1. KAPITEL
Jeff Brooks stand in seiner Küche und zerhackte wie wild eine Paprikaschote. Er musste sich von seinen sexuellen Gelüsten ablenken, die die Ursache für seine gespannten Boxershorts waren. Frühstück zu machen war eindeutig sinnvoller, als von dieser Frau zu fantasieren, die friedlich in seinem Bett schlummerte.
Shelley Summerville. Party Girl. Reiche Skandalnudel, die fast nichts anderes als Shoppen im Kopf hatte. Sie war tabu. TABU! Jeff wiederholte das Wort und rief sich seinen Auftrag in Erinnerung. Shelleys Vater Wayne Summerville hatte vor drei Monaten Jeffs Public-Relations-Firma engagiert, damit sie das Image seiner Tochter „wiederherstellten“. Als ob solch ein Wunder von einem gewöhnlichen Sterblichen vollbracht werden könnte, dachte Jeff. Jedenfalls nicht ohne den Einsatz eines Keuschheitsgürtels oder anderer Mittel. Shelley wollte ihren vollkommenen Körper offenbar mit der ganzen Welt teilen.
Jeff griff nach einer Zwiebel und zerhackte sie ebenfalls. Seine Augen begannen zu brennen, und ausnahmsweise begrüßte er den Schmerz als eine Ablenkung von seinem Problem. Shelley Summerville frustrierte ihn, und nicht nur in sexueller Hinsicht. Sie frustrierte ihn auch beruflich und persönlich. Jeff war noch nie einem Menschen begegnet, dem es so gleichgültig schien, was die Leute von ihm dachten. Vor allem ignorierte Shelley die Meinung ihres Vaters, dem Besitzer von „Summerville Consumer Products“, einem gigantischen Unternehmen, das unter anderem die Zahnpasta „Toothbrite“ herstellte. Shelleys Ruf als Party-Girl passte Summervilles Aktionären nicht. Offenbar konnten sogar Leute mit den weißesten Zähnen und dem frischesten Atem richtige Fieslinge sein. Andererseits fand sogar Jeff, dass Shelley zu weit ging, und er war selbst kein Unschuldsknabe.
Was ihn aber am meisten beschäftigte, war die Frage: Warum? Jeff wurde einfach nicht schlau aus Shelley. Da war zum einen ihr unverbindliches Lächeln, das er anfänglich sogar auf sich bezogen hatte, bis ihm am dritten Tag aufgegangen war, dass Shelley alle halbwegs attraktiven Männer so anlächelte. Und als ob das noch nicht ausreichte, zeigte diese Frau keinerlei Skrupel, jedem einigermaßen gut aussehenden Mann anzügliche Avancen zu machen – eben auch ihm. Jeff blickte aufs Schneidebrett und besah sich, was er angerichtet hatte. Fluchend warf er den Zwiebelmatsch in den Müll. Vielleicht waren Schalotten besser.
Hätte er Shelley bloß nicht mit nach Hause genommen!
Es war eine dumme Idee gewesen. Sie hatte auf seinem Anrufbeantworter die Nachricht hinterlassen, dass sie ins „Crobar“, einen angesagten Nachtklub, gehen würde. Da Jeff wusste, dass das reichlichen Alkoholkonsum bedeutete, war er ebenfalls in den Club gefahren, um den Aufpasser zu spielen. Um neun Minuten nach zehn hatte er sie vom Barkeeper fortgezogen, dreizehn Minuten nach zehn dann vom Torwart der New York Ranger. Und als Jeff sie kurz darauf erwischte, wie sie den Türsteher abküsste, entschied er, dass es Zeit war, sie nach Hause zu bringen. Doch Shelley wollte nicht.
Sie stritten miteinander, bis die Polizei kam. Als die Männer schließlich drohten, sie festzunehmen, schien Shelley das auch noch lustig zu finden. Am Ende bugsierte Jeff sie in ein Taxi und brachte sie nach Hause. Zu sich nach Hause. Es war ihm als eine gute Idee erschienen. Das hatte er immer noch gedacht, als er sechs Stunden später auf seiner Couch aufgewacht war. Er fand seine Idee, Shelley in seine Wohnung mitzunehmen, sogar großartig und gratulierte sich dafür, dass sie ihm endlich gehorcht hatte.
Alles war bestens gewesen, bis er die Schlafzimmertür geöffnet und Shelley in seinem Bett hatte liegen sehen – eingerollt wie ein Kind, eine Hand unter ihrer Wange, die verwühlten Laken zwischen den nackten Beinen, die alles andere als kindlich waren. Augenblicklich hatte sein Körper reagiert.
Bum. Bum. Bum. Jeff bearbeitete die Schalotten