

Voller Entsetzen sah Rachel den Vorstandschef an. „Nicht mehr interessiert?“, brachte sie dann mühsam hervor. „Aber ich dachte … in Ihrem Brief sagten Sie doch … ich bin extra aus Australien hierhergeflogen!“

Er machte eine ausladende Geste mit der Hand, als ob er den chaotischen Mailänder Verkehr draußen vor den Fenstern dirigieren würde. „Wir haben die Angelegenheit mit einem angesehenen Unternehmensberater durchgesprochen“, erklärte er, „und er hat uns von einer Investition in Ihre Modefirma dringend abgeraten. Sie werden auf andere Finanzierungsoptionen zurückgreifen müssen.“

Andere Finanzierungsoptionen? Welche bitte? dachte Rachel voller Panik. Sie musste ihr Modelabel auf dem europäischen Markt etablieren. Sollten die ganzen Anstrengungen und Schwierigkeiten der letzten Jahre umsonst gewesen sein? Sie würde vor aller Welt wieder einmal wie eine Närrin dastehen, wenn ihr ambitioniertes Projekt scheiterte. Und was noch viel schlimmer war – ohne eine Finanzspritze konnte ihre Modefirma Konkurs anmelden. Sie brauchte Geld.

Und zwar schnell.

„Und wer genau war es, der ein so kritisches Urteil über mein Unternehmen gefällt hat?“, fragte sie und runzelte leicht die Stirn.

„Es tut mir leid, aber ich bin nicht befugt, Ihnen darüber Auskunft zu geben“, kam die freundlich ausweichende Antwort.

Ein vager Verdacht beschlich sie langsam, aber sicher. „Sie sagten, es sei ein hoch angesehener Unternehmensberater.“

„Das ist richtig.“

„Handelt es sich dabei zufällig um Alessandro Vallini?“, fragte sie mit prüfendem Blick.

„Wie ich Ihnen bereits erklärt habe, Ms McCulloch, es ist mir nicht erlaubt, diese Information an Sie weiterzugeben.“

Rachel schulterte entschlossen ihre Handtasche. „Vielen Dank für Ihre Zeit“, sagte sie betont brüsk und marschierte aus dem Büro, ohne eine Antwort abzuwarten.

Es war eine Sache von ein paar Sekunden, die Adresse von Alessandro Vallinis Hauptgeschäftsstelle über die Suchmaschine ihres Handys herauszufinden. Das Taxi setzte Rachel vor einem Gebäude in bester Lage ab. Die beeindruckende klassizistische Fassade schien ein Sinnbild für den Erfolg des Mannes zu sein, der hinter dem Business stand.

Alessandro war das perfekte Beispiel für einen Selfmademan. Trotz der ärmlichen Verhältnisse, aus denen er stammte, hatte er es geschafft, sich aus eigener Kraft hochzuarbeiten und die oberste Sprosse der Karriereleiter zu erklimmen. Ihm nach so vielen Jahren gegenüberzutreten war nicht gerade das, was Rachel sich von ihrer Reise nach Italien erwartet hatte. Aber offensichtlich hatte Alessandro mit seinem unfairen und wohlkalkulierten Manöver ein Wiedersehen erzwingen wollen.

„Ich muss zu Signor Vallini“, verkündete sie der schick gekleideten Sekretärin hinter dem Empfangstresen ohne