2. Kapitel
"Bereit? Auf drei. Eins …", brüllte Malcolm zwei Stunden später über das Kampfgetöse hinweg. Diese verfluchten Burgbewohner kämpften mit dem Mut der Verzweiflung. Dass der Pelz seines Umhangs mittlerweile versengt war und sein Arm mit verfaulten und zermatschten Quitten Bekanntschaft gemacht hatte, schürte nur noch seinen Zorn.
Der Teufel sollte den jungen Will Beaumont holen, dass er so viele Leben in einer Schlacht riskierte, die er niemals würde gewinnen können.
"Zwei …" Mit dem letzten Stoß der Sturmramme würden sie den äußeren Wall der Festung durchbrechen, und dann wären die Bewohner von Beaumont in der Burg gefangen und Malcolm auf Gnade und Verderb ausgeliefert.
"Drei!" Zwölf Männer mit Malcolm an der Spitze wuchteten den Rammbock auf die Schultern und rannten erneut gegen das Tor an.
Ein durch Mark und Bein gehendes Knirschen ertönte, als die schweren Eichenbalken nachgaben. Der Sieg schien zum Greifen nah. Beaumont war eine über Generationen erbaute Festung mit vier runden Außentürmen, stark und widerstandsfähig. Doch die Schwachstelle der Burg war das nördliche Tor mit seinen hölzernen Verstärkungen.
Jetzt stürmten Malcolms Krieger durch die Bresche in den äußeren Burghof hinein. Ihre Stiefel dröhnten auf den Steinen, und die Erde bebte unter ihrem Gewicht.
Jetzt waren sie dicht an ihrem Ziel. Beaumont würde ein Juwel in der Krone der schottischen Verteidigungsanlagen entlang der Grenze sein und unter Malcolms Herrschaft uneinnehmbar werden, wenn er erst mal einige Reparaturen und Verbesserungen ausgeführt hatte. Der Besitz war in keinem guten Zustand. Überall entlang der äußeren Mauern konnte man alte Kampfschäden entdecken. Aber jetzt, wo er ins Dorf eingedrungen war, entdeckte Malcolm gut gepflegte Gärten zwischen den Hütten der Kleinbauern. Trotz des Gestanks der verfaulten Küchenabfälle, die man von den äußeren Mauern auf seine Männer hinuntergeworfen hatte, nahm er immer noch den Geruch des frischen Heus aus den nahen Ställen wahr. Beaumont war in der Tat eine prächtige Beute.
Er zwang sich, seine Gedanken wieder auf den nahen Sieg zu richten, und ließ seine Männer hinter den feindlichen Kriegern herjagen, die nun über den Hof zur Burg hin flüchteten. Die Schotten rannten indes schneller und waren außerdem mehr als nur ein wenig verärgert darüber, dass die Engländer sie mit brennenden Pfeilen, kochendem Wasser und, was das Schlimmste war, mit dem Inhalt ihrer Nachttöpfe bekämpft hatten. Malcolms jüngerer Bruder fluchte immer noch, weil er auf so schändliche Weise besudelt worden war.
Doch jetzt nahmen die Angreifer Rache. Rasch wurden fünfzehn der fast dreißig Männer, die die Außenmauern verteidigt hatten, gefangen genommen. Ein Blick auf die Gefangenen, eine bunte Mischung aus Alt und Jung, sagte Malcolm, dass Beaumonts Verteidiger kaum noch Widerstand bieten würden. Kein einziger ernst zu nehmender Krieger war unter ihnen. Mit Genugtuung stellte Malcolm fest, dass die Belagerung wohl nicht mehr lange dauern würde.
Seine Freude schwand schnell, als ein Pfeil, nur eine Handbreit vom Ohr entfernt, an seinem Kopf vorbeizischte.
"Heiliger Himmel", murmelte er, während ein wahrer Pfeilhagel auf die Köpfe seiner Männer niederprasselte.
Während er den anderen zuschrie, in Deckung zu gehen, suchte er selbst Schutz unter einem jungen Baum. Der äußere Hof von Beaumont konnte sich nur weniger Bäume oder Büsche rü