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Die fahle Wintersonne schien durch das Küchenfenster. Am Himmel zogen vereinzelte lila Wolken vorüber, die die stillen Wohnstraßen in Notting Hill in ein für Februar ungewöhnlich strahlendes rosa Licht tauchten. Doch trotz der Schönheit dieses friedlichen Londoner Morgens hatte ich nur Augen für den Mann in der Küche. Er trug eine schwarze Seidenpyjamahose, die locker auf seiner schmalen Hüfte saß. Ich ließ den Blick auf seine deutlich hervortretenden Bauchmuskeln schweifen, und als er sich zur Theke umdrehte, um Kaffee einzuschenken, bewunderte ich ausgiebig das gemeißelte V seines Rückens, das ich so gern mit den Fingern erkundete. Sein schwarzes Haar war noch zerwühlt von unserem frühmorgendlichen Liebesspiel, das mir zwei fantastische Orgasmen beschert hatte. Doch so prachtvoll sein Körper auch sein mochte, war es doch sein Herz, mit dem er mich im Sturm erobert hatte. Mir stockte der Atem, als mir einmal mehr bewusst wurde, dass dieser unglaublich schöne Mann mir gehörte, so unfassbar es auch erscheinen mochte.
Alexanders sinnlicher Mund verzog sich zu einem wissenden Grinsen, während er mir einen Becher hinhielt. »Für dich, Süße.«
Vorsichtig nippte ich daran und nickte genießerisch.
»Und? Habe ich allmählich den Dreh raus?«, fragte er.
»Nicht übel«, bestätigte ich und trank noch einen Schluck.
»Dich aufzuputschen ist das Mindeste, was ich nach gestern Abend tun kann, selbst wenn es bedeutet, dass ich dafür Kaffee kochen muss.«
»Wenn du mich die halbe Nacht wachhältst …«, neckte ich ihn und versuchte, das Ziehen im Unterleib zu ignorieren, das sich bei der Erinnerung an die Gründe für meinen Schlafmangel einstellte. Allmählich war es zur Gewohnheit geworden, dass ich zu spät bei der Arbeit erschien.
Während der vergangenen Monate hatte sich eine entspannte morgendliche Routine entwickelt – inklusive der Grundsatzdebatte über Tee oder Kaffee als Start in den Tag. Wir hatten die Feiertage und die damit verbundenen familiären Verpflichtungen unbeschadet überstanden, was eine ziemlich reife Leistung war, wenn man bedachte, dass Alexanders Vater sich wünschte, ich würde mich in Luft auflösen, und die Ehe meiner Eltern immer noch am seidenen Faden hing. Trotzdem war unsere Beziehung enger und stabiler denn je. Die vielen Lügen und Geheimnisse, die sich einst zu einer Mauer zwischen uns aufgetürmt hatten, waren einem Fundament aus Vertrauen und Verständnis gewichen. Nun war es für mich an der Zeit, mich auf die Neuerungen zu konzentrieren, die dieses Jahr mit sich bringen würde. Nicht dass ich Alexander nicht gern heiraten würde – in Wahrheit konnte ich es kaum erwarten, seine Frau zu sein –, das Problem war eher, dass ich dadurch gezwungen sein würde, mich mit Menschen zu umgeben, von denen ich mich lieber fernhalten würde. Außerdem musste ich mich damit auseinandersetzen, dass sich mein Leben von Grund auf ändern würde.
Er legte die Hand um mein Kinn und zwang mich, meine Aufmerksamkeit auf ihn zu richten … weg von der Zukunft und auf die Gegenwart. »Du hast wieder diesen Ausdruck im Gesicht … Du machst dir viel zu viele Gedanken, Süße.«
Ich zwang mich zu einem Lächeln und schüttelte den Kopf. »Ich habe im Moment bloß eine Menge um die Ohren.«
»Aber schon bald ist da ein Punkt weniger, um den du dir Gedanken machen musst.« Trotz der Beiläufigkeit seiner Bemerkung sog ich scharf den Atem ein.
Da hätten wir es wieder – genau diese Art Unterhaltung wollte ich mit ihm nicht führen.
»Ich werde meine Arbeit vermissen. Außerdem brauchen sie mich«, sagte ich. Für andere mochte es kein Traumjob sein, aber die Arbeit, die ich bei Peters& Clarkwell leistete, war wichtig. Zumindest für mich. Obwohl ich noch nicht lange dort war,