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»Raus aus dem Bett!«
Megan wälzte sich auf die andere Seite und strampelte die Bettdecke weg, die sie umklammerte.
»Hoch mit dir!«, blaffte eine Stimme. Jemand schüttelte sie.
»Dad?« Sie war zu müde, um die Augen zu öffnen. Er sollte sich zum Teufel scheren.
Der Griff an ihrer Schulter verstärkte sich. Megan klappte die Lider auf. Die Ziffern des Funkweckers verschwammen vor ihrem Gesicht.
Sie wandte den Kopf. In diesem Augenblick zuckte der Schein eines Blitzes durchs Zimmer. Eine massige Gestalt ragte neben dem Bett auf. Dahinter schoben sich zwei weitere Schemen in ihr Blickfeld. Megan war mit einem Mal hellwach und richtete sich auf. Ein Schrei löste sich aus ihrer Kehle.
»Kein Wort – sonst …!«
Kaltes Metall presste sich gegen ihre Schläfe. Der Lauf einer Waffe!
»Los, beeil dich!« Wieder dieselbe Stimme, die anderen beiden Eindringlinge blieben stumm.
Einer der Männer packte Megan unter den Achseln, riss sie aus dem Bett und stellte sie auf die Füße. Etwas ratschte. Plötzlich klebten zwei Streifen Isolierband ihren Mund zu. Das Herz schlug Megan jetzt bis zum Hals. Als der dritte Mann ihr einen Kissenbezug über den Kopf stülpte, entleerte sich ihre Blase. Urin lief warm ihre Beine hinunter.
»Verdammt!« Der Wortführer schubste sie vorwärts.
Dann spürte Megan, wie jemand sie notdürftig mit einem Stück Stoff reinigte. Scham schoss ihr in die Wangen und ließ sie schluchzen. Ihre Tränen durchtränkten den Bezug, der beim Einatmen ihre Nasenlöcher verschloss. Sie hatte panische Angst zu ersticken.
Sie ballte die Fäuste und versuchte, ihren Atem unter Kontrolle zu bekommen. Gegen die drei Mistkerle hatte sie keine Chance.
Megan ließ sich wie ein nasser Sack hängen. Unter der Kapuze hörte sie dumpf eine Türklinke knarzen. Sie wurde aus dem Zimmer geschleift. Am Treppenabsatz verlor sie den Boden unter den Füßen. Einer der Männer hatte sie hochgehoben und über die Schulter geworfen. Seine Handabdrücke brannten auf ihrer Haut. Die Wolke aus herbem Aftershave, die ihn umgab, verursachte ihr Übelkeit.
Mühelos trug er sie nach unten.
Bereits von Weitem drang der prasselnde Regen an ihr Ohr. Das Geräusch wurde lauter, je näher sie der offenen Haustür kamen. Obwohl sie auf die Nässe gefasst war, zuckte sie, als die ersten Tropfen sie berührten. Schritte klatschten in Regenpfützen. Wind zerrte an ihrem Shirt. Auf ein Klicken folgten zwei Signaltöne hintereinander. Kurz darauf wurden mehrere Autotüren geöffnet.
Sie würden sie doch nicht …?
In der nächsten Sekunde landete sie unsanft auf einem kratzigen Untergrund. Es roch nach Gummi und Benzin. Ihre Zähne fingen an zu klappern.
Vor Kälte.
Und Angst.
Sie bekam eine Gänsehaut. Megan krümmte sich wie ein Embryo zusammen und fing an zu beten, als der Deckel des Kofferraums zuschlug.
*
Ein Ton wie eine lästige Mücke summte in seinem Schädel. Cotton hob den Kopf und blickte in das schmale, von braunen Locken eingerahmte Gesicht einer schlafenden Schönheit, die neben ihm im Bett lag. Er konnte sich nicht an ihren Namen erinnern.
Carol?
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