: Monika Specht-Tomann
: Was macht das Monster unterm Bett? Ängste von Kindern verstehen und bewältigen
: Patmos Verlag
: 9783843606455
: 1
: CHF 10.80
:
: Familie
: German
: 180
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Angst vor der Dunkelheit, vor Abschieden oder vor Schwierigkeiten in Kindergarten oder Schule - Kinder erleben vielfältige belastende Situationen, die sie im Laufe ihrer Entwicklung meistern müssen. Welche Ängste gehören zu jeder normalen Entwicklung? Wann werden Kinderseelen besonders belastet? Was können Eltern ganz konkret tun, um Kindern in ängstigenden Situationen Halt zu geben? Die erfahrene Psychologin Monika Specht-Tomann zeigt, wie Erwachsene ihren Kindern liebevoll helfen und mit ihnen gemeinsam das Monster unterm Bett zähmen können.

Monika Specht-Tomann, geboren 1950, ist Psychologin und Physiotherapeutin.

Teil 1: Kinderängste verstehen


1. »Gute« Angst und »schlechte« Angst:
Vom Sinn der Angst


Jeder Mensch hat Angst

Angst begleitet uns von der Geburt bis zum Tod. Manchmal tritt sie ganz offen zu Tage, dann wieder bahnt sie sich im Verborgenen ihren Weg und wird nur indirekt sichtbar. Sie schützt uns vor körperlichen und seelischen Verletzungen, schafft nötige Anreize für Veränderung und Neuorientierung und hilft uns, mehr oder weniger unbeschadet durchs Leben zu gehen.

Ein gesundes Maß an Angst macht es beispielsweise möglich, in neuen Situationen innezuhalten, sich auf seine Stärken zu besinnen und sich nicht völlig wahllos allen Eindrücken auszusetzen. Ein gesundes Maß an Angst kann uns wachrütteln und achtsamer werden lassen. Manchmal zeigt sich die Angst allerdings auch von einer ganz anderen Seite. Dann kann sie das Selbstvertrauen mindern und lässt den Glauben an die eigene Stärke, Gelassenheit und Zuversicht schwinden. Angst kann also zum Motor von Entwicklung und persönlicher Entfaltung werden – sie kann aber auch Entwicklung verhindern und persönliche Entfaltung unmöglich machen. Das gilt für Erwachsene ebenso wie für Kinder.

Ein gewisses Ausmaß an Angst ist für jeden Menschen wichtig, doch stellt sich die Frage: Wie viel Angst braucht der Mensch? Wann kann man von einer wichtigen, schützenden, positiven Kraft sprechen – einer »guten« Angst – und wann kehrt sich diese Kraft ins Negative, verhindert gesundes seelisches Wachstum, behindert die Menschen, führt sie in die innere und äußere Einsamkeit und wird zu einer »schlechten« Angst?

Wenngleich das Thema Angst jedem auf die eine oder andere Weise vertraut und bekannt ist und Angsterlebnisse sich nur zu oft als bleibende Erinnerungen einprägen, tauchen angesichts vieler scheinbarer Widersprüche und Probleme bei der Angstbewältigung immer wieder Fragen auf: Was ist Angst denn eigentlich wirklich? Wie entsteht sie? Wie äußert sie sich? Wie kann man am besten mit der Angst zurechtkommen?

Grundsätzlich handelt es sich bei der Angst um ein Reaktionsmuster des Organismus, das biologisch verankert ist. Seine Funktion liegt darin, das »System Mensch« vor unterschiedlichen Bedrohungen zu warnen. Es stellt sowohl bei allen Säugetieren als auch beim Menschen einen wichtigen Bestandteil in der Auseinandersetzung mit den Anforderungen des Lebens dar und kommt dann zum Einsatz, wenn Situationen als bedrohlich und gefährlich eingeschätzt werden und keine geeignet erscheinenden Möglichkeiten zur Verfügung stehen, diese zu bewältigen. Die Angst lässt sich demnach auch als biologisches, seelisches und soziales Warnsystem begreifen, das immer dann aktivie