: Rosi Wallner
: Alpengold 208 Dunkle Stunden im Bürgermeisterhaus
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732521234
: Alpengold
: 1
: CHF 1.80
:
: Erzählende Literatur
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

'Ich würd mich immer wieder in dich verlieben, Weiberl', sagt Franz Altstetter, der Bürgermeister des kleinen Bergdorfes, zu seiner Frau Luitgard, als sie im Kreise ihrer Lieben mit einem rauschenden Familienfest Franz' Geburtstag und ihren dreißigsten Hochzeitstag feiern. Tatsächlich haben die Altstetters immer eine vorbildliche Ehe geführt. Und doch sie hüten ein dunkles Geheimnis, von dem nicht einmal ihre drei Kinder Marco, Stefan und Annerl etwas wissen.

Dass sich das ausgerechnet auf dem Fest ändern soll, ahnt niemand der Anwesenden. Aber als die Wahrheit ans Licht kommt, stehen alle unter Schock ...

»Hoffentlich hält sich das Wetter, und wir können draußen feiern. Im Haus ist halt net genug Platz für die vielen Gäste«, meinte Luitgard Altstetter besorgt und fuhr sich mit dem Arm über die erhitzte Stirn.

Sie hatte schon den ganzen Tag für das Familienfest am morgigen Samstag vorgekocht, und in der heißen Küche war es kaum noch auszuhalten. Auf dem großen Herd brodelte es, aromatische Düfte nach Kräutern und Gewürzen erfüllten den Raum.

»Das Kaiserwetter soll noch eine Woche anhalten, mach dir keine Sorgen«, beruhigte sie ihr Mann, der es gewagt hatte, die Küchenschwelle zu übertreten, was sonst weder von seiner Frau noch von Resi Angerer, ihrer Haushälterin seit Jahrzehnten, gern gesehen wurde.

»Hoffentlich«, meinte Luitgard und rührte in einem großen Topf. »Und wie geht es draußen voran?«

»Gut. Die Kinder stellen die Tische und Bänke auf und schmücken das Haus. Sogar Lampions wollen sie in den Bäumen aufhängen«, gab Franz Altstetter Auskunft.

»Gut«, murmelte Luitgard und richtete sich auf.

Ihr gerötetes Gesicht zeigte plötzlich einen Ausdruck tiefer Erschöpfung, der ihrem Mann nicht entging.

»Du hast für heut genug getan, Luitgard. Es gibt doch wohl nichts mehr, was die Resi net allein bewältigen könnt, oder?«, sagte er in bestimmtem Ton.

»Das will ich meinen«, behauptete Resi verdrossen, denn sie fand, dass Luitgard ihr wieder viel zu viel aus der Hand genommen hatte.

»So, wir schauen uns jetzt an, was die Kinder zuwege gebracht haben«, schlug Franz vor, und Luitgard erhob keinen Widerspruch.

Sie legte die Schürze ab und strich sich die Haare zurück, dann verließen sie das geräumige Bürgermeisterhaus, wie die Wohnstatt der Altstetters im Dorf allgemein genannt wurde.

Es war von Simon Altstetter, dem Vater von Franz, erbaut worden und glich einem stattlichen ländlichen Anwesen. Breit am Dorfausgang hingelagert, mit Balustraden und kunstvoller Lüftlmalerei bot es einen Blickfang, besonders wenn im Sommer eine üppige Geranienpracht von den Fenstersimsen und Balkonen herabflammte. Dahinter erstreckte sich ein liebevoll angelegter Bauerngarten, der von Luitgard gehegt und gepflegt wurde. Er