1. KAPITEL
Rowena biss die Zähne zusammen. Sie war kurz davor, die Geduld zu verlieren. „Nur noch eine letzte Frage“, sagte sie.
„Die letzte Frage? Wirklich? Gott sei Dank“, murmelte der Mann neben ihr.
Er würdigte sie keines Blickes, sondern griff in die Jackentasche und holte sein Handy heraus. Offenbar brach für ihn eine Welt zusammen, wenn er nicht in den nächsten drei Sekunden telefonieren konnte.
Rowena ging davon aus, dass er sie als den steifen, konservativen und uninteressanten akademischen Typ eingeordnet hatte, der sie meistens auch sein wollte. Um diesen Eindruck eventuell zu korrigieren, hätte er sie zumindest noch einmal anschauen müssen. Aber das tat er nicht.
Sie ignorierte sein unhöfliches Benehmen. „Mögen Sie Grillpartys?“
„Ob ichwas mag?“
„Man lädt Freunde ein. Es gibt Salate und Bier. Und das Fleisch wird auf einem Grill gegart.“
„Ich weiß, was eine Grillparty ist, Dr. Madison.“ Jetzt schaute er ihr doch noch ins Gesicht, wenn auch nur kurz. „Hören Sie, ich bin ein beschäftigter Mann …“
„Ja. Und Sie sind genau der Typ Mann, den ich nicht mag“, unterbrach sie ihn ohne nachzudenken. Die Worte sprudelten einfach aus ihr heraus. In kühlem Ton fuhr sie fort: „Ich sehe, dass Sie beschäftigt sind. Scheinbar ist das unglaublich wichtig. Im Gegensatz zu mir. Sie müssen nicht auch noch mit Ihrem Handy herumspielen.“
Wütend warf sie das Klemmbrett mit ihren handschriftlichen Notizen auf die alte Hobelbank, die ohne erkennbaren Grund auf der Veranda stand. Die Zettel flatterten im Wind. Jetzt steckte Ben Radford sein Handy wieder ein und trat schockiert einen Schritt zurück.
Eine Maus, die wie eine Löwin brüllte? Darauf war er nicht gefasst gewesen.
Seine Reaktion amüsierte Rowena. Vor Staunen stand ihm der wohlgeformte Mund für einen Moment offen, bevor er ihn irritiert zuklappte und sich mit seinen schlanken Fingern den Nacken rieb. Er sah umwerfend aus und war ebenso gekleidet. Man sah ihm seinen Erfolg buchstäblich an. So einen Mann aus der Fassung zu bringen, wenn auch nur für ein paar Sekunden, war ein ausgesprochen gutes Gefühl, fand Rowena.
Sollte sie ihn noch etwas mehr reizen oder in ihr warmes, vertrautes Mauseloch zurückkriechen?
Rowena folgte ihrem Instinkt.
„Sie haben dieses außergewöhnliche, wundervolle historische Anwesen gekauft“, begann sie. „Für mindestens zwanzig Millionen, vermute ich. Und Sie haben mich gebeten, Sie bei der Restaurierung des Gartens zu beraten. Sie wissen, dass meine Honorarsätze, meiner Kompetenz entsprechend, hoch sind.“
Bleib beim Thema, ermahnte sie sich.
„Ich versuche, Ihre Prioritäten auszuloten, Ihr Budget und Ihre Interessen. Wie wichtig ist Ihnen das historische Vorbild? Wie wollen Sie den Garten nutzen? Wie viel Geld wollen Sie ausgeben? All das sind entscheidende Punkte. Trotzdem haben Sie von Anfang an deutlich gemacht, dass ich Ihnen auf die Nerven gehe und Sie wichtigere Dinge zu tun haben.“
„Dr. Madison …“
„Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie mich um diesen Termin heute gebeten haben? Ich frag mich allerdings, warum. Bestellen Sie doch lieber einen Bulldozer, etwas Rollrasen und eine Wagenladung Geranien.“
Wütend nahm sie ihr Klemmbrett von der Hobe