: Manfred Lang, Franz-Josef Zumbe
: Ein Doc in der Eifel Aus dem Leben eines Landarztes
: Edition Eyfalia in der KBV Verlags- und Medien-GmbH
: 9783954412853
: 1
: CHF 8.00
:
: Erzählende Literatur
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Ein Doc aus der Eifel', das ist Dr. Franz-Josef Zumbé, Landarzt auf dem Hochplateau im Dreiländereck der Bistümer Aachen, Köln und Trier. Er ist Eifeler von Geburt und aus Überzeugung, theologisch und medizinisch zweigleisig gebildet, ein Schlitzohr und Eifeler Platt schwadronierender Menschenfreund der Marke 'hart, aber herzlich'. In diesem Buch erzählt Dr. Franz-Josef Zumbé im Dialog mit dem Journalisten und Diakon Manfred Lang köstliche Episoden, Anekdoten und Schmonzetten, die er in fast 40 Jahren mit seinen Patienten erlebt hat. Beide Autoren haben sich für diesen wunderbaren Erzählband immer wieder getroffen - und dabei tiefen Einblick in die Eifeler Seele gewonnen. Das angeblich 'krummbeinige, diebische Bergvolk' erweist sich als überaus liebenswürdiger Menschenschlag mit dem beneidenswerten Talent, das Leben und auch die Krankheit nicht tierisch ernst zu nehmen. Man neigt weder zur Wehleidigkeit, noch zur Hypochondrie und nimmt die Unebenheiten des Lebens eher gleichmütig und humorvoll zur Kenntnis. Vor dem Lesen wird gewarnt: Als Nebenwirkung ist Lachen bis an die Schmerzgrenze möglich ...

Franz-Josef Zumbé, geb. 1944 Mechernich, die ersten Lebenswochen wie eine Reihe anderer Sektio-Kinder im Untertagebereich des Krankenhauses Mechernich im Bleibergwerk untergebracht, acht Jahre Volksschule im Bergarbeiterdorf Strempt, 1965 Abitur am Pius-Gymnasium in Aachen, das damals als sogenanntes Aufbaugymnasium in sechs Jahren zur Reifeprüfung führte. Internatszeit im Bischöflichen Konvikt Haus Eich, Aachen. Im damals noch zum Abitur notwendigen Curriculum vitae gab Zumbé als Berufswunsch 'Pastor oder Landarzt' an. Studium der Theologie und Philosophie in Frankfurt und Bonn, 1968 Entschluss, doch noch Medizin zu studieren, besuchte parallel weiterhin Seminare und Vorlesungen in der theologischen Fakultät bis 1971. Nach dem Physikum widmet sich Zumbé ganz der Medizin bis zum Staatsexamen 1974. Im Frühjahr 1975 erhält er den Doktortitel. Vier Jahre klinische Aus- und Weiterbildung in den Krankenanstalten der Diakonie in Düsseldorf-Kaiserswerth und im Marienhospital Mühlheim/Ruhr - wegen Ehefrau Agne, die in dieser Region ihre erste Stelle als Studienrätin bekam. Im November 1977 übernimmt Dr. Franz-Josef Zumbé auf intensives Drängen von Dr. Egon Wegmann die beinahe zwei Jahre verwaiste Landarztpraxis in Tondorf. 1980 wird er Kreisstellen-Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung des Kreises Euskirchen. Den Vorsitz dieses Vorstandes übernimmt er nach zweimaliger Wiederwahl 1988. Dieses Amt versieht Zumbé neben anderen Aufgaben in der Standespolitik seit nunmehr 26 Jahren. Franz-Josef Zumbé ist verheiratet, hat zwei Söhne und zwei Enkel. Manfred Lang, geb. 1959 Bleibuir/Eifel, Landwirtssohn, Redakteur, Inhaber der Agentur ProfiPress, Ständiger Diakon im Zivilberuf, zahlreiche Veröffentlichungen, u. a. Eifel-Lesebücher 'Vaters Land und Mutters Erde' (1989) und 'Leben - alle Tage' (1994), 'Die Eifel - Landschaften, Leute, Lebensbilder' (1996), Eifeler Weih­nachtslesebuch '... und er hat sein helles Licht bei der Nacht' (1996), zusammen mit Ralf Kramp Herausgeber der dreibändigen Anthologienreihe 'Abendgrauen - Schauer- und Gruselgeschichten aus der Eifel' (1998, 2001, 2006), Textautor des Bildbandes 'Euskirchen' (2000, Wartberg-Verlag) sowie 2000, 2001 und 2003 Kurzkrimis im Eupener Grenz-Echo-Verlag (B). Zuletzt 'Platt öss prima' (2008, inzwischen in 5. Auflage), 'Eifel-Winter' (2010, 4. Auflage), 'Platt öss prima II', 'Träumeland ist abgebrannt' (2012) und 'Dörpsgeschichten' (2013). Manfred Lang ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

