1. KAPITEL
Entsetzt starrte Maya das Teststäbchen an. Ihr Hals wurde so eng, als ob jemand ihr die Kehle zudrückte, während sich vor ihren Augen zwei blaue Striche abzeichneten.
Positiv.
Mit zitternden Beinen setzte sie sich auf den Badewannenrand und presste die Knie aneinander. Hoffnung keimte in ihr auf, erstarb jedoch sofort wieder.
Das konnte doch alles nicht wahr sein!
Konzentriert atmete sie ein und aus, dann betrachtete sie erneut das Stäbchen. Sie blinzelte mehrmals, aber die beiden blauen Striche blieben unverändert sichtbar.
Die schrille Türklingel riss sie aus ihren Gedanken, und Maya sprang abrupt auf. Ihr Herz hämmerte wie wild in ihrer Brust, und sie musste sich auf den nebeneinanderliegenden Waschbecken abstützen, um sich zu sammeln.
Gonzo sprang schon freudig bellend am Eingang herum, doch auch ohne seine sichtbare Begeisterung wusste Maya, wer dort vor der Tür stand. Niemand betätigte die Klingel so forsch wie ihr zukünftiger Exgatte Giorgio Sabbatini. Er drückte viel zu lange und viel zu kräftig, ein Mann, der kein Nein akzeptierte.
Maya setzte eine betont kühle Miene auf und öffnete die Tür. „Giorgio“, begrüßte sie ihn und hoffte, ihre Stimme würde ihren wahren Gemütszustand nicht verraten. „Ich dachte, du schickst einen deiner Angestellten, um Gonzo abzuholen. So war es doch vereinbart, oder?“
„Heute wollte ich aber persönlich vorbeikommen.“ Er bückte sich, um dem aufgeregten Tier die Ohren zu kraulen. Danach richtete Giorgio seinen dunklen, spöttischen Blick auf Maya. „Ich bin überrascht, dich überhaupt zu Hause anzutreffen. Bist du gar nicht mit deinem englischen Liebhaber unterwegs? Wie war sein Name noch gleich? Hugh? Herbert?“
Sie biss sich von innen in die Wange und wünschte sich nicht zum ersten Mal, sie wäre niemals auf das blöde Blinddate eingegangen, das ihre Yogafreundin für sie arrangiert hatte. „Howard“, stellte Maya richtig. „Und es war nicht so, wie die Presse es darstellt.“
Zynisch zog er eine Augenbraue hoch. „Dann hat er dir also nicht in seinem Apartment die Klamotten vom Leib gerissen und sich mit dir vergnügt?“
Ihr Blick wurde giftig. Mit Schwung knallte sie die Tür zu. „Nein. Das ist doch wohl eher dein Stil!“
Sein gleichgültiges Lächeln war eine einzige Beleidigung. „Du warst immer bei mir,cara“, raunte er mit tiefer Stimme, die Maya einen schaurigwohligen Schauer über die Haut jagte.
Hastig wandte sie sich ab, damit Giorgio nicht bemerkte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. Sie schämte sich für ihr Verhalten auf der Hochzeitsfeier seines Bruders und wusste bis heute nicht, was sie sich dabei gedacht hatte. War es der Champagner oder der Herzschmerz wegen der Trennung gewesen? Abschiedsnacht nannte man das wohl. Es hatte jedenfalls nichts zu bedeuten, vor allem für ihn.
Laut der letzten Schlagzeilen traf er sich zur Zeit mit einem Unterwäschemodel aus London. Diese Nachricht hatte Maya tief getroffen, aber sie würde eher sterben, als das vor Giorgio zuzugeben.
Er trat dicht hinter sie, und Maya atmete den Duft seines zitrusfrischen Rasierwassers ein – und den unverkennbar männlichen Duft seiner Haut. Wie sehr sie diesen Geruch liebte! Obwohl Maya sich geschworen hatte, ihre Sinne totzustellen, sobald ihr zukünftiger Exmann in der Nähe war … ihr Körper reagierte trotzdem auf Giorgios Nähe. Ihr Herz setzte beinahe aus, als er seine Hände auf Mayas Schultern legte.
„Du riechst gut“, sagte er und neigte den Kopf so weit, bis seine Lippen beinahe ihren Nacken berührten. „Trägst du ein neues Parfüm?“
Mü