1. KAPITEL
Callum blieb an der Türschwelle stehen und betrachtete die Frau, die vor dem Empfang auf und ab lief. Sie war ein echter Hingucker. Ihr Haar glänzte im Licht der Sonnenstrahlen, die durch das Oberlicht hereinfielen, wie pures Gold.
Als er gerade einen Schritt auf sie zu machen wollte, wandte sie sich an die Empfangsdame. „Callum Ironstone hat mich für drei Uhr hierher bestellt“, sagte sie und blickte demonstrativ auf ihre schlichte Armbanduhr. „Jetzt ist es zehn nach. Wie lange gedenkt er, mich noch warten zu lassen?“ Ihre rauchige Stimme klang ziemlich ungeduldig.
Callum hielt mitten in der Bewegung inne.Das war Miranda Owen? Völlig unmöglich! Er musterte sie von Kopf bis Fuß: Ihre schlanken Beine steckten in einer durchsichtigen schwarzen Strumpfhose, darüber trug sie einen eleganten, aber hautengen schwarzen Rock. Der dunkle Rollkragenpullover betonte die schmale Taille, und über dem Arm lag ein safrangelber Mantel.
Aus dem hintersten Winkel seines Gedächtnisses beschwor er das Bild eines molligen Teenagers in einem ausgebeulten Pullover, Jeans und dreckverschmierten gelben Gummistiefeln herauf. Die schimmernden Locken dieser Frau hatten nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem ungepflegten Pferdeschwanz, den sie früher getragen hatte, und die Zahnspange war auch verschwunden.
Callum räusperte sich vernehmlich, und die Frau fuhr herum. Ihre Blicke trafen sich, und sein Magen zog sich zusammen. Feindselig funkelte sie ihn aus ihren großen, karamellbraunen Augen an. Eines hatte sich anscheinend nicht verändert: Miranda Owen gab ihm immer noch die Schuld am Tod ihres Vaters. Doch so schnell ließ er sich nicht einschüchtern. Ungerührt ging er über den glänzenden Marmorfußboden auf sie zu. „Miranda – danke, dass du gekommen bist.“
„Callum.“
Die Art, wie sie seinen Namen regelrecht ausspie, bewies ihre tief empfundene Abneigung. Als er die Hand ausstreckte, zögerte Miranda kurz, ergriff sie dann aber mit einem entnervten Seufzen. Ihr Händedruck war fest und zupackend, die Haut dagegen wunderbar weich. Bevor Callum diese gegensätzlichen Eindrücke verarbeiten konnte, entriss sie ihm auch schon wieder die Hand.
„Warum hast du mich hergebeten?“, fragte sie ohne Umschweife.
Eine Frau, die schnell zum Punkt kam – ganz nach seinem Geschmack. „Lass uns in mein Büro gehen. Möchtest du einen Kaffee?“ Vor seinem geistigen Auge sah er, wie eine drei Jah