»Ich kann es noch immer nicht fassen, Florentine«, flüsterte Petra Stöppler. »Noch immer denke ich, jeden Moment müsste die Tür aufgehen, und Ronny kommt herein. ›Schatz, da bin ich wieder‹, hat er immer gesagt und seinen Seesack in eine Ecke geworfen, und dann … und dann …«
»Ich weiß, wie schlimm das für dich sein muss, Petra.« Florentine Fabian, die Frau des Landarztes von Altenhagen, legte tröstend den Arm um die bebenden Schultern der jungen Witwe. »Es ist immer furchtbar, wenn ein junger Mensch durch einen Unglücksfall ums Leben kommt. Es gibt keine Worte, die deinen Schmerz lindern könnten.«
Karsten Fabian saß auf der anderen Seite des Sofas neben Petra, die in der schwarzen Trauerkleidung blass und sehr zerbrechlich wirkte. Als Petra die Nachricht erhalten hatte, dass ihr Mann bei einer Explosion im Maschinenraum des Schiffs ums Leben gekommen war, hatte sie einen Nervenzusammenbruch erlitten.
Dr. Fabian hatte sie ärztlich betreut, und Florentine hatte sich liebevoll um sie gekümmert. In dem Heidedorf Altenhagen blieb niemand allein, der Hilfe brauchte.
Heute, an diesem trüben, regnerischen Septembertag, sollte die Beisetzung stattfinden. Und es war klar, dass alle Altenhagener Ronny Stöppler das letzte Geleit geben würden.
»Petra, werden Sie die Beerdigung durchstehen?«, sorgte sich Dr. Fabian. »Sie müssen nicht dabei sein, wenn es Ihnen zu weh tut. Dafür wird jeder Verständnis haben.«
»Ich schaffe das schon.« Petra wischte sich über die tränenfeuchten Augen. »Ich bin es Ronny schuldig, ihn auf seinem letzten Gang zu begleiten.«
Sie barg das Gesicht an Florentines Schulter und schluchzte haltlos.
Dr. Fabian ließ ihr noch Zeit, sich zu fassen, dann mahnte er zum Aufbruch. Petra wohnte in einem hübschen Einfamilienhaus im Neubaugebiet von Altenhagen. Sie hatte das Haus von ihren verstorbenen Eltern geerbt.
Jetzt war sie nach sieben Jahren glücklicher Ehe mit Ronny völlig allein. Und sie wusste nicht, wie sie mit dem Verlust des geliebten Mannes fertigwerden sollte.
Sie fuhren in Dr. Fabians Wagen zum Friedhof, der hinter der schönen Altenhagener Kirche lag. Wenn Petra etwas trösten konnte, so war es die Gegenwart dieser beiden lieben Menschen, die sie schütze