1. KAPITEL
Hank Cooper brauchte fast acht Stunden, um von Virgin River nach Thunder Point in Oregon zu kommen, weil er seinen Fifth-Wheel-Wohnauflieger hinter sich herzog. Er fuhr regelmäßig auf dem Seitenstreifen, damit die Schlange der Autos hinter ihm vorbeikonnte. Kurz vor der Grenze zwischen Kalifornien und Oregon hielt er bei einer Redwood-Touristenfalle an. Sie war komplett ausgestattet und lockte neben der üblichen Essenstheke und den Toiletten mit eigener Grünanlage, Souvenirs und Holzschnitzereien. Hank verzichtete aufs Grün und kaufte sich ein Sandwich und etwas zu trinken. Kurz darauf ließ er die riesigen Bäume hinter sich, und schon bald lag die felsige Küste Oregons vor ihm.
Beim ersten Aussichtspunkt machte er halt. Mit Blick aufs Meer wählte er die Nummer vom Sheriff Department von Coos County.
„Hallo“, begrüßte er die Frau am anderen Ende der Leitung. „Mein Name ist Hank Cooper, und ich bin auf dem Weg nach Thunder Point. Man hat mich benachrichtigt, dass mein Freund Ben Bailey tot ist. Offenbar hat er mir etwas vererbt, aber das ist nicht der Grund, weshalb ich zu Ihnen unterwegs bin. Ich habe die Nachricht erhalten, dass Ben gestorben ist, doch keine weiteren Einzelheiten. Ich möchte mit dem Sheriff sprechen. Ich brauche ein paar Antworten.“
„Bleiben Sie dran“, bat sie ihn.
Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte sich eigentlich vorgestellt, seine Nummer zu hinterlassen und zu Mittag zu essen, während er auf den Rückruf wartete.
„Deputy McCain“, meldete sich eine neue Stimme in der Leitung.
„Hank Cooper am Apparat, Deputy“, erwiderte Hank und nahm unwillkürlich Haltung an. „Ich hatte gehofft, ich könnte mit dem Sheriff reden.“
„Ich bin der Deputy Sheriff. Das Büro vom County Sheriff ist in Coquille. Wir sind ein Außenrevier, wo ein paar Deputys arbeiten. Thunder Point ist klein. Es gibt zwar einen Constable, aber keine sonstigen lokalen Gesetzeshüter. Der Constable kümmert sich um kleinere Auseinandersetzungen, Zwangsräumungen und solche Sachen. Das County-Gefängnis liegt in Coquille. Wie kann ich Ihnen helfen, Mr Cooper?“
„Ich bin ein Freund von Ben Bailey und auf dem Weg in die Stadt, weil ich herausfinden will, was mit ihm passiert ist.“
„Mr Cooper, Ben Bailey ist vor mehreren Wochen gestorben.“
„Das weiß ich, doch ich habe es gerade erst erfahren. So ein alter Mann – Rawley irgendwer – hat meine Nummer gefunden und mich angerufen. Er behauptet, Ben sei umgebracht worden. Getötet und begraben. Und jetzt möchte ich wissen, was geschehen ist. Ben war mein Freund.“
„Ich kann ihnen die Einzelheiten in etwa neunzig Sekunden liefern.“
Aber Cooper wollte dem Mann in die Augen schauen, während er sich die Geschichte anhörte. „Wenn Sie mir Ihre Adresse geben, komme ich ins Sheriff Department.“
„Das ist nicht nötig. Wir können uns in der Bar