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Die Birkenzweige hingen schlaff in der silbernen Vase. Die ersten Blätter waren bereits abgefallen: Im April gab es nur tiefgekühlte Birkenquaste vom vorigen Sommer zu kaufen. Irgendwer hatte ein Stück Fleischwurst auf den Tourenschlittschuh gespießt. Vielleicht gab es ja im Norden noch Eis, auf dem Oberkommissar Jyrki Taskinen das Geschenk zu seiner Pensionierung testen konnte. Koivu, Puupponen und ich hatten unserem ehemaligen Chef zum Abschied Schlittschuhe geschenkt. Er hätte von nun an Zeit genug, nicht nur an Marathonläufen, sondern auch an Eismarathons teilzunehmen.
Im Kabinett des Hotels Scandic in Espoo war den ganzen Abend lang keine ausgelassene Stimmung aufgekommen, obwohl der Polizeichef und die Vertreter des Personals Taskinen über den grünen Klee gelobt hatten. Ich hatte mich geweigert, eine Rede zu halten. Mit Taskinens Eintritt in den Ruhestand endete gewissermaßen eine ganze Epoche. Er hatte bereits in den 1990er Jahren, als die Espooer Polizei das neue Polizeigebäude in Kilo bezog, eine Führungsposition gehabt, er hatte die Strukturreformen, Zusammenlegungen und Kürzungen miterlebt und in all dem Trubel seine Untergebenen verteidigt wie ein Löwe. Wie oft hatte er vermittelt, wenn ich mit den höchsten Chefs aneinandergeraten war? Natürlich konnte ich selbst für mich eintreten, aber Taskinens Unterstützung war unersetzlich gewesen. Unsere Freundschaft würde nicht mit seiner Pensionierung enden, doch sie würde eine andere Färbung annehmen.
Die Hauptperson des Abends war dabei, sich zu verabschieden, der Polizeichef bestellte ein Taxi. Zwar hatte Taskinen erst das Mindestrentenalter für leitende Polizeibeamte erreicht, doch sein Weggang war für manche eine Erleichterung. Jeder natürliche Abgang schuf die Möglichkeit, die frei gewordene Stelle zu streichen oder mit einer anderen zusammenzulegen. Die Bezahlung im Staatsdienst war immer noch mager, aber nicht mehr langfristig gesichert, das Staatsbrot war in Häppchen zerschnitten worden, die man den Hungrigen jederzeit entziehen konnte.
Nach Taskinens Abschied sollte auch meine Abteilung, die dreiköpfige Einheit für Untypische Gewaltdelikte, aufgelöst werden. Ende Juni würde sie der Einheit für Gewaltverbrechen der Polizei von West-Uusimaa angegliedert werden. Welche Aufgaben auf Puupponen, Koivu und mich warteten, wusste noch niemand. Es war nicht einmal sicher, ob meine Kollegen im Polizeidienst bleiben würden. Puupponen sprach schon seit Jahren von einem Berufswechsel, und Koivu würde möglicherweise ein Sabbatjahr beantragen. Dafür hatte er gewichtige familiäre Gründe.
Koivu hatte sich seit der Geburt seiner Kinder nicht mehr an den Sauftouren der Kollegen beteiligt. An diesem Abend machte er eine Ausnahme. Puupponen zufolge hatte er in der Sauna mindestens drei Bier gezischt, und beim Abendessen hatte er bereitwillig angeboten, neben seinen eigenen Schnäpsen auch die der zwei Autofahrer am Tisch auszutrinken. Beim Hauptgang hatte er fast eine ganze Flasche Wein geleert. Als er aufstand, um sich von Taskinen zu verabschieden, wollten ihm die Beine nicht gehorchen. Zum Glück war Taskinen Herr der Lage und packte den zwanzig Kilo schwereren Koivu an den Schultern, sodass die beiden sich halb umarmten.
«Pekka, richte Anu meine herzlichsten Grüße aus. Ich wünsche euch beiden Kraft. Halte mich auf dem Laufenden», sagte Taskinen. Koivu traten Tränen in die Augen. Er gab keine Antwort, sackte auf seinen Stuhl und stierte die leeren Kognakgläser an, die vor ihm standen.
Ich ging zu Jyrki und umarmte ihn fest. Weitere Zeremonien waren überflüssig, ich hatte mich schon vor einigen Tagen unter vier Augen bei ihm bedankt. Nach kurzem Nachdenken trat ich an Koivus Tisch und beugte mich vor, sodass uns