1. Kapitel
Sie kamen herein, in Mäntel gehüllt, die Hüte tief ins Gesicht gezogen, zwei untersetzte Ganoven wie einem George-Raft-Film entsprungen, mit eisigem Blick und zusammengekniffenen Lippen. Aus den Schulterhalftern unter ihren Überziehern schwangen sie Uzis hervor und sprühten die Ladung wie in Wasserbögen kreuz und quer durch den Raum. Es waren etwa zwanzig Gäste da – mehrere Paare, zwei Geschäftsmänner in Nadelstreifen, ein paar einzelne Speisende, die erst gesessen hatten und nun dastanden, manche schrien, einige krochen wie Krebse unter die Tische.
Trotz der geballten Menge an Schießpulver, das die Luft vernebelte wie billiger Champagner, bekam von den Gästen merkwürdigerweise keiner einen Schuss ab. Es war das Aquarium des Inhabers, zwischen Bar und Restaurantbereich aufgestellt, das auseinanderflog. Große Glasscheiben glitten eher wie kalbende Eisberge denn wie berstendes Glas zu Boden, und dreißig bis vierzig Fische ergossen sich auf ihrer kleinen Flutwelle ins Freie und zuckten in Pfützen auf dem Fußboden umher. Ein Drittel davon waren Clownfische.
Das Ganze dauerte vier Sekunden.
Innerhalb der darauffolgenden vier Sekunden hatten Candy und Karl ihre Waffen gezogen – Karl aus dem Schulterhalfter, Candy aus dem Gürtel – Candy auf der Erde kniend, Karl im Stehen. Es folgte ein Schusswechsel, dann zogen sich die beiden George-Raft-Typen zur Tür zurück, drehten sich, unablässig weiterfeuernd, herum und machten sich durch die Dunkelheit davon.
Candy und Karl starrten einander an. »Was war denn das für ’ne Scheiße?«, rief Candy und rappelte sich von den Knien hoch.
Ebenso geschmeidig, wie sie sie gezogen hatten, steckten sie die Waffen wieder in die Halfter, wie Bullen, die sie ja gar nicht waren. Mit ihrer üblichen launigen Gerissenheit nahmen sie die Gäste ins Visier, schätzten ab, ob sie ihnen für eventuelle zukünftige Zwecke nützlich sein könnten: ein Tisch weiter hinten, die beiden Anzugträger, die Handys inzwischen emsig ans Ohr geklemmt, setzten einen Notruf ab oder verständigten ihre Aktienmakler; ein älteres Paar, sie heulend, er sie tröstlich tätschelnd; zwei zusammengeschobene Tische, um die unter schallendem Gelächter ein Grüppchen Bekloppte gestanden hatte, wahrscheinlich aus Brooklyn oder Jersey, die kauerten alle immer noch unter dem Tisch; ein paar weitere Geschäftsleute mit Bluetooth-Geräten über den Ohren, die sich entweder miteinander oder mit ihren Gesprächspartnern in Tokio unterhielten; eine blonde Frau, oder war es ein Mädchen, die allein dasitzend weiter ihre Spaghetti vertilgte und dabei ein Buch oder eine Zeitschrift las; eine Dunkelhaarige mit einer LeSportsac-Tasche über der Rückenlehne ihres Stuhles, die während des Essens die ganze Zeit über in ihr Smartphone gesprochen hatte; und ein Vierergrüppchen beim Mä