1. KAPITEL
Casey Westmoreland machte einen Schritt in den Stall hinein und blieb augenblicklich stehen, so fasziniert war sie vom warmen Klang der verführerischen maskulinen Stimme, die leise auf einen riesigen schwarzen Hengst einsprach. Aber noch mehr faszinierte Casey der Mann, der das Tier striegelte.
McKinnon Quinn.
Ihrer Meinung nach war er umwerfender, als einem Mann überhaupt zustand. In seinen Adern floss nicht nur das Blut der Blackfoot-Indianer, sondern auch das der amerikanischen Kreolen, und Casey hätte noch Stunden einfach so dastehen und ihn bewundern können.
McKinnon war groß, kräftig gebaut, und sein schwarzes Haar war dicht gelockt. Unter seinem blauen Hemd verbarg sich ein breiter Brustkorb, und die ausgeblichenen Jeans umschmeichelten einen knackigen Po, der Casey fast den Atem nahm, als McKinnon sich vorbeugte, um die Bürste gegen einen Kamm auszutauschen. Er brauchte sich gar nicht umzudrehen, da sie seine Gesichtszüge bereits kannte, denn sie hatten sich ihr schon beim ersten Mal tief ins Gedächtnis eingegraben. Er besaß ein ebenmäßiges, sehr männliches Gesicht mit dunklen Augen, hohe Wangenknochen, einen Teint, den man geradezu als golden bezeichnen musste, eine gerade Nase, ein energisches Kinn und volle Lippen. Casey holte tief Luft und spürte, dass sie errötete, wenn sie an diese Lippen nur dachte und an ihre geheimen Fantasien, in denen sie davon träumte, was man mit diesen Lippen alles anstellen könnte.
Außerdem wusste sie über McKinnon Quinn, dass er vierunddreißig Jahre alt war und gemeinhin als einer der begehrtesten Junggesellen von Bozeman und Umgebung angesehen wurde. Allerdings hatte sie auch gehört, dass ihm sein Junggesellenstatus durchaus lieb war und er keine Absicht hatte, in naher Zukunft etwas daran zu ändern. Auch wenn sein bester Freund und Caseys Cousin, Durango Westmoreland, gerade geheiratet hatte.
Seit sie sich vor zwei Jahren das erste Mal getroffen hatten, schätzte Casey McKinnon als einen ruhigen und kontrollierten Menschen ein. Obwohl er mit ihren Cousins gut befreundet war, vermittelte er etwas Unnahbares, so als gäbe es nur wenige Menschen, die er wirklich an sich heranließ. In seiner Gegenwart hatte sie stets das Gefühl, unter Beobachtung zu stehen, aber seine Blicke fühlten sich trotzdem irgendwie an wie ein Streicheln.
„Sind Sie da angewurzelt, oder wollen Sie mir sagen, was Sie wollen?“
Seine tiefe, schneidende Stimme riss Casey aus ihren Gedanken, und sie fragte sich, ob er über Augen im Hinterkopf verfügte. Sie hätte schwören können, nicht das geringste Geräusch gemacht zu haben, und doch hatte er ihre Anwesenheit gespürt.
„Ich weiß, wie wichtig das Striegeln ist, und wollte nicht stören“, antwortete Casey schließlich.