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Kapitel 3
Lieben lernen.
Die Ehe als Liebesschule
Die Ehe erfordert eine radikale Entschlossenheit, unseren Partner so zu lieben, wie er ist, während wir uns gleichzeitig danach sehnen, dass er das wird, was er noch nicht ist. In der Ehe gibt es nur zwei Richtungen: Entweder wir geben einander immer mehr Ehre oder wir erniedrigen einander immer mehr.
Dan Allender und Tremper Longman III
Behandele die Menschen so, als wären sie, was sie sein könnten, und du hilfst ihnen zu werden, was sie sein können.
Johann Wolfgang von Goethe
Ein männlicher Jude zur Zeit Moses und Josuas hatte zu kämpfen. In Josua 18,3 lesen wir, wie Josua den Israeliten ihre Feigheit und Bequemlichkeit vorhält: »Wie lange seid ihr so lässig, dass ihr nicht hingeht, das Land einzunehmen, das euch der HERR, der Gott eurer Väter, gegeben hat?« »Zieht in den Kampf!« – das war viele Generationen lang Gottes Motto für sein Volk.
Jesus hat uns einen neuen Auftrag gegeben, der viel schwieriger auszuführen ist. Als er einmal gefragt wurde, was das größte Gebot sei, erwiderte er, dass es zwei gäbe (vgl. Matthäus 22,34-40). Erstens müssen wir Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt lieben. Aber das reicht noch nicht; wenn wir Gott wirklich gefallen wollen, müssen wir auch unseren Nächsten lieben wie uns selbst.
Die Ehe kann das Fitnesscenter sein, in dem unsere Fähigkeit, Gottes Liebe zu erfahren und auszudrücken, trainiert und gestärkt wird. Um dahin zu kommen, müssen wir erkennen, dass menschliche und göttliche Liebe nicht zwei separate Ozeane sind, sondern vielmehrein Meer mit vielen Zuflüssen. Wir zeigen unsere Liebe zu Gott zum Teil dadurch, dass wir unseren Ehepartner lieben.
Es ist unmöglich, jemanden »zu viel« zu lieben. Unser Problem ist, dass wir typischerweise Gott zu wenig lieben, und die Lösung besteht nicht darin, in unserer Liebe zu irgendeinem Menschen nachzulassen, sondern unser Herz weiter zu machen für die Freude, die Gott uns gibt.
Die Ehe schafft ein Klima, in der diese Liebe ihren Härtetest bestehen muss. Das Problem besteht darin, dass man Liebelernen muss.Die Ehe schafft ein Klima, in der diese Liebe ihren Härtetest bestehen muss. Katherine Anne Porter schreibt: »Liebe ist etwas, das man lernen muss, und das wieder und wieder; es hört nie auf. Der Hass dagegen braucht keinen Lehrer, er wartet nur auf den passenden Anlass.«10
Liebe ist keine natürliche Reaktion, die wie von selbst aus uns heraussprudelt (das tut allenfalls, zumindest am Beginn einer Beziehung, das Verliebtsein), während der Hass sozusagen ständig einsatzbereit ist. Christliche Liebe ist etwas, dem wir hinterherjagen und das wir geduldig einüben müssen.
Die Gesellschaft, in der wir leben, kann mit diesem Prinzip nichts anfangen. Eine der größten Grausamkeitenund eine der größten Selbstverurteilungen, die ich kenne, ist die Bemerkung, die man manchmal hört, wenn jemand seinen Ehepartner für eine andere Frau oder einen anderen Mann verlässt: »Nimm es endlich zur Kenntnis: Ich habe dich nie geliebt!« Gemeint ist dies als Angriff, nach dem Motto: »Ich habe dich nieliebenswürdig gefunden.« Aber in einem christlichen Kontext ist d