Kapitel 1
– Abby –
Nathaniel sah mich an, als wären mir plötzlich Hörner gewachsen. »Was sollen wir?«, ächzte er.
Genau die Reaktion, die ich erwartet hatte. Ich nahm noch einen Schluck Rotwein und wiederholte: »Ich glaube, wir sollten im Monat vor der Hochzeit auf Sex verzichten.«
»Ich hatte befürchtet, dass du das wirklich gesagt hast.« Er legte den Kopf schief. »Und warum?«
Ich nahm die Serviette und gab vor, mir die Lippen abzutupfen, um mein Lächeln zu verbergen.Warum? Das sagte der Mann, der zu Anfang unserer Beziehung kaum ein Wort über solche Dinge herausgebracht hatte. Eine ganz schöne Veränderung bis hin zu dem, der mir jetzt am Tisch gegenübersaß. Bis hin zu dem, der unbedingt dasWarum undWarum nicht und sogar dasMir egal von nahezu allem ausdiskutieren musste.
»Den Serviettentrick kenne ich«, lächelte er. »Ich bin nur ein bisschen neugierig, warum du mir sexuelle Enthaltsamkeit von einem ganzen Monat vorschlägst, wo du doch selbst sagst, dass langfristiger Sexentzug kaum erträglich ist.«
»Die Klugscheißerantwort darauf ist wohl die Gegenfrage ›Was heißt langfristig?‹. Nach deinem Gesichtsausdruck eben gerade würde ich sagen, bei dir bedeutet es eine Woche.«
»Das ist langfristig, stimmt.«
Ich lachte. »Dann sagen wir doch einfach, ich führe dich über deine Grenzen hinaus.«
»Das istmeine Aufgabe in unserer Beziehung«, erklärte er ernst, aber in seinen Augen leuchtete es amüsiert.
»Ich führe mich auch selbst über meine Grenzen hinaus, weißt du. Ernsthaft – ein Monat ohne alles, und das nach einer unserer gewohnten Wochen?« Ich versuchte einen Durchschnittswert festzulegen, wie oft wir in einer normalen Woche Sex hatten, gab aber auf. Da gab es unser Alltagsleben an Werktagen und das Wochenendleben, wenn ich das Halsband trug – nun, zusammengerechnet war das ein ganzer Haufen Sex.
»Es ist ja nicht so, dass ich noch nie einen Monat ganz ohne durchgehalten hätte«, sagte Nathaniel. »Und du meinst mit Enthaltsamkeit nur uns beide? Oder dürfen wir uns wenigstens selbst befriedigen?«
Ich konnte nicht anders, ich musste einfach lachen.
»Was denn?«, fragte er.
»Das ist wieder typisch für dich, dass du versuchst, die Regeln festzulegen. Dabei haben wir uns noch gar nicht geeinigt.«
»Ich w