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Er wirft einen Blick auf das Display seines Handys, kontrolliert, ob es einen Anruf anzeigt, denn plötzlich hat er ihre Stimme im Ohr, Vorfreude und Erwartung,Ja, Reider?, doch seine Sorge ist unbegründet, denn Margareth nimmt längst nicht mehr seine Anrufe entgegen, umsonst betätigt er die Tastensperre, als er das Café betritt. Sie hört nicht mit, als die Tür hinter ihm zuschnappt und das laute Gewimmel der Passanten aussperrt, sie merkt nicht, dass sein Schritt ganz samten geworden ist und die Schuhsohlen nicht mehr auf den Pflastersteinen klacken, sie glaubt nicht, plötzlich einzutauchen in ein abgedichtetes Aquarium, in welchem alle Geräusche gedehnt werden und sich durch einen Widerstand kämpfen bis an ihr Ohr, das Tassenklirren an den im Raum verteilten Tischchen, die Rufe der Bedienerinnen, welche die Bestellungen aufgeben, und die verhaltenen Stimmen der Gäste.
Er bleibt auf dem zweiten Treppenabsatz stehen, lässt seinen Blick suchend im Raum umherschweifen. Sie haben kein Erkennungszeichen vereinbart, kein Kleidungsstück, keinen besonderen Sitzplatz, kein auf das Tischchen abgelegtes Indiz, das ihm jetzt über eine Verlegenheit hinweghelfen könnte, gerade so, als sähen sie sich das erste Mal. Er erinnert sich an die junge Frau, so wie er sie vor zehn Jahren kennen gelernt hat, und diese Erinnerung hat sich in den letzten Tagen unlösbar in seine traurigen Gedanken gemischt, dass er sie nicht aufgeben möchte, auch nicht für die Wirklichkeit: Maria, hier, zehn Jahre älter, an einem Tischchen. Aber wahrscheinlich ist sie schon weg, wurde sie es leid, bei jedem Bimmeln zur Tür zu schauen in der Hoffnung, er wäre es, wahrscheinlich hat sie das Warten aufgegeben und das Café wieder verlassen.
Er legt sich eine Entschuldigung zurecht: Maria, ich konnte nicht eher weg.
Margareth, horchend am Hörer, hätte ihn sofort durchschaut, den übereifrigen Ton in seiner Stimme bemerkt und ihn zu deuten gewusst: Wie verlogen deine Entsch