1. KAPITEL
Sam wusste genau, wer hinter ihren Stuhl getreten war, noch bevor sie die Hände auf ihren Schultern spürte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, doch es gelang ihr, ein gelassenes Lächeln aufzusetzen, bevor sie sich umdrehte. Inzwischen war sie Expertin darin geworden, ihre wahren Gefühle zu verbergen, obwohl es ihr wirklich nicht leichtfiel. Entschieden wehrte sie sich gegen den Anflug von Selbstmitleid.
Samantha Maguire, das Schicksal hat dich nicht als Zielscheibe für besondere Grausamkeit auserkoren. Tagtäglich werden Herzen gebrochen. Also lebe damit.
Und das gelang ihr eigentlich recht gut. Sie war der beste Beweis dafür, dass es ein Leben nach einem gebrochenen Herzen geben konnte. Nicht, dass sie das Unglück einer unerwiderten Liebe verharmlosen wollte. Wenn der Mensch, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen will, eine andere heiratet, lässt sich das nicht über Nacht verwinden, ja nicht einmal in zwei Jahren.
Notgedrungen hatte sie einen Schutzwall errichtet. Inzwischen gab es Tage, an denen es ihr gelang, stundenlang nicht an Jonny Trelevan zu denken. Natürlich wäre sie leichter über ihn hinweggekommen, wenn sie ihn völlig aus ihrem Alltag hätte verbannen können. Aber das war so gut wie unmöglich. Dazu bestanden einfach zu viele gesellschaftliche Verbindungen.
Die Familien Trelevan und Maguire waren bereits seit ewigen Zeiten Freunde und Nachbarn in dem kleinen Ort an der Küste von Cornwall, in dem Sam geboren und aufgewachsen war. Jonnys Zwillingsschwester Emma zählte zu ihren besten Freundinnen; seit heute waren sie und Jonny sogar gemeinsam Taufpaten von Emmas erstgeborener Tochter Laurie.
„Hier hast du dich also versteckt.“ Er beugte sich zu ihr hinab und küsste sie sanft auf die Wange.
Die unerwartete Geste überraschte sie. Normalerweise neigte er nicht zu Berührungen, zumindest nicht ihr gegenüber. Sie ahnte, dass sich für einen flüchtigen Moment auf ihrem Gesicht ihre Empfindungen spiegelten. Rasch senkte sie den Kopf und widmete sich ihrem Patenkind, das sie auf dem Schoß hielt. Sie tippte Laurie mit einem Zeigefinger liebevoll auf die Stupsnase und erntete dafür ein fröhliches Glucksen.
Einen Augenblick später, als Sam sich wieder gefasst hatte und den Kopf hob, fing sie einen rätselhaften Blick von Alessandro Di Livio auf, der ein wenig abseits von den übrigen Gästen in einer Ecke des Raumes stand. Sie erstarrte. Ihr Lächeln schwand.
„Ein wenig abseits“ passte haargenau zu diesem Menschen, der sich stets so distanziert gab, dass es an Unhöflichkeit grenzte. Bei einem and