Kroofs Hein


Ich war noch taufrisch, um nicht zu sagen feucht hinter den Ohren. Meine Approbation lag gerade hinter mir, und der Anzug, den ich aus diesem Anlass getragen hatte, befand sich noch in der Reinigung. Ich war vollgestopft mit theoretischem Wissen und voller Enthusiasmus, hatte aber nur wenig mehr als gar keine Ahnung, als ich meine erste Vertretung in einer großen Landarztpraxis antrat.

Ich war zu der Zeit Vollassistent in einem Düsseldorfer Krankenhaus. Vertreten sollte ich während meines ersten dreiwöchigen Klinikurlaubs einen netten, aber gestressten Kollegen, den ich aus früheren Tagen kannte. Meine anfänglichen Bedenken, ob ich der Aufgabe gewachsen sei, zerstreute er mit dem Hinweis, ich könne mich jederzeit an den bereits älteren, aber gewiss stets hilfsbereiten Kollegen Willem in der einige Kilometer entfernten Nachbarpraxis wenden. Wo sollte das Problem sein? »Du schaffst das schon!«

Was sollte ich erwidern? Nichts. Ich bin Altruist – und mein überschießendes Helfersyndrom hatte mir längst die Lippen versiegelt und die Hände gebunden. Außerdem hatte ich Mut zur Lücke – und so fand ich mich nach telefonischer Anfrage des altbekannten Kollegen zur verabredeten Zeit im Auto auf der Fahrt zur angegebenen Landarztpraxis.

Inzwischen hatte ich mir auch zurechtgelegt, dass ich keineswegs uneigennützig handelte, sondern vielmehr wertvolle Fronterfahrung im Hinblick auf eine eigene Praxisgründung oder Praxisübernahme sammeln konnte, und für die man zu der Zeit, wenn ich mich recht entsinne, acht Wochen Vertretungszeit nachweisen musste. Nach all den Jahren Theorie stand mir Praxis bevor. Ich näherte mich ihr in freudiger Erwartung.

Ich wurde vor der Landpraxis bereits mit Ungeduld erwartet. Der werte Kollege hatte seinen Familienbus beladen mit Reisegepäck, Ehefrau, Kinderschar und Berner Sennenhund. Alles war abfahrbereit. Ich hatte kaum Zeit, meinen Wagen zu parken sowie Koffer und Taschen vor die Praxistür zu stellen, da brauste mein lieber Kollege, das Fenster herunter kurbelnd, auch schon vom Hof und an mir vorbei. Er winkte und rief mir zu: »Nur Mut. Denk an Willem!«

Da stand ich nun, ich armer Tor, drinnen Praxis, ich davor ... ohne Erfahrung in praktischer Medizin und dem üblichen Tagespensum eines Landarztes, aber mit Mut zur Lücke und viel Gottvertrauen. Willem wird ja helfen.

Aber daraus wurde nichts. Pustekuchen, Totalausfall, Rohrkrepierer: Der Nothelfer aus der Nachbarpraxis entpuppte sich als »Schwaadlappen« reinsten Wassers, wie der Rheinländer handlungsunwillige Dauerredner nennt. Die fachliche Hilfe durch Willem blieb vollständig aus. Dabei suchte ich seinen Rat, gleich am Sonntag nach meiner ersten Praxiswoche. Ich suchte ihn in seiner Wohnung auf, wir machten Konversation, während der ich viel aus seinem Leben erfuhr, aber keine Antwort auf meine brandaktuellen Fragen bekam.

Willem hatte eine Menge erlebt und eine Menge mitzuteilen, aber das hatte nur rudimentär mit Medizin zu tun. Er schien sich nur in einem Drittel seiner Lebenszeit mit der praktischen Landarzttätigkeit beschäftigt zu haben. Sein ganzes Herz und zwei Drittel seiner Energie gehörten dem Waldbau.

Statt meinen Zettel mit vielen fachlichen Fragen abzuarbeiten, dozierte Willem selbstgefällig über Baumpflanzunge