EINS
Von: Aven Shepard (aven.shepard@brightonhillshigh.edu)
An: Aven Shepard (aven.shepard@brightonhillshigh.edu)
Vor dem Abschluss werde ich … die Wahrheit sagen.
An jedem einzelnen Tag, seit ich diese E-Mail geschrieben habe, muss ich daran denken. Und wenn ich absolut ehrlich sein soll, war sie es, die mich die vergangenen vier Jahre hat überstehen lassen.
Ich weiß, das ist lächerlich. Ich meine, wie kann eine dämliche Mail einen vier Jahre lang beschäftigen? Eine Mail, die ich mir obendreinselbst geschickt habe. Und die bis jetzt noch nicht mal in meinem Postfach gelandet war. Eine Mail, die rein gar nichts Überraschendes an sich hat, weil ich sie mir ja, wie bereits erwähnt, selbst geschrieben habe.
Trotzdem ist diese Mail für mich so was wie eine persönliche Notiz – etwas, das mich daran erinnert, dass mein Leben nicht ewig so weitergehen kann. Dass ich irgendwann aufhören muss, ständig zu grübeln, mit diesem Megageheimnis rumzulaufen, diese krasse Lüge zu leben. Und das Wichtigste: Ich muss aufhören, mir jeden Tag aufs Neue das Herz brechen zu lassen.
Klar ist es ein Kinderspiel, Trost in so etwas zu finden, solange man nicht wirklich was dagegen unternehmen muss, dass man eine Lüge lebt. Denn genau das tue ich seit nunmehr vier Jahren. Doch jetzt ist der Tag gekommen. Der Tag, an dem die E-Mail in mein Postfach schneien wird. Und zufällig der Tag, an dem wir auf Abschlussfahrt nach Florida gehen. Was im Grunde perfekt ist.
Weil das nämlich heißt, dass ich keine andere Wahl habe. Ich werde das gesamte Wochenende mit Liam verbringen. Und das bedeutet, dass ich mich nicht länger davor drücken kann, ihm die Wahrheit zu sagen – die Wahrheit, dass ich schon seit unserer ersten Begegnung vor vier Jahren in ihn verknallt bin.
»Hast du auch genügend Bikinis dabei?«, will Izzy von mir wissen. »Wir werden nämlich ziemlich viel Zeit am Meer verbringen. Und du musst dein Badezeug jedes Mal auswaschen, wenn du im Wasser warst, weil das Salzwasser den Stoff ruiniert.«
Wir stehen draußen vor der Schule und warten auf den Bus, der uns zum Flughafen bringen soll – wir fliegen nach Siesta Key in Florida. Es ist ungewöhnlich frisch für die Jahreszeit, ich schlottere vor Kälte. »Ich hab gleich drei Bikinis dabei«, sage ich. »Das sollte reichen.«
»Ja, sollte genügen«, stimmt Izzy mir zu. »Wir dürfen bloß nicht vergessen, sie auszuwaschen, sobald wir im Hotel sind.« Izzy ist ein sehr praktisch veranlagter Mensch. Sie weiß immer genau, was zu tun ist. Zum Beispi