1. KAPITEL
Corinne McCourt stand vor ihrem Wandspiegel und betrachtete ihren nackten Körper. Sie war jetzt achtundzwanzig und besaß bei einer Größe von einssiebzig zwar keinen Körper wie eine Statue, aber sie konnte sich nicht beschweren. Ihre Beine waren dank des morgendlichen Joggens schlank und straff, und den runden festen Po hatte sie geerbt. Ihr Blick fiel auf die vollen runden Brüste, und sie wünschte sich, ihr Verlobter Tony Borgeson, der hier mit ihr zusammenlebte, würde sie wieder so wie früher begehren. Damals hatte er immer von den “aufregenden Vanillekugeln” gesprochen. Prüfend neigte sie den Kopf zur Seite.
Sie sehen immer noch aufregend aus, stellte sie fest und konnte ihre eigene Unsicherheit nicht ertragen. Was war denn passiert? Als Tony und sie sich vor fünf Jahren kennengelernt hatten, hatte er nicht genug von ihr bekommen können. Und sie hatte ihn “den Vulkan” genannt. Heute konnte sie froh sein, wenn wenigstens hin und wieder ein kleines Flämmchen loderte.
Gedankenverloren spielte sie mit ihrem goldenen Herzanhänger an ihrer Halskette. Den großen Spiegel hatte sie vor einem Monat angebracht, um wieder ein bisschen Leben in ihre Beziehung zu bringen. In einer Frauenzeitschrift hatte sie gelesen, dass so ein Spiegel das Liebesspiel wieder aufregender machen konnte.
Leider steigerte der Spiegel bei Tony nur seine Selbstverliebtheit. Jeden Morgen stolzierte er davor herum und trainierte sein Vertreterlächeln. Einmal hatte Corinne ihn darauf hingewiesen, dass niemand einen Computer kaufte, weil der Verkäufer so nett lächelte, doch davon hatte Tony nichts wissen wollen.
Jetzt sah Corinne an sich hinab und betrachtete ihren flachen Bauch. Wieso nur wollten die meisten Frauen unbedingt einen flachen Bauch haben? Corinne hätte alles dafür gegeben, endlich einen gewölbten Bauch zu haben und schwanger zu sein. Schon als Mädchen hatte sie davon geträumt, eine große Familie zu haben. So eine wie Tonys zum Beispiel, dessen italienische Großfamilie schon seit Generationen in diesem Viertel von Denver lebte. Corinne dagegen war durch die vielen Ehen und Beziehungen ihrer Mutter schon sechs Mal umgezogen, als sie neunzehn war.
Sie strich sich über den Bauch und sehnte sich nach einem Baby. Ich muss Tony dazu bringen, mich endlich zu heiraten, dachte sie. Er muss endlich Nägel mit Köpfen machen, und ich werde ihm so einheizen, dass er aufheult wie sein Ferrari namens Baby.
Es hatte Corinne immer gestört, dass er sein Auto Baby nannte, während sie sich so sehr ein eigenes Baby wünschte. Wusste er das nicht? Andererseits hatte schon ihre Mutter ihr immer gesagt, dass man einem Mann zeigen müsse, was man wollte. Reden war vergebliche Mühe. Diesen Rat hatte Corinne allerdings nicht beherzigt, denn sie war nicht so offen und ungehemmt wie ihre Mutter. Heute aber würde Corinne die Initiative ergreifen. Sie war schon ungeheuer aufgeregt, weil sie Tony zeigen würde, was sie sich wünschte. Leidenschaft und inniges Zusammensein mit ihrem Partner. Und vielleicht führte das dann auch zu einem Baby.
Corinne nickte. Ihr Plan würde dazu führen, dass sie eine verheiratete und schwangere Frau sein würde, bevor Tony auch nur sein Vertreterlächeln aufsetzen konnte.
Um ihr bei diesem Vorhaben zu helfen, hatte ihr bester Freund Kyle ihr das Buch “Weck das Tier in deinem Mann” geschenkt. Jeder Tipp in diesem Buch diente dem Ziel, das auch Corinne verfolgte. Aber die aufregenden erotischen Vorschläge darin waren für ihren Geschmack doch ziemlich verrucht. Die Sache mit dem Spiegel hatte sie schon allen Mut gekostet und sie war beim Einh