1. KAPITEL
W äre mein Leben eine romantische Komödie, ich wäre nicht der Star.
Ich wäre die geistreiche, witzige Freundin, die der Reese-Witherspoon-Figur erklärt, dass sie ihrem Herzen folgen soll, und ich würde von America Ferrera gespielt, Hollywoods Version von einem hässlichen Entlein. Aber ich hatte keine Angst davor, nicht den gesellschaftlichen Schönheitsidealen zu entsprechen; ich verspürte auch nicht den geheimen Wunsch, meine Brille abzunehmen und meine Haare zu schütteln, sodass der Mann, den ich insgeheim liebte, erkennen würde, wie schön ich eigentlich war. In meinen Augen machte mein Aussehen die Sache leicht. Jeder, der mit mir zusammenkam, wollte ohne Frage wirklichmich. Doch im Moment rangierte Romantik sowieso an letzter Stelle auf meiner To-do-Liste.
„Du bist zu wählerisch“, sagte Max.
Er lag auf dem Fußboden in meinem Zimmer und überflog auf seinem Tablet seine E-Mails, während unsere zukünftige Exmitbewohnerin Nadia mithilfe ihres Freundes gerade dabei war, ihre letzten Habseligkeiten nach unten zu schaffen. Die andere Hälfte meines Raums war deswegen inzwischen sehr leer. Brummig warf ich ein Plüschtier in Form eines Erkältungsbazillus nach Max, aber er wehrte es mit beeindruckenden Reflexen ab, ohne seine Tätigkeit an dem Tablet zu unterbrechen. Er hatte auf dem Campus Zettel mit der Beschreibung des Zimmers und seiner E-Mail-Adresse verteilt, um eine neue Mitbewohnerin für unser Apartment zu finden.
„Tausch mit mir. Du kannst dir mit Angus das große Zimmer teilen und dann wen auch immer ihr wollt nebenan einquartieren.“
Wie erwartet, lehnte er ab. „Wir werden weitergucken. Wie wäre es hiermit? ‚Hey, ich heiße Kara. Ich studiere Sport im zweiten Semester und arbeite nebenbei im Kelvin’s. Ich habe euren Flyer gesehen und würde euch gerne kennenlernen. Mein Vermieter hat meine Wohnung verkauft, und nun suche ich etwas Neues.‘ Sie klingt nett. Und sie hat sogar alle Wörter richtig geschrieben.“
Ich tat so, als dächte ich darüber nach. „Ja, grundlegende Kenntnisse in Rechtschreibung sind mir wichtig. Setz sie auf die Rückrufliste.“
„Du klingst, als würden wir hier die Schauspieler für einen Film casten.“
„Das hier ist wesentlich wichtiger“, erinnerte ich ihn. „Dieser Mensch wird in meinem Zimmer wohnen und mich vermutlich beim Schlafen beobachten.“
„Ich wünschte, ihr würdet euch helfen lassen“, meinte Nadia, die hereingekommen war, weil sie ihre letzte Kiste holen wollte.
Ty, ihr großer, rothaariger Freund, nahm ihr einen der Kartons ab. Sein vier Jahre alter Sohn rannte im Wohnzimmer herum, wo Angus saß, den das allerdings nicht zu stören schien. Ich winkte den beiden zu, stand aber nicht auf. Um ehrlich zu sein, war ich etwas angespannt wegen Nadias Umzug, auch wenn sie nur eine Etage tiefer zog. In den sechs Monaten seit meinem Einzug waren