1. Kapitel
Sir Blaidd Morgan brachte sein Pferd zum Stehen und wischte sich mit dem Rücken der behandschuhten Hand über die Nase. Zwar war er ein Ritter des Königreichs, Intimus von Henry III., ein Sieger von Turnieren und dem Vernehmen nach fähig, Frauen mit bloßen Worten zu betören, doch gegen das Wetter konnte er auch nichts ausrichten. Von der durchnässten Kapuze seines wollenen Umhangs triefte das Wasser. Seine Stiefel starrten vor Dreckspritzern. Aus dem Wald zu seiner Linken entsprang der durchdringende Geruch feuchter Blätter; zu seiner Rechten suchten einige Kühe auf einer Weide Schutz unter einer Eiche. Die Tiere sahen so elend aus, wie er sich fühlte. Durch den strömenden Regen hindurch konnte er zumindest ein Dorf ausmachen. Dahinter war eine Burganlage zu sehen.
"Das muss Throckton Castle sein, Gott sei Dank", sagte er zu seinem Knappen, der genauso durchnässt war wie er."Ich hatte schon befürchtet, dass wir an der letzten Kreuzung die falsche Abzweigung gewählt haben und die Nacht hier im Wald verbringen müssen."
Sein Knappe zog sich die Kapuze seines Umhangs tiefer über das Haupt."Ich dachte, ihr Waliser seid an Regen gewöhnt?"
"Das stimmt auch, Trev. Ich bin schlechtes Wetter gewohnt. Nicht zuletzt durch die Unterrichtsmethoden deines Vaters. Das heißt allerdings noch lange nicht, dass mir das gefällt."
Blaidds Vater und Sir Urien Fitzroy waren seit langer Zeit gute Freunde. Sir Urien hatte Blaidd in allen Kriegskünsten und im Kampf geschult und ihn bei Wind und Wetter bis aufs Äußerste gedrillt.
Der sechzehn Jahre alte Trevelyan Fitzroy nickte beim Anblick der in einiger Entfernung gelegenen Festung."Ich wusste gar nicht, dass Lord Throckton ein besonders bedeutender und einflussreicher Mann ist. Aber der Größe seiner Burg nach zu urteilen, muss er wichtiger sein, als ich dachte."
"Es ist wirklich beeindruckend", räumte Blaidd ein.
Bei genauerer Betrachtung – soweit man es von diesem Aussichtspunkt durch den Regen hindurch erkennen konnte – schien es sich bei der Burg um einen massiven und weiträumigen Bau zu handeln. Blaidd kannte nicht viele Befestigungsanlagen, die dieser gleichkamen. Er fragte sich, ob King Henry überrascht wäre, wenn er ihm von dem Ausmaß von Lord Throcktons Befestigungen erzählte, oder ob er es schon wusste. Das würde jedenfalls den Argwohn des Königs erklären.
"Nicht jeder bedeutende Mann ist häufig Gast bei Hofe", meinte Blaidd und setzte seinen schwarzen Wallach Aderyn Du mit einem leichten Hackenschlag in Bewegung."Unsere Väter sind auch selten da. Wie dem auch sei, wahrscheinlich können wir uns auf eine angenehme Ruhestätte für die Nacht freuen. Gott sei Dank."
"Glaubst du, dass Lady Laelia so schön ist, wie man hört?" fragte Trev.
Blaidd grinste seinen Begleiter brüderlich an."Wahrscheinlich nicht, aber