Asle und Alida gingen umher in den Straßen Bjørgvins, über der Schulter trug Asle zwei Bündel mit all ihrer Habe und in der Hand den Fiedelkasten mit der Fiedel, die er vom Vater, dem Sigvald ererbt hatte, und Alida trug zwei Netze mit Essen und jetzt waren sie mehrere Stunden lang in den Straßen Bjørgvins umhergegangen und hatten ein Obdach gesucht, aber es schien unmöglich, irgendwo etwas zu finden, nein, sagten alle, wir haben leider nichts zu vermieten, nein, sagten sie, was wir haben, ist schon vergeben, so sagten sie und Asle und Alida mussten weiter in den Straßen umhergehen und an Türen klopfen und fragen, ob sie dort in einem Hause Obdach fänden, aber in keinem der Häuser war Raum für sie, wohin sollten sie sich wenden, wo sollten sie nun Schutz finden vor Kälte und Dunkelheit, jetzt spät im Herbst, irgendwo mussten sie doch etwas finden, und es war noch gut, dass es nicht regnete, aber bald fing es wohl auch an zu regnen und sie konnten ja nicht immer so weitergehen, und warum wollte sie bloß niemand aufnehmen, war es vielleicht, weil alle sehen konnten, dass Alida bald gebären sollte, jeden Tag konnte es jetzt so weit sein, so sah sie aus, oder war es, weil sie nicht getraut und darum keine braven Eheleute waren, nach Schick und Brauch, und darum auch keine braven Leute überhaupt, aber konnte ihnen das jemand ansehen, nein das ging ja nicht, aber vielleicht war es doch möglich, denn an irgendetwas musste es ja liegen, dass niemand sie beherbergen wollte, und dass sie den Segen des Pfarrers noch nicht hatten, lag ja nicht daran, dass Asle und Alida nicht würden heiraten wollen, wie sollten sie auch Zeit und Gelegenheit dazu haben, nicht älter waren sie als gerade mal siebzehn Jahre, freilich hatten sie nichts von dem, was für eine Heirat nötig ist, aber sobald sie es hätten, würden sie Hochzeit feiern mit Priester und Küchenmeister und Fest und Spielmann und allem, was dazugehört, aber so lange musste das warten, es musste so bleiben, wie es jetzt war, und es war ja eigentlich auch gut so, wie es war, nur warum wollte niemand ihnen Obdach geben, was stimmte nicht mit ihnen, vielleicht würde es helfen, wenn die Leute dachten, sie wären einander angetraut und Mann und Frau, denn wenn die anderen das dachten, dann wäre es schwieriger zu merken, dass sie als Sünder durch die Welt gingen, und jetzt hatten sie an vielen Türen angeklopft und niemand, den sie darum gefragt hatten, hatte sie beherbergen wollen und sie können nicht so weitergehen, es dunkelt schon, es ist Spätherbst, es ist dunkel, es ist kalt, und bald fängt es wahrscheinlich auch zu regnen an
Ich bin so müde, sagt Alida
und sie bleiben stehen und Asle sieht Alida an und er weiß nicht, was er ihr zum Trost sagen soll, allzu oft hatten sie einander schon getröstet mit Reden über das kommende Kind, wird es ein Mädchen, wird es ein Bub, darüber haben sie geredet und Alida meinte, mit Mädchen ist es einfacher, und er meinte das Gegenteil, leichter auszukommen ist mit Jungs, aber ob es jetzt ein Mädchen wird oder ein Bub, froh werden sie jedenfalls sein und dankbar für das Kind, wenn sie jetzt demnächst Eltern sind, das sagten sie und trösteten sich mit dem Gedanken an das Kind, das bald geboren werden sollte. Asle und Alida gingen dort durch die Straßen Bjørgvins. Sie hatten nicht gedacht, dass es so schwer sein würde, dass niemand sie beherbergen wollte, das musste sich doch bald finden, bald musste sich doch jemand finden, der ein kleines Zimmer zu vermieten hatte, wo sie eine Weile wohnen könnten, das musste sich doch finden, in Bjørgvin waren so viele Häuser, kleine Häuser und große Häuser, nicht wie in Dylgja, da waren nur ein paar verstreute Höfe und ein paar kleine Häuslerhütten am Strand, sie, Alida war die Tochter von Mutter Herdis am Hang, wie sie sie nannten, und kam von einem kleinen Hof in Dylgja, da war sie aufgewachsen bei der Mutter Herdis und mit der Schwester Oline, nachdem der Vater Aslak mit dem Boot rausgefahren und nicht wiedergekommen war, als Alida drei war und die Schwester fünf, und Alida konnte sich eigentlich nicht mehr recht an den Vater erinnern, nur an seine Stimme, seine Stimme konnte sie immer noch hören, das große Gefühl in seiner Stimme, das Klare, Scharfe und Breite, das in ihr war, aber das war wohl alles, was sie von Vater Aslak noch wusste, denn wie er aussah, das wusste sie nicht mehr, und auch sonst erinnerte sie sich an nichts als seine Stimme, wenn er sang, das war alles, was sie von Vater Aslak noch wusste. Und er, Asle war in einem Bootshaus in Dylgja aufgewachsen, wo unterm Dach eine Art kleine Wohnung eingerichtet war, da wuchs er auf mit der Mutter Silja und dem