1. KAPITEL
„Du kannst nicht ewig ein Feigling sein!“
Carlie lachte trotz ihrer Nervosität. „Hör auf, mir zuzusetzen, Brenda. Du wirst mich nicht dazu bringen, mich in diesem Aufzug ins Gewühl zu stürzen!“
„Stürzen? Du bist bereits zehn Minuten zu spät.“ Carlie hatte hinter dem Haus geparkt, in sicherer Entfernung vom Strom der Besucher auf dem Weg zur Party. Bunte Lichterketten beleuchteten den Pool und das Poolhaus, obwohl das Wetter viel zu kühl zum Schwimmen war.
„Das ist deine Schuld. Was hast du dir bloß dabei gedacht, ein Kostüm auszusuchen, das so … so …“ Carlie fand gar keine Worte, um das knappe Haremskostüm zu beschreiben, das ihre beste Freundin für sie ausgesucht hatte. Wenn sie schon unbedingt zu Brendas alberner Halloweenparty gehen musste, hätte sie sich als Kürbis oder Hexe verkleiden können oder als was auch immer. Doch niemals hätte sie selbst ein solch freizügiges Kostüm gewählt.
„Na und? Du siehst fantastisch aus. Was ist so schlimm daran? Ich möchte, dass du heute Abend Spaß hast. Geh einfach mal ein bisschen mehr aus dir heraus, und misch dich unters Volk. Rede mit den Leuten.“
„Mit den Männern, meinst du?“ Carlie schüttelte den Kopf. „Ich bin keine Einsiedlerin, Brenda. Meine Schüler und die Arbeit in der Schule beschäftigen mich mehr als genug.“ Noch einmal schaute sie zweifelnd an sich herab. „Was hast du dir bloß dabei gedacht?“
„Du sagtest, du hättest keine Zeit, dir selbst ein Kostüm auszusuchen.“ Brenda zog die Schultern hoch. „Im Übrigen gibst du eine sehr verführerische Haremsdame ab. Die Junggesellen auf der Party werden dir keine Ruhe lassen. Und dir wird es guttun, einzusehen, wie attraktiv du sein kannst, wenn du dich nicht hinter diesen scheußlichen Faltenröcken und Jacketts versteckst.“
Carlie stöhnte innerlich. Sie fühlte sich alles andere als attraktiv. „Zur Schau gestellt“ war eher der richtige Ausdruck dafür. Vor allem jedoch kam sie sich absurd und lächerlich vor. „Und welche Junggesellen hast du eingeladen, wenn ich fragen darf?“
Brenda winkte ab. „Du kennst sie alle, glaube ich. Jasons Partner, einige Nachbarn, Freunde … und Tyler.“
Carlie erstarrte für den Bruchteil einer Sekunde, dann runzelte sie die Stirn. „Tyler Ramsey geht auf ein Kostümfest? Ich hätte nicht gedacht, dass dein berüchtigter Schwager sich dafür hergibt, zu einer derart …“
„Mach dich nicht über meine Party lustig, Carlie.“
„Das tue ich auch nicht. Ich dachte bloß, elegante Banketts in teuren Hotels wären mehr sein Stil.“ Carlie konnte sich Tyler nicht verkleidet vorstellen. Er wirkte immer so korrekt … und hatte stets eine sehr kultivierte, sehr elegante Frau an seinem Arm.
„Tyler ist gekommen, weil Jason ihn eingeladen hat und er seinen Bruder nie enttäuschen würde.