: Robert C. Marley
: Wald der Toten
: beTHRILLED
: 9783732511785
: 1
: CHF 3.50
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 230
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

'Komme später.' Es ist die letzte SMS, die Chris von seiner Ex-Freundin empfängt. Doch in dieser Nacht wartet er vergeblich. Fran Lovey, eine junge Schwesternschülerin am Brighton General Hospital, kommt niemals zu Hause an.

Detective Miriam Beckett wird auf den Fall angesetzt, der schnell eine unerwartete Wendung nimmt: Wenige Tage nach ihrem spurlosen Verschwinden meldet sich Fran plötzlich bei Chris: 'Ich wollte euch nur Bescheid sagen, dass es mir gut geht. Bitte sag Mum und Dad und den anderen Bescheid.' Dann legt sie auf.

Ist die junge Frau einfach von zu Hause abgehauen? Beckett will das nicht glauben und wird auf fürchterliche Weise recht behalten: Denn Frans Anruf war nur der Auftakt zu einem perfiden Katz-und-Maus-Spiel, das der Täter mit der Polizei und Frans Familie treibt ...

Psycho-Thril er voller 'Hochspannung' - die neue Reihe von Bastei Entertainment! Bisher sind in der Reihe 'Hochspannung' folgende weitere Titel erschienen: Vincent Voss - Tödlicher Gruß; R. S. Parker - Raus kommst du nie; Christian Endres - Killer's Creek - Stadt der Mörder; Linda Budinger - Im Keller des Killers; Andreas Schmidt - Dein Leben gehört mir; Uwe Voehl - Schwesternschmerz; Jens Schumacher - Die Tote im Görlitzer Park; Timothy Stahl - Haus der stillen Schreie; Vincent Voss - Du darfst mich nicht finden; Christine Drews - Dunkeltraum; Alfred Bekker - Der Blutzeichner: Kay Forster - Lächle, bevor du stirbst; A.K. Frank - Blutzorn

Prolog


Montag, 19. Juni

1

Es war einer der heißesten Tage des Sommers. Die Pubs waren überfüllt, und ganz England befand sich im Fußballfieber. Auch in Brighton war die Weltmeisterschaftdas Thema.

Ihn interessierte das alles nicht.

In der Ferne sah er Paare und Grüppchen aus den überfüllten Lokalen kommen und den Heimweg antreten. Das Spiel war seit ein paar Minuten vorbei; schon bald würde kaum noch jemand auf den Straßen unterwegs sein, von den trinkfesten Schlachtenbummlern und den Nachtschwärmern abgesehen, die es hier in der Innenstadt in warmen Sommernächten immer gab.

Brighton schlief niemals ganz. Selbst in gewöhnlichen Nächten nicht. Die Stadt war eher wie ein komatöser Patient, der trotz tiefer Ohnmacht noch immer zuckte und murmelte. Er kannte das. Er kannte beides.

Er legte sein Handy auf den Beifahrersitz und starrte wieder hinaus in die Nacht.

Sie hat sich entschieden, dachte er. Ihre letzte SMS hatte alles gesagt, was nötig war. Später würde niemand behaupten können, sie habe keine Wahl gehabt. Sie hatte ihre Entscheidung selbst getroffen. Kein Mensch hatte sie gezwungen. Schon gar nicht er. Er war gespannt, wie sie reagieren würde, und fragte sich, ob sie die Wahrheit gesagt hatte, was den Akku ihres Handys anging. Hatte sie das vielleicht nur vorgeschoben, um ihn los zu sein? Um einen Vorwand zu haben, nicht mehr mit ihm sprechen zu müssen? Nicht mehr antworten zu müssen?

Sie war immer nett und freundlich zu allen. Selbst dann, wenn ihr gar nicht danach war. Ihre gute Erziehung, vermutete er. Bloß niemanden gegen sich aufbringen. Bloß niemandem vor den Kopf stoßen. Immer lächeln und alles mit bunten Schleifen in Geschenkpapier verpacken. Auch wenn es die pure Scheiße war, die sie darin eingewickelt hatte.

Es kotzte ihn an.

Der abkühlende Motor tickte in der warmen Sommerluft.

Eine Gruppe Jugendlicher kam aus dem Jolly Fisherman. Zwei dünne Kerle stützten einen stämmigen Typen in Jeans undEngland-T-Shirt, der offensichtlich über den Durst getrunken hatte. Der Bursche konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.

Er beobachtete, wie der Mann einknickte. Seine Freunde lachten und fingen ihn auf. Der Betrunkene versuchte sie abzuschütteln, aber sie hatten ihn fest im Griff. Keine zehn Meter von ihm entfernt schleppte sich die kleine Gruppe an ihm vorbei. Selbst bei dem schlechten Licht und der Entfernung konnte er die verwischten Union Jacks sehen, die sie sich wie Kriegsbemalung auf die Wangen gepinselt hatten.

Ein paar letzte Züge von der Zigarette, ehe er sie nach draußen schnippte. Dann kurbelte er das Seitenfenster hoch, stieg aus dem Wagen und schlug die Fahrertür zu.

Er hatte an der Hauptstraße unweit des Pubs in einer kleinen Nische am Fahrbahnrand geparkt; obwohl nebenan der Fußweg verlief, standen die nächsten Straßenlaternen doch so weit weg, dass er bezweifelte, man würde sein Auto bemerken. Zumindest würde es niemandem sonderlich auffallen.

Auf dem Gehweg zündete er sich in den Schatten der alten Buchen mit ihren ausladenden Ästen eine weitere Zigarette an und wartete.

Sie wolle gleich nach dem Spiel nach Hause gehen, hatte sie gesagt.

Nun, das Spiel war vorbei. Die meisten Gäste verließen jetzt das Pub und machten sich auf den Weg ins warme Bett. Ein paar Minuten noch, und sie würde ebenfalls herauskommen. Vielleicht noch fünf Minuten.

Keine Ewigkeit.

So lange konnte er warten.

2

Fran Lovey trat aus dem aufgeheizten, rauchgeschwängerten Pub nach draußen und atmete tief die kühle Nachtluft.

S