: Jeremias Gotthelf
: Geld und Geist
: e-artnow
: 9788026845850
: 1
: CHF 1.80
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: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 460
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieses eBook: 'Geld und Geist' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Zur Handlung: Auf dem idyllisch gelegenen Liebiwyl-Bauernhof leben der Bauer Christen, seine Frau Änneli sowie die Söhne Resli und Christeli als auch die Tochter Annelisi in grosser Harmonie zusammen. Diese Eintracht wird jäh gestört, als sich Christen vom listigen Dorfschreiber zur Spekulation mit Mündelgeldern überreden lässt. Dabei verliert er all das investierte Geld, und der unvorsichtige Landwirt muss der Gemeinde den Schaden aus der eigenen Tasche begleichen. Änneli ist über Christens mangelnde Vorsicht sehr erbost, ihr Mann wiederum zeigt keinerlei Verständnis dafür, dass seine Frau sich grosszügig gegenüber den Bedürftigen erweist. Ausgerechnet er wirft ihr vor, das Geld mit vollen Händen hinauszuwerfen und Nahrung zu verschwenden. Man giftet sich an, die Vorwürfe häufen sich, und bald herrscht eisiges Schweigen in dieser Ehe. Jeremias Gotthelf (1797-1854) war das Pseudonym des Schweizer Schriftstellers und Pfarrers Albert Bitzius. Seine Romane spiegeln in einem zum Teil erschreckenden Realismus das bäuerliche Leben im 19. Jahrhundert. Mit wenigen starken, wuchtigen Worten konnte er Menschen und Landschaften beschreiben. Gotthelf verstand es wie kaum ein anderer Schriftsteller seiner Zeit, die christlichen und die humanistischen Forderungen in seinem Werk zu verarbeiten.

Zweiter Teil


Dem geneigten Leser wird anmit eine Fortsetzung der Erzählung »Geld und Geist«, welche im zweiten Bändchen der »Bilder und Sagen« enthalten ist, dargeboten; der Ärger vieler Leser über den scheinbar zu raschen Schluß bestimmte den Verfasser dazu, und Bedingungen zu fernerem Leben fanden sich in der ersten Erzählung hinreichend vor. Auf neuem Boden birgt sich das innere Leben mehr hinter äußere Verhältnisse, und unfreundlich wölbet sich der Himmel über ihm; wer aber in Geduld dieses überwindet, findet im Schlusse vielleicht den Geist wieder, welcher das Geld besiegt und denSegen der Versöhnung über die Herzen bringt.

Wer hat nicht schon den Unterschied bemerkt, der im Klange der Glocken liegt, es gefühlt, wie verschiedene Empfindungen sie erregen im menschlichen Gemüte?

Ernst und hoch, wie vom Himmel her, ertönen sie, wenn sie den Menschen rufen in Gottes Haus, sich zu demütigen vor dem Allmächtigen, sich aufzurichten am Allerbarmenden; dumpf tönt die Totenglocke, von weitem her wird es einem, als höre man auf den Sarg die Erde prasseln, als versinke man in ein dunkles Gewölbe und höre immer ferner und ferner des Lebens Klang. Freundlich und mild tönt die Vesperglocke. Wer des Abends über Berg und Tal das freundliche Geläute hört, dem wird, als empfange er freundliche Grüße, ein gastfreundlich Laden zu süßer Ruhe, als vernehme er des Vaters Ruf, sich zu stellen unter dessen treue Hut, zu legen all sein Sorgen und Sinnen in dessen weise Hand. Aber wenn die Feuerglocke erschallt, da zuckt Schreck durch die Seelen, Weiber werden blaß, Kinder weinen, Männer horchen hastig auf und stärker klopfen ihre Herzen. Es tönt vom Turme her wie Weiberjammer, wie Kindergewimmer, wie des Feuers Knistern, und je länger die Glocke geht, um so inniger scheinen ihre Töne zu werden, um so ängstlicher wimmert sie, um so lauter jammert sie. Es zieht das Herz sich zusammen, bange sucht der Mensch den Menschen, alle Augen suchen des Brandes Zeichen, den dunklen Rauch, der weithin des Brandes Stätte weiset, den Helfenden der düstere Stern über der Stätte, wo Hülfe nottut. Und jeder rät, wohin die dunkle Wolke weiset, und jeder schreit auf, wenn neue Wellen wallen über Berg und Tal, das Aufflammen neuer Häuser, das Zusammenstürzen der ausgebrannten verkündend.

Ums Spritzenhaus, welches wie üblich in der Mitte des Dorfes stand, von welcher gewöhnlich das Wirtshaus auch nicht ferne liegt, während die Kirche gerne zur Seite steht, wie billig auch, das Erstere als Anker der Welt, die Letztere ein Wegweiser aus der Welt – ums Spritzenhaus fand Resli, des Bauern Sohn von Liebiwyl, das halbe Dorf geschart. Die Einen sahen in den wirbelnden Rauch, der in der Ferne, aber immer dicker, immer schwärzer gen Himmel stieg; die Andern liefen ängstlich herum, hantierten mit der Spritze, banden Schlauche auf, schleppten Eimer herbei, schrieen nach Pferden, welche aber niemand werde geben wollen, was ein recht Elend sei und immer so gehe, schrieen nach einem Stück Kerze in die Laterne, da es auf den Abend gehe, und niemand wollte Kerzen haben daheim, aber der Krämer hätte fürs Geld, sagte man. Sobald Resli kam, frug er: »Wo ists?« Bestimmt wisse man es nicht, sagte man, aber allem an zu Ufbegehrige, und die Brunst sei groß und alle Augenblicke scheine ein neues Haus aufzugehen. Ängstlich rief Resli nach dem Rundellenträger, dem Führer der Feuerläufer; der war nirgends zu sehen. Er sei weder vormittag noch nachmittag in der Kirche gewesen, hieß es, er werde um etwas aus sein, um eine Frau oder um eine Kuh, wahrscheinlich um