1. KAPITEL
Lucia Conyers klopfte das Herz bis zum Hals, während sie viel zu schnell in die Kurve fuhr. Als sie gehört hatte, dass Derringer Westmoreland von seinem Pferd abgeworfen worden war und sich dabei verletzt hatte, war sie vor Sorge außer sich geraten.
Zwar nahm Derringer sie meistens gar nicht wahr und ignorierte sie, wo er nur konnte, aber das war im Moment zweitrangig. In Denver genoss er den Ruf eines Frauenhelden, wobei die Frauen, mit denen er normalerweise zusammen war, in Lucias Augen nur schwerlich als Damen bezeichnet werden konnten. Derringer war jedenfalls als Herzensbrecher berüchtigt, und wenn man irgendeinen Mann als sexy bezeichnen konnte, dann ihn.
Aber Lucia liebte ihn, auch wenn sie darüber nicht sonderlich glücklich war. In schöner Regelmäßigkeit versuchte sie, sich ihn aus dem Kopf zu schlagen, jedoch ohne Erfolg.
Nicht einmal die vier Jahre auf dem College in Florida hatten an ihren Gefühlen für ihn etwas ändern können. Kaum war sie wieder in Denver gewesen und ihm im Farbengeschäft ihres Vaters begegnet, wäre sie, überwältigt von ihren Gefühlen, beinah ohnmächtig geworden.
Zu ihrer Überraschung hatte Derringer sich noch an sie erinnert und sich erkundigt, wie es ihr auf dem College ergangen sei. Allerdings hatte er sich weder mit ihr verabredet, noch hatte er sie um der alten Zeiten willen zu einem Drink eingeladen. Stattdessen hatte er ohne ein weiteres Wort seine Einkaufstüte genommen und war gegangen.
Ihre Gefühle für ihn reichten bis in die Schulzeit zurück, als sie zusammen mit seiner Schwester Megan an einem Projekt gearbeitet hatte. Nie würde sie vergessen, wie er Megan aus der Schule abgeholt und sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Er war ihr als so attraktiv erschienen, dass sie beinahe in Ohnmacht gefallen wäre. Sie hatte das Gefühl gehabt, sterben zu müssen, und zugleich hatte sie sich im siebten Himmel geglaubt, als er sie angelächelt hatte. Grübchen, wie er sie hatte, gehörten verboten, fand sie, vor allem bei einem Mann. Sie hatte sich vom ersten Augenblick an unsterblich in ihn verliebt, und daran hatte sich nie etwas geändert. Das war ein paar Monate nach ihrem sechzehnten Geburtstag gewesen. Jetzt war sie neunundzwanzig und bekam immer noch eine Gänsehaut, wenn sie an die erste Begegnung mit ihm dachte.
In der Zwischenzeit hatte ihre beste Freundin Chloe Derringers Bruder Ramsey geheiratet, und sie sah Derringer öfter, aber an ihrem Verhältnis hatte das nichts geändert. Er war immer nett zu ihr, war aber an ihr als Frau nicht interessiert, das wusste sie.
Warum vergaß sie ihn nicht endlich und konzentrierte sich auf andere Dinge? Und vor allem: Warum setzte sie ihr Leben aufs Spiel, während sie wie eine Verrückte über die Straßen jagte, um sich davon zu überzeugen, dass es ihm gut ging? Zuerst war si