1. KAPITEL
Er wurde beobachtet. Leise fluchend hielt Joe Tanner das Gesicht in die Sonne und schloss die Lider. Ein Stalker. Er spürte dessen Blick förmlich im Rücken.
Er hatte lange genug als Ranger der Army in Südostasien gelebt, um zu wissen, wann jemand ihn im Visier hatte. Dieser sechste Sinn hatte ihm damals geholfen zu überleben.
„Es ist genauso wie Fahrradfahren – man verlernt es nicht mehr“, murmelte Joe leise, bevor er die Augen wieder öffnete und sich umwandte.
Schon am Vortag hatte er gespürt, dass sich jemand, der ihm durchaus feindlich gesonnen sein konnte, für ihn interessierte. Allerdings hatte er nicht weiter darüber nachgedacht. Ihm war bewusst, dass er als großer tief gebräunter Mann mit dichtem braunen Haar, zwar passabel aussah, aber auch Blicke auf sich zog. Zumal er den halben Tag nur in Shorts herumlief und viele Narben auf dem Oberkörper hatte.
Außerdem war er momentan mit ganz anderen Dingen beschäftigt. An diesem Abend würde er Besuch von einem weiblichen Wesen aus seinem früheren Leben bekommen, dem er allerdings nie begegnet war. Und da er sich mit den bevorstehenden Veränderungen auseinandergesetzt hatte und ziemlich nervös war, hatte Joe keinen weiteren Gedanken an den Stalker verschwendet.
Nun hatte er jedoch ein ungutes Gefühl, ein untrügliches Zeichen dafür, dass er es nicht mehr verdrängen konnte. Schließlich war Vorsicht besser als Nachsicht.
Joe ließ den Blick über den Strand von San Diego schweifen. Obwohl sich eine Nebelbank vom Meer her näherte, war es ein warmer Tag und dieser Abschnitt gut besucht – von Wellenreitern, Müttern mit kleinen Kindern und Strandschönheiten auf der Suche nach einem Flirt. Drei gut gebaute junge Frauen standen in seiner Nähe, kicherten miteinander und lächelten ihn hoffnungsvoll an. Früher hätte er ihr Lächeln erwidert, aber diese Zeiten waren längst vorbei.
Deshalb nickte er ihnen nur kurz zu, bevor er den Blick weiterschweifen ließ – zu den kleinen Geschäften an der Promenade, dem Imbissstand und dem Parkplatz, auf dem ein Pärchen eng umschlungen dastand. Beide trugen Badesachen, sie küsst