TEIL 2
»Allein unter Wahnsinnigen …«
Kollegen reden Tacheles
Wenn das Verhalten eines Mitmenschen als »kollegial« bezeichnet wird, dann kommt das einem verbalen Ritterschlag gleich. Denn »kollegial« bedeutet nicht nur hilfsbereit, partnerschaftlich und kooperativ, sondern es adelt den so beschriebenen Charakter zugleich als selbstlos, großmütig, gefällig, zuvorkommend, umgänglich, dienstwillig, entgegenkommend und – das Nonplusultra unter den Wertschätzungen – anständig.
Sie fragen sich, wie das alles zu den lieben Kollegen passt, die sich mit der Zeitung auf die Toilette verziehen, sobald unangenehme Aufgaben drohen? Die den Kaffeevorrat leeren, ohne für Nachschub zu sorgen, und erst recht nie die Maschine säubern? Die sämtliche Brückentage blockieren, obwohl sie genau wissen, dass man selbst im Mai für ein verlängertes Wochenende verreisen wollte? Die sich für die hellsten Köpfe weit und breit halten und dabei noch nicht einmal wissen, was ein Tabulator ist? Die vermutlich einen Mord begehen würden für einen Firmenwagen und einen Parkplatz am Eingang? Was hat das in aller Welt mit Anstand zu tun?
Sie haben’s erfasst: nichts. Denn nur in der besten aller Welten verhielten sich alle Kollegen auch kollegial. Das wäre einerseits wundervoll, andererseits gäbe es dann das folgende Kapitel nicht. Und wäre das nicht jammerschade?
OTTO NORMALKOLLEGE UND ERIKA MUSTERKOLLEGIN
Typen gibt’s … Auch in Ihrem Büro?
Man begegnet ihnen immer wieder, ganz gleich, wie häufig man den Job wechselt: den Standard-Kollegentypen. In Alter und Aussehen mögen sie sich unterscheiden, doch an ihren Sprüchen können Sie sie erkennen. Der leichteren Lesbarkeit zuliebe steht pro Typ nur entweder die männliche oder weibliche Form – was Sie nicht davon abhalten sollte, sich die jeweils andere dazuzudenken. Und, wer macht Ihren Berufsalltag spannender?
»Ihr könnt das alles viel besser als ich!«
Von Beruf blond oder: Sei schlau, stell dich dumm
Sei schlau, stell dich dumm heißt das erste Buch von Daniela Katzenberger und auch diese Kollegin hat das Motto längst verinnerlicht. Ob sie nun siebzehn ist und Azubi, fünfzig und Chefsekretärin, brünett, tizianrot oder wirklich blond: Den hilflosen Blick von unten nach oben beherrscht sie perfekt. Tagtäglich nähert sie sich Kolleginnen und Kollegen mit sanfter Stimme und Wünschen wie: »Duhu, kannst du das da mal schnell für mich formatieren/zusammenbauen/einordnen? Ich versteh das einfach nicht …«
Während der oder die Angesprochene sich an die Arbeit macht, trinkt sie einen Kaffee und lobt eifrig: »Wow, du bist ja ein Genie!« Hinterher jubelt sie: »Daaanke! Ohne dich hätte ich es nie geschafft.« Und die Helferin oder der Helfer sind ganz glücklich ob der eigenen Kompetenz und Hilfsbereitschaft. Da bleiben sie doch gern ein Stündchen länger, um das, was während der Hilfsaktion für Frau Blond liegenblieb, nachzuholen.
Frau Blond intrigiert nicht, zickt nicht, strebt nicht nach dem Chefsessel und man muss sie einfach mögen – zumal sie ihre Aufgaben zufriedenstellend erledigt. Für die Ehrgeizigen im Team kann sie mit der Zeit allerdings anstrengend werden. Wenn