1. KAPITEL
„Hören Sie … Es tut mir leid, wie war Ihr Name noch mal?“
Jane Kurtz legte den Pinsel zur Seite, mit dem sie gerade ein perfektes Make-up auf die pickelige Haut der Möchtegernprominenten Casey Campella zauberte, die an diesem Tag zu Gast in der Talkshow „Just Between Us“ war. „Ich heiße Jane.“
„Ach ja, richtig.“ Casey rümpfte die Nase. „Also, hören Sie, ich möchte auf keinen Fall orange auf dem Bildschirm aussehen. Ich habe viele Freunde und Verwandte hier in Atlanta, und die werden sich alle die Show anschauen.“
Klar, dachte Jane. Weil es um Tipps geht, wie man sein eigenes Sexvideo dreht. So wie jenes, das von Casey und ihrem Freund derzeit im Internet kursierte. Jane biss sich auf die Zunge, um eine spitze Bemerkung zu unterdrücken. Stattdessen sagte sie beruhigend: „Ich verspreche Ihnen, dass Sie nicht orange aussehen werden, Miss Campella. Aber Sie müssen schon stillhalten, damit ich meinen Job bestmöglich machen kann.“
Casey rümpfte noch einmal die Nase und ließ die Prozedur weiter über sich ergehen.
Seufzend griff Jane nach dem Pinsel und konzentrierte sich darauf, das feine Make-up-Puder makellos auf dem Gesicht der jungen Frau zu verteilen, die zwar einen unreinen Teint, dafür aber aufregende Kurven hatte. Die vollbusige Blondine hatte sogar einen Fanklub und eine eigene Website.
Als die Grundierung fertig war, widmete sich Jane Caseys dunkelblauen Augen, die sie mit falschen Wimpern, Lidschatten und Eyeliner geschickt betonte. Auf die Wangen trug sie nur einen Hauch Puder mit Glanzpartikeln auf. Dann kam die größte Herausforderung. Jane musste aus den bleistiftdünnen Lippen die Illusion eines Schmollmundes mit klaren Konturen erschaffen. Dazu wählte sie ein blaustichiges Rot aus, das die nikotingelben Zähne der jungen Frau so weiß wie möglich wirken ließ. All dies tat sie, während Casey mit ihrem Freund telefonierte, der, wenn man aus Caseys Antworten Schlüsse ziehen konnte, genauso unreif zu sein schien wie das kichernde Starlet – und höchstwahrscheinlich am anderen Ende der Leitung gerade dabei war, sich selbst zu befriedigen.
„Ich habe letzte Nacht von dir geträumt, Baby … Nein, ich zuerst … Okay, dann erzähl … Oh, das ist so scharf, dass ich es kaum aushalte … uh! … Ich bin so verdammt heiß auf dich …“
Neben Frust und Verlegenheit empfand Jane plötzlich einen Stich von Eifersucht. Wie mochte es sich anfühlen, wenn ein Mann so verrückt nach einem war, dass er einen anrief, um schmutzige Sachen zu sagen?
„Fünf Minuten“, rief ein Produktionsassistent durch die Tür, und Casey machte ihm ein Zeichen, dass sie verstanden hatte.
„Es geht los, Baby. Nimm die Show bloß auf DVD auf. Wir schauen sie uns dann zusammen an.“
Nach kurzem Schweigen lachte Casey heiser, und es war klar, was die beiden tun würden, während auf dem Bildschirm zu sehen und zu hören war, wie sie ihr Sexleben in der heißesten Talkshow des Lokalsenders vor Publikum ausbreitete.
Jane musste sich beherrschen, nicht die Augen zu verdrehen. Sie vermutete, dass ein weiteres Sexvideo in Planung war.
Casey beendete das Gespräch, dann beugte sie sich vor, um ihr Make-up im hell beleuchteten Spiegel von jedem Winkel aus zu betrachten. Sie runzelte die Stirn.
„Gibt es ein Problem, Miss Campella?“, fragte Jane.
„Nein. Im Gegenteil, ich sehe klasse aus.“
Jane lächelte und nickte. „Ich freue mich, dass Sie zufrieden sind.“
„Ich danke Ihnen, äh … Wie war Ihr Name noch mal?“
„Jane.“
„Richtig.“ Casey stand auf und riss sich den Papierumhang vom Hals, der das rote Minikleid im Trenchcoatstil schützte, das Jane aus der Requisite ausgewählt hatte. Das kurvenreiche Starlet drehte sich vor dem großen Spiegel hin und her und zwinkerte sich zu, dann musterte es Jane von oben bi