1. KAPITEL
„Nicht schon wieder!“ Kain Gerard blickte seine Tante liebevoll und zugleich nachsichtig an.
„Es ist nicht Brents Schuld! Er ist nur …“, begann sie leicht beleidigt.
„Er ist ein Dummkopf, was Frauen betrifft“, unterbrach Kain sie. „Er verliebt sich immer in die falsche Frau, überhäuft sie mit Geschenken und verspricht ihr ewige Liebe. Wenig später merkt er, dass er nichts mit ihr gemeinsam hat. Also trennt er sich, und sie hat nichts Besseres zu tun, als sich an die Medien zu wenden, um Kapital aus der Sache zu schlagen.“
„Er ist eben leicht zu begeistern“, verteidigte Amanda Gerard ihren Sohn zaghaft. „Er weiß noch nicht, was er wirklich will.“
Kain zog die Augenbrauen hoch. „So? Ich bin der Meinung, das weiß er sehr genau.“ Sein Cousin bevorzugte eindeutig langbeinige Frauen mit üppigen Brüsten und verführerischen Lippen, alles andere war eher unwichtig. „Weshalb machst du dir eigentlich Gedanken? Seine Affären sind doch immer nur von kurzer Dauer.“
„Kain, vergiss nicht, er hat gerade seine Internetfirma für mehr als zwanzig Millionen Dollar verkauft, darüber wurde in den Medien ausführlich berichtet.“ Sie zögerte kurz, ehe sie hastig fortfuhr: „Diese Frau entspricht ganz und gar nicht seinem Typ. Sie ist nicht nur älter als er, sie kommt auch nicht aus der Modelszene oder dergleichen.“
„Du meinst also, sie interessiert sich wirklich nur für sein vieles Geld?“
„Brent ist für seinen großzügigen Umgang mit Geld bekannt“, erinnerte Amanda ihn.
„Gibt es denn irgendwelche konkreten Hinweise dafür, dass sie es auf sein Geld abgesehen hat?“
Obwohl Kain über eine brillante Intelligenz verfügte und ein unglaublich erfolgreicher Unternehmer war, kam er seiner Tante nicht zum ersten Mal sehr wirklichkeitsfremd vor. Dabei war er mit seiner Größe von eins fünfundachtzig, seinen breiten Schultern, dem muskulösen Körper, den geschmeidigen Bewegungen und der faszinierenden Ausstrahlung ein Traummann, der mit beiden Beinen auf der Erde stand.
Brent war ebenfalls ein gut aussehender Mann, aber sogar Amanda, die ihren Sohn geradezu abgöttisch liebte, gestand sich insgeheim ein, dass er seinem Cousin nicht das Wasser reichen konnte.
„Hier“, sagte sie und reichte ihrem Neffen ein Foto.
Aufmerksam betrachtete er es. „Sie sieht wirklich ganz anders aus als Brents bisherige Freundinnen. Wie heißt sie?“
„Sable Jane Martin.“
„Sable? Das ist doch kein Vorname.“
Seine Tante zuckte nur die Schultern. „Wie auch immer. Sie ist mindestens fünf Jahre älter als Brent. Immerhin klammert sie sich nicht an ihn wie eine Ertrinkende und wirft ihm auch keine schmachtenden Blicke zu. Aber wenn er von ihr erzählt, gerät er ins Schwärmen.“
„Und wo ist das Problem?“ Kain liebte seine Tante sehr, sie hatte ihn nach dem Tod seiner Eltern großgezogen, doch dass sie ihren einzigen Sohn ständig behüten und beschützen wollte, als wäre er ein kleines Kind, missfiel ihm.
Natürlich gab er sich keinen Illusionen hin, was seinen Cousin betraf. Brent war ein verwöhnter junger Mann. Mit seinem guten Aussehen und seiner offenen, sympathischen Art lagen ihm die Frauen praktisch zu Füßen. Wahrscheinlich faszinierte ihn die kühle Distanz, die diese Sable ausstrahlte.
„Vielleicht ist er einfach froh, eine Frau gefunden zu haben, mit der er sich unterhalten kann“, meinte er leicht ungeduldig.
„Also ich weiß nicht. Immerhin war ihr Vater Alkoholiker.“
„Für ihren Vater ist sie nicht verantwortlich.“
Amanda verzog das Gesicht. „Das ist mir klar. Aber man kann davon ausgehen, dass sie selbst auch ein ernsthaftes Problem h