2. KAPITEL
„Da bin ich, wie versprochen“, sagte Amy betont fröhlich, um ihre Nervosität zu überspielen. Sie zog ihre Koffer hinter sich her über den Hof. „Im Auto ist noch mehr Gepäck, aber das kann ich später holen. Ich nehme immer fast alles mit, wenn ich bei einer neuen Stelle in der Familie anfange. Über die Jahre habe ich mir das so angewöhnt, weil ich gern meine Sachen um mich habe. So fühle ich mich überall zu Hause. Das werde ich sicher auch hier tun, wenn ich mich erst einmal eingerichtet habe.“
War sie so gesprächig, um ihre Nervosität zu verbergen?
Cameron spürte diesen seltsamen Drang, sie zu beruhigen. Er stand von dem Esstisch im Außenbereich auf und ging auf sie zu. „Ich nehme auch einige Dinge mit, wenn ich verreise.“ Aber diese Sachen waren meistens nur wichtig für seine Arbeit: Laptop, Geschäftsakten, seine Kaffeemaschine und Recherchematerial für seine Bücher. Die Kaffeemaschine war auf jeden Fall arbeitsnotwendig! „Warte, ich helfe dir. Deine Koffer sehen zehnmal so schwer aus wie du. Und ich freue mich darauf, wenn du dich einrichtest.“
Es war so lange her, dass er Zeit in der Nähe einer Frau verbracht hatte. Der letzte Versuch hatte in einem Desaster geendet, aber hier lagen die Dinge anders. Amy war seine Haushälterin. Und die sollte sich wohl und willkommen fühlen.
Sie holte tief Luft und atmete langsam wieder aus, und er konnte direkt zusehen, wie ihre Anspannung nachließ.
Amy Douglas war eine wunderschöne Frau. Es würde eine neue Erfahrung für ihn sein, eine Haushälterin bei sich wohnen zu haben, und speziell diese Frau. Eigentlich hatte er eine ältere Dame erwartet, die vielleicht schon im Ruhestand war.
Aber durch den Kontakt mit Amy Douglas könnte er eventuell einige Marotten und Schwächen der weiblichen Romanfigur aus seinem nächsten Buch abmildern.
Warum nur wirkte sie so reserviert? Ein krasser Gegensatz zu ihrer lebhaften Fantasie und dem Funkeln in ihren dunkelbraunen Augen, wenn sie etwas interessierte. Cameron schob seine Neugier auf sein literarisches Interesse und musterte Amy kurz und unauffällig.
Sie war schlank, hatte milchkaffeebraune Haut und lockiges, fast schwarzes Haar. Ihr Lächeln ging ihm unter die Haut und ließ ihr Gesicht strahlen. Heute trug sie einen knielangen, hellbraunen Rock, flache Sandalen, eine einfache, weiße Bluse und darüber eine karamellfarbene Strickjacke.
„Mit den Koffern komme ich schon klar.“ Amy deutete hinter sich. „Sie lassen sich stapeln und haben Rollen.“
„Ja, das sehe ich.“ Aber Cameron nahm sie ihr trotzdem ab. Dabei streiften sich ihre Hände, und er versuchte – er versuchte es wirklich – nicht zu bemerken, wie weich ihre Haut war, oder die langen, schlanken Finger mit akkurat gefeilten, schmucklosen Nägeln. Cameron wollte ihre Haut streicheln, seine Finger mit ihren verschlingen.
Und was tun? Ihre Fingerspitzen küssen?Keine Chance, Travers. Gestern hatte er genauso auf sie reagiert und versucht, es mit allen Mitteln zu unterdrücken. Etwas mit einer Angestellten anzufangen war keine gute Idee.
Cameron hatte keine Zeit, sich jetzt über ihre gegenseitige Anziehung Sorgen zu machen. Das hob er sich lieber für die Momente auf, in denen ihm nach weiblicher Gesellschaft war, aber diese Bekanntschaften waren nicht auf der Suche nach einer festen Beziehung. Zwischen der Art, wie seine Mutter ihn aufgezogen hatte, und seiner einzigen längeren Beziehung, von deren Scheitern er sich noch nicht erholt hatte, war sein Vertrauen in Frauen und tiefe, persönliche Beziehungen verloren gegangen.
Er zog die Koffer zur Eingangstür der größten Wohnung des Hauses und schob sie hinein, bevor er sich wieder Amy zuwandte.
Verlegen lächelte sie. „Danke.“
„Gern geschehen!“ Er deutete hinter sich. „Das ist die Wohnung, die wir uns teilen, solange du hier bist. Sie ist halbwegs in Schuss und voll eingerichtet, da immer ein Hausmeister darin gewohnt hat, bevor ich das Haus gekauft habe. Ein Zimmer dient als Arbeitszimmer, aber es gibt noch zwei andere neben Bad und Küche.“
„Das ist schon in Ordnung. Mein Vater hat sich bei der Stellenvermittlung über dich erkundigt.“ Sie biss sich auf die Lippe.
„Dann kann er beruhigt sein, dass du hier sicher bist.“ Cameron führte Amy nach draußen zu dem großen Tisch, den er gedeckt hatte, und bedeutete ihr, sich zu setzen. Sie nahmen auf den schmiedeeisernen, gepolsterten Stühlen Platz.
„Danke. Ich bin froh, dass du es verstehst.“ Amys Blick fiel auf die Teller und die silberne Kaffeekanne. „Wenn das alles so gut schmeckt, wie es riecht, werde ich an meinem ersten Tag aber sehr verwöhnt.“
Cameron zuckte die Schultern, auch wenn ihre Worte ihm schmeichelten. „Es hat nicht lange gedauert. Ich habe ge