: Martha Grimes
: Inspektor Jury lässt die Puppen tanzen Roman
: Goldmann
: 9783641188405
: Die Inspektor-Jury-Romane
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein neuer Fall für Inspektor Jury - ein Glücksfall noch dazu.
Als Inspektor Jury den Mord an einem Mitglied der Londoner High Society aufklären soll, ahnt er nicht, welch rasante Ermittlungen auf ihn zukommen: Am Tatort, einem vornehmen Hotel im Londoner In-Stadtviertel Clerkenwell, erwartet Jury eine neue Kollegin. Lu Aguilar ist nicht nur schön, sondern auch klug, und sie stürzt Jury ebenso in Verwirrung wie die Ermittlungsergebnisse: Der Tote, Billy Maples, hütete nämlich ein pikantes Familiengeheimnis. Die Spuren führen ins Berlin der 1940er Jahre ...

Martha Grimes zählt zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen unserer Zeit. Lange Zeit unterrichtete sie kreatives Schreiben an der Johns-Hopkins-University. Durch ihre Serien um Inspektor Richard Jury und die 12-jährige Ermittlerin Emma Graham wurde sie weltbekannt. Die 'Mystery Writers of America' kürten sie 2012 für ihr Lebenswerk zum 'Grand Master', und ihre Inspektor-Jury-Reihe wurde nun auch fürs deutsche Fernsehen entdeckt und erfolgreich verfilmt. Martha Grimes lebt heute in Bethesda, Maryland.

2


Das Zetter, das Wert auf die Bezeichnung »Restaurant mit Gästezimmern« legte, lag in der Clerkenwell Road. Es besaß die schlichten, eckigen Konturen einer alten Lagerhalle, und hier war Schlichtheit in coole Eleganz verwandelt worden. Klare Formen galten nun als minimalistisches Interieur. Man musste dem Kind nur einen neuen Namen geben. So einfach war das.

Jury fragte sich, ob das Zetter womöglich Vorbote eines neuen Trends war. Vermutlich schon, wenn man bedachte, wie viele Spitzenrestaurants in letzter Zeit in London dazugekommen waren. Vor zwanzig Jahren wäre es jedenfalls undenkbar gewesen, dass die Leute allein des Restaurants wegen ein ganz bestimmtes Hotel wählten.

Da es in der Clerkenwell Road, die selbst zu dieser späten Stunde stark befahren war, keine Parkmöglichkeit gab, fuhr Jury beim St. James’ Green in eine Lücke.

Phyllis trug keinen Mantel, behauptete aber, ihr schwarzer Kaschmirschal böte ausreichend Schutz vor der Unbill der Witterung: vor Orkanen, Wirbelstürmen und Flutwellen. Es hatte heftig zu regnen begonnen, so dass sie die Straße im Laufschritt überquerten, bis sie zu einem Durchgang namens Jerusalem Passage gelangten. Dankbar stellten sie sich unter.

Eine dunkel gekleidete Gestalt kam mit gesenktem Kopf auf sie zugelaufen, auf der Flucht vor dem Regen vielleicht. In dem engen Durchgang stieß sie mit Phyllis zusammen.

»He!«, knurrte Jury.

Über die Schulter rief ihnen der Mann eine Entschuldigung zu. Jury hätte ihn ohne Umschweife angehalten, wäre ihm nicht das dunkle Gewand aufgefallen, der berufstypische weiße Kragen. Ob er vor einem zürnenden Gott davonrannte?, überlegte Jury laut. Phyllis lachte, und sie gingen weiter.

Am Empfangstresen im Hotel stellte Jury fest, dass der Todesfall dem Restaurantbetrieb herzlich wenig Abbruch getan hatte. Selbst um fast elf Uhr schien der Laden noch brechend voll zu sein.

Er zeigte der gutaussehenden Empfangsdame seinen Dienstausweis, die daraufhin leicht blasiert das Haustelefon betätigte, leise etwas hineinsprach und sich dann wieder an Jury wandte: »Sie sollen gleich raufgehen. Es ist im fünften Stock, Zimmer 523.« Sie nickte ihm lächelnd zu, wogegen sie Phyllis in ihrem kurzen schwarzen Kleid mit einem leicht skeptischen Blick bedachte, bis diese ebenfalls ihren Ausweis hervorzog.

Sie betraten einen Raum, in dem die Kollegen von der Spurensicherung bereits da