: Harald F. Breithaupt
: Die Niedertracht der Moleküle
: TWENTYSIX
: 9783740707408
: 1
: CHF 3.50
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: Erzählende Literatur
: German
: 794
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nicht immer wimmelt es in einem Kriminalroman von Leichen oder Halbtoten. Mit ihnen wird hier auch nicht geprotzt! Es ist viel lustiger und angenehmer, wenn es in einem Krimi auch einmal um Entstehung neuen Lebens geht. Liebe und Sex gehören zum Leben dazu. Nicht nur Mord und Totschlag. H. F. B.

Harald Friedrich Breithaupt wurde am 22.09.1949 in Sandhatten bei Oldenburg geboren. Nach abgeschlossener Lehre und anschließendem Wehrdienst folgten 28 Jahre im Justizdienst in einem kleinem Amtsgericht in der Lüneburger Heide. Nach der Pensionierung ist endlich genügend Zeit für das Schreiben. Harald Breithaupt lebt noch immer in der Lüneburger Heide, ist verheiratet und hat einen Sohn.

2. Schock mit Leiche


Es war ein typischer Tag im Spätherbst.

Das Wetter zeigte sich zu dieser Zeit von seiner unschönen Seite. Der November hatte Einzug gehalten und es wehte ein kalter Wind aus nordwestlicher Richtung über die Deiche. Manchmal frischte er etwas auf, dann schüttelten sich nicht nur die Gäste auf dem Schiff sondern auch Bäume und Sträucher, die hin und wieder die große Weite des Landes unterbrachen. Das Umland zu beiden Seiten des Flusses wurde überwiegend durch die Landwirtschaft geprägt. Graugänse suchten die Felder und Wiesen auf und strapazierten sie stark. Sie ließen sich bei ihrer Futtersuche von den vielen Schaulustigen auf den Deichen nicht stören.

Einige Bauern hatten Selbstschussanlagen aufgestellt um die Gänse zu vertreiben. Aber auch das wurde durch Tier- und Naturschützer beklagt und später per Gerichtsbeschluss verboten.

Die vielen Besucher kamen wegen einer anderen Attraktivität von weit her.

Heute wurde auf der Mattes-Werft wieder einmal ein Schiff für eine amerikanische Kreuzfahrtgesellschafft überführt.

Obwohl ein Ereignis dieser Art zweimal im Jahr auch von Funk und Fernsehen begleitet wurde, war es immer wieder einen Ausflug wert, ob mit oder ohne Familie. Es war sehenswert, wenn die Riesenschiffe mit voller Beleuchtung über den Fluss geschleppt wurden. Aus der Ferne hatte man den Eindruck, als würde ein Riesenwohnblock über Wiesen und Äcker gezogen.  

Alle Besucher auf dem Deich sowie die Gäste und die Besatzung auf dem Luxusliner hatten sich in warme Winterkleidung gehüllt.

Auf dem Sonnendeck, wo jetzt keine Sonne schien, stand man in kleinen Grüppchen zusammen und unterhielt sich.  Zu den Gästen zählten angesehene Leute aus Politik und Wirtschaft und natürlich Freunde der Familie Mattes. Auch Mitglieder eines Umweltschutzverbandes hatte man eingeladen, obwohl diese Leute doch jede Art von Schiffspassage auf dem Fluss verbieten wollten. Während Werftarbeiter auf der Fahrt geschäftig ihrer Arbeit nachgingen hielt der Reeder Tammo Mattes eine Willkommensrede. Wie immer begann sie mit der Begrüßung der hohen Politik. Dann:

„Liebe Freunde und Gäste, wir von der Werft freuen uns, wieder ein gelungenes Großprojekt auf den Weltmarkt zu entlassen“ und so weiter….

Dort, wo man Politiker zusammenstehen sah, unterhielt man sich unter anderem auch über die Machbarkeit weiterer Neubauten auf dieser Werft und ob man die Werft eventuell doch ans Meer verlegen sollte, um die ständigen Querelen mit den hiesigen Umweltschützern und Teilen der Bevölkerung zu vermeiden. Trotzdem oder gerade deshalb standen tausende Besucher auf den Deichen, wenn eines dieser Riesenschiffe über den Fluss zum Meer geführt wurde, Menschen aus Stadt und Land, von nah und fern fanden sich ein, um die Deiche zu säumen. Servierkräfte boten frierend Kaffee und Glühwein an.

Auf dem Achterdeck an der Reling stand ein Mann allein in Gedanken versunken. Joris Meier, Parteimitglied der Grünen und Angehöriger des Stadtrates, hatte sich mit einigen Kollegen hier eingefunden, um dieses Spektakel aus erster Hand zu erleben. Er stand an der Reling und genoss den Blick über die weite Landschaft. Man sagte, dass man bei guter Sicht etwa dreißig Kilometer weit ins Land schauen könnte. Joris fühlte sich hier, im hintersten Ostfriesland so wohl, dass er freiwillig nicht weichen würde. Es war seine Heimat. Hier war er geboren und aufgewachsen. Freunde und Verwandte wohnten in der Umgebung und als echte Ostfriesen wollten sie nie woanders leben. Ohne es zu merken ließ er seinen Gedanken freien Lauf.

Von ihm wurde erwartet, dass er Pflichten und auch Verantwortung übernahm. Da konnte er als junger Mensch nicht einfach ablehnen, wenn der Bürge