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MOVE OVER DARLING
Treacle ist überall, auf Ralphs Beinen, seinen Armen, seinem Bauch. Treacle, die rote Katze, ist gelangweilt von Ralphs Untätigkeit und verlangt nach ihrem Frühstück. Sie tappt auf dem Schlafsack auf und ab, klettert über die Kurven und Kanten ihres neuen Besitzers, fahndet nach einem Lebenszeichen.
Treacle war verloren und allein, eine Streunerin im Wald, zottig und mager. Dann ist sie Ralph Swoon über den Weg gelaufen, der ebenfalls verloren und allein war. Jetzt haben sie sich gegenseitig, sich und eine wackelige alte Bretterbude mitten im Wald, durch deren Ritzen das Licht dringt.
Er hat Treacle eine Büchse Sardinen gekauft.
Es ist eine Liebe, die nach Fisch riecht, aber dennoch eine echte Liebe.
Ralph schält sich aus seinem Schlafsack. Er trägt noch seine Kleider von gestern. Nachdem er sich mit den Fingern durch die Haare gefahren ist, öffnet er die Tür des Bretterverschlags und geht zu dem Blätterhaufen, den er zu seiner Toilette erkoren hat. Treacle sitzt unterdessen auf der Türschwelle und wartet. Sie hat sich bereits an diesen Teil des gemeinsamen Tagesablaufs gewöhnt und weiß, dass Ralph gleich wieder hineinschlurfen und ihr ein wenig Futter aus der Büchse auf den gesprungenen Teller kippen wird, der im Verschlag auf dem Boden steht. Dann wird er in seinen Schlafsack zurückkehren und sie auffordern, sich zu ihm zu gesellen. Gestern haben sie noch drei Stunden zusammen im Schlafsack weitergeschlafen. Allerdings hat Treacle hin und wieder die Augen geöffnet, um sich zu vergewissern, dass Ralph noch atmet.
Ihrer Katzenlogik zufolge hat er sich in den Wald geschleppt, um zu sterben. Warum sonst hätte er am 4. August um halb zwölf Uhr nachts plötzlich ohne Gepäck, ohne Habseligkeiten, abgesehen von einem Geldbeutel, einem Handy und einer Gitarre, hier auftauchen sollen?
Aber die Katze irrt sich.
Er ist nicht hergekommen, um zu sterben.
Vor einer Woche hat Ralph noch an der Frühstückstheke in seiner Küche gesessen und seiner Frau und seinen beiden halbwüchsigen Söhnen im Garten gelauscht. Sadie und Arthur spritzten gerade die Beine ihres neuen Welpen mit dem Schlauch ab, während Stanley ihnen dabei zusah.
»Dieser Hund stinkt«, beschwerte sich Arthur.
»Das ist doch nur Matsch. Hilf mir lieber mit dem Schlauch«, entgegnete Sadie.
»Er ist dein Hund, Mum.«
»Jetzt fang nicht wieder damit an.«
»Wer hat ihn denn angeschleppt?«
»Ich habe ihn für dich und Stan gekauft. Du wolltest doch immer einen Hund.«
»Ich wollte einen Hund, als ich sechs war. Du bist zehn Jahre zu spät dran.«
»Ach, lass mic