1. KAPITEL
Damaso sah sie, und sofort blieb ihm die Luft weg.
Er, dem alle Frauen dieser Welt zu Füßen lagen. Und das, seit er denken konnte. Also nochbevor er seine erste Million gemacht hatte.
Wie lange war es her, dass eine Frau sein Herz hatte schneller schlagen lassen? Er hatte sie alle gehabt – Diven und Herzoginnen, Models und Madonnen. Es waren Touristinnen gewesen, die sein Land besuchten. Und er erinnerte sich noch gut an die heiße Tangotänzerin, deren geschmeidiger Körper ihn in seinen jungen Teenagerjahren fast um den Verstand gebracht hatte. Keine der Frauen hatte eine solche Wirkung auf ihn gehabt wie sie. Sie war einzigartig.
Und jetzt war sie endlich allein. Ohne die Horde Männer, die sie sonst umzingelte. Überrascht beobachtete er, wie sie sich auf den feuchten Boden des Regenwalds kniete, um eine Blume zu fotografieren. Sie war so konzentriert, dass sie ihn nicht einmal bemerkte.
Das war neu für Damaso. Er war es gewöhnt, dass Frauen ihn mit Aufmerksamkeit nur so überschütteten. Es irritierte ihn, dass sie so gleichgültig schien, während er völlig auf sie fixiert war. Er konnte kaum den Blick von ihr abwenden. Und sie hatte ihm nicht mehr als ein kurzes, dafür aber umwerfendes Lächeln zugeworfen.
Fasziniert trat er näher an sie heran. Ignorierte sie ihn absichtlich, um seine Neugier anzustacheln? Wusste sie, dass er es vorzog, die Rolle des Jägers zu übernehmen?
In seiner Welt wimmelte es geradezu vor hübschen Blondinen. Und doch war bei ihr alles anders. Er hatte es von Anfang an gespürt. Als sie klitschnass, aber über das ganze Gesicht strahlend aus dem Boot gestiegen war nach der Wildwassertour. Es war ein Gefühl, das er nicht kannte. Ein Gefühl von Verbundenheit.
War es ihre grenzenlose Energie, die ihn so beeindruckte? Das spitzbübische Funkeln in ihren Augen, wenn sie wieder einmal ihren hübschen Hals riskierte auf der abenteuerlichen Trekkingtour? Oder ihr sexy Lachen, das einen animalischen Trieb in ihm weckte? Vielleicht war es auch nur die Courage einer Frau, die sich für keine Herausforderung zu schade war bei dieser Tour, die darauf ausgelegt war, das müde Interesse der übersättigten Reichen zu wecken.
„Marisa. Da bist du ja. Ich hab dich schon überall gesucht.“ Der junge Bradley Saltram war aus dem Unterholz vor ihnen aufgetaucht und hockte sich neben sie. Er sah aus wie achtzehn, war jedoch ein kleines Computergenie und setzte bereits siebenstellige Summen im Jahr um. Und jetzt erinnerte er Damaso an einen übergroßen Welpen, der kurz davor war, sich sabbernd über das saftige Stück Fleisch vor ihm herzumachen.
Damasos Kiefer verspannte sich, als er sah, wie Saltram sie mit seinen Blicken verschlang. Wie er sich gar nicht losreißen konnte vom Anblick ihres runden Pos, während sie vor ihm kniete und mit der Kamera hantierte.
Marisa wandte den Kopf ein wenig zur Seite, und aus diesem Winkel sah Damaso, was Saltram nicht sehen konnte. Ihren entnervten Blick und ihr tiefes Luftholen, als müsste sie Kraft sammeln, damit sie nicht die Geduld verlor.
„Bradley! Ich hab dich ja seit Stunden nicht gesehen.“ Sie schenkte dem jungen Mann ein falsches Lächeln, doch das schien ihn in keiner Weise einzuschüchtern. In seinem Übereifer streckte er ihr die Hände entgegen, um ihr aufzuhelfen, obwohl klar war, dass sie gar keine Hilfe benötigte. Damaso hatte noch nie eine Frau gesehen, die sich so anmutig bewegte.
Saltram legte die Hand auf ihren Arm, und Marisa lächelte den jungen Mann an.
In diesem Moment juckte es Damaso in den Fingern, diesen verdammten Typen einfach zur Seite zu stoßen.
Doch Marisa schien sich mit der Situation arrangiert zu haben und zeigte sich nicht im Mindesten beeindruckt, dass Saltram ihr ohne jede Hemmung ins Dekolleté starrte.
Sie trug eine knappe kurze Hose und Wanderstiefel. Ihre schlanken gebräunten Beine erweckten seinen eigenen Hunger. Damaso schluckte. In der Luft hing der betörende Duft grüner Äpfel.
Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich, als er feststellte, dass es ihr Duft war, der ihm in die Nase stieg. Wie konnte das sein? Er war viel zu weit weg, um ihren Körperduft wahrzunehmen.
Jetzt beobachtete er, wie sie sich umwandte und sich von Saltram den Weg hinunter führen ließ. Ihr langer Pferdeschwanz wippte mit jedem ihrer Schritte über ihren schmalen Rücken. Seit einer Woche hatte Damaso ihre golden glänzenden Haare berühren wollen, um herauszufinden, ob sie so weich waren, wie sie aussahen.
Doch er hatte sich zurückgehalten. Er hatte genug von diesen zickigen Frauen, die mehr wollten, als er bereit war zu geben.
Aber sie würde keine Forderungen stellen, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf verführerisch.Außer im Bett.
Prinzessin Marisa von Bengarien hatte einen recht zweifelhaften Ruf.