BREE
Als ich die Sirenen auf der Straße höre, weiß ich es: Sie kommen wegen Lara. Keine Ahnung, wieso ich mir so sicher bin. Ich weiß es einfach. Eine Zeit lang war sie ziemlich durch den Wind. Da waren wir noch in der Middle School. Ihre Eltern haben das nicht an die große Glocke gehängt, deshalb weiß fast niemand davon. Laras Mutter ist doch Politikerin. Aber ich weiß es, denn wir waren mal die besten Freundinnen. Vor allem ihr ständiges Gejammer hat dazu geführt, dass wir es nicht mehr sind.
Ich nehme mein Handy und rufe Mum auf Arbeit an.
»Hi«, meldet sie sich. »In ein paar Minuten habe ich eine wichtige Hausbesichtigung, also mach es kurz.«
Ich schaue aus dem Fenster. »Da steht ein Polizeiwagen vor dem Haus der Kelleys. Er ist mit Blaulicht und Sirene vorgefahren.«
»Das klingt nicht gut«, sagt Mum und bestätigt damit nur das Offensichtliche.
In diesem Moment heult eine weitere Sirene auf. »Ich glaube, da kommt auch noch ein Rettungswagen.«
»Ja, das höre ich«, sagt Mum. »Pass auf, meine Kunden sind da. Ich muss los. Du legst jetzt auf und bleibst im Haus, damit du niemandem im Weg stehst. Ich bin so schnell wie möglich da.«
»Denkst du, sie ist …«
»Ich weiß es nicht, Bree. Ich muss jetzt wirklich los. Das könnte eine ordentliche Provision geben. Bleib einfach im Haus.«
Und schon ist die Verbindung weg.
»Was ist da draußen los?«, fragt mein Bruder Liam und geht zum Fenster. Sein sommersprossiges Gesicht zeigt die typische Neugier eines Achtklässlers. Im Warnlicht des Polizeiwagens leuchtet es abwechselnd rot und blau auf.
»Bei den Kelleys muss irgendwas passiert sein«, sage ich.
»Wow, da wäre ich ja nie drauf gekommen, wo doch einPolizeiauto vor der Tür parkt. Danke, Miss Superschlau!«
Liam ist manchmal echt zum Kotzen. Und Mum wird nie müde zu betonen, dass er klüger ist als ich.
»Dann finde doch selbst raus, was los ist, Einstein!«, kontere ich.
Die Sirene kommt näher. Gegenüber werden Vorhänge aufgezogen. Die Nachbarn fragen sich bestimmt auch, was bei den Kelleys los ist.
Die Sirene schrillt immer lauter und wir sehen einen Rettungswagen in unsere Straße einbiegen. Liam hält sich die Ohren zu, als der Wagen an unserem Fenster vorbeifährt. Mit quietschenden Reifen kommt er direkt hinter dem Polizeiauto zum Stehen.
Wir drücken uns die Nasen an der Scheibe platt und beobachten, wie die Sanitäter zur Haustür der Kelleys laufen. Das Blaulicht ist immer noch an. Die ersten neugierigen Nachbarn haben sich draußen versammelt.
»Ich geh mal rüber, um zu sehen, was passiert ist«, sagt Liam.
»Nein!«
Liam starrt mich erschrocken an. So eine heftige Reaktion hat er wohl nicht erwartet.
»Mum hat gesagt,