: Martha Grimes
: Ein Mord macht noch keinen Sommer Roman
: Goldmann
: 9783641188078
: 1
: CHF 2.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 480
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Autorin Cindy Sella weiß nicht weiter. Ihr ehemaliger Literaturagent L. Bass Hess droht damit, ihre Karriere zu zerstören, es sei denn sie zahlt ihm eine Provision für eine Leistung, die er gar nicht erbracht hat. Zum Glück gibt es Candy und Karl, die etwas anderen Auftragskiller. Sie lösen ihre Fälle auf besondere Weise und kennen sich mit den Machenschaften der Verlagswelt aus. Gemeinsam mit dem Bestsellerautor Paul und dem Verleger Bobby wollen sie der jungen Autorin helfen und planen den hinterhältigen Agenten zur Strecke bringen. Doch ihn einfach nur zu töten, wäre viel zu langweilig ...

Martha Grimes zählt zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen unserer Zeit. Lange Zeit unterrichtete sie kreatives Schreiben an der Johns-Hopkins-University. Durch ihre Serien um Inspektor Richard Jury und die 12-jährige Ermittlerin Emma Graham wurde sie weltbekannt. Die »Mystery Writers of America« kürten sie 2012 für ihr Lebenswerk zum »Grand Master«, und ihre Inspektor-Jury-Reihe wurde nun auch fürs deutsche Fernsehen entdeckt und erfolgreich verfilmt. Martha Grimes lebt heute in Bethesda, Maryland.

1. Kapitel

Sie kamen herein, in Mäntel gehüllt, die Hüte tief ins Gesicht gezogen, zwei untersetzte Ganoven wie einem George-Raft-Film entsprungen, mit eisigem Blick und zusammengekniffenen Lippen. Aus den Schulterhalftern unter ihren Überziehern schwangen sie Uzis hervor und sprühten die Ladung wie in Wasserbögen kreuz und quer durch den Raum. Es waren etwa zwanzig Gäste da – mehrere Paare, zwei Geschäftsmänner in Nadelstreifen, ein paar einzelne Speisende, die erst gesessen hatten und nun dastanden, manche schrien, einige krochen wie Krebse unter die Tische.

Trotz der geballten Menge an Schießpulver, das die Luft vernebelte wie billiger Champagner, bekam von den Gästen merkwürdigerweise keiner einen Schuss ab. Es war das Aquarium des Inhabers, zwischen Bar und Restaurantbereich aufgestellt, das auseinanderflog. Große Glasscheiben glitten eher wie kalbende Eisberge denn wie berstendes Glas zu Boden, und dreißig bis vierzig Fische ergossen sich auf ihrer kleinen Flutwelle ins Freie und zuckten in Pfützen auf dem Fußboden umher. Ein Drittel davon waren Clownfische.

Das Ganze dauerte vier Sekunden.

Innerhalb der darauffolgenden vier Sekunden hatten Candy und Karl ihre Waffen gezogen – Karl aus dem Schulterhalfter, Candy aus dem Gürtel – Candy auf der Erde kniend, Karl im Stehen. Es folgte ein Schusswechsel, dann zogen sich die beiden George-Raft-Typen zur Tür zurück, drehten sich, unablässig weiterfeuernd, herum und machten sich durch die Dunkelheit davon.

Candy und Karl starrten einander an. »Was war denn das für ’ne Scheiße?«, rief Candy und rappelte sich von den Knien hoch.

Ebenso geschmeidig, wie sie sie gezogen hatten, steckten sie die Waffen wieder in die Halfter, wie Bullen, die sie ja gar nicht waren. Mit ihrer üblichen launigen Gerissenheit nahmen sie die Gäste ins Visier, schätzten ab, ob sie ihnen für eventuelle zukünftige Zwecke nützlich sein könnten: ein Tisch weiter hinten, die beiden Anzugträger, die Handys inzwischen emsig ans Ohr geklemmt, setzten einen Notruf ab oder verständigten ihre Aktienmakler; ein älteres Paar, sie heulend, er sie tröstlich tätschelnd; zwei zusammengeschobene Tische, um die unter schallendem Gelächter ein Grüppchen Bekloppte gestanden hatte, wahrscheinlich aus Brooklyn oder Jersey, die kauerten alle immer noch unter dem Tisch; ein paar weitere Geschäftsleute mit Bluetooth-Geräten über den Ohren, die sich entweder miteinander oder mit ihren Gesprächspartnern in Tokio unterhielten; eine blonde Frau, oder war es ein Mädchen, die allein dasitzend weiter ihre Spaghetti vertilgte und dabei ein Buch oder eine Zeitschrift las; eine Dunkelhaarige mit einer LeSportsac-Tasche über der Rückenlehne ihres Stuhles, die während des Essens die ganze Zeit über in ihr Smartphone gesprochen hatte; und ein Vierergrüppchen beim Mä