: Hans Bentzien
: Division Brandenburg Die Rangers von Admiral Canaris
: EDITION digital
: 9783956554582
: 1
: CHF 7.30
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: 20. Jahrhundert (bis 1945)
: German
: 379
: kein Kopierschutz/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Jede der großen Armeen, so heißt es, hat solche Spezialeinheiten, wie sie ganz allgemein genannt werden, um ihre eigentlichen Ziele, die Sabotage und Spionage, einschließlich der Gegenspionage, zu verschleiern. Diese Praktiken haben in der deutschen Armee eine lange Tradition. Schon König Friedrich II. bediente sich der Spione für Geld und der Freischaren, die später als Streifkorps im Kampf gegen Napoleon eingesetzt wurden. In der kaiserlichen Armee wurde ein systematischer Spionagedienst aufgebaut, in dem auch der Leiter des Amtes Abwehr der Naziwehrmacht, Admiral Canaris, seine erste Ausbildung bekam, die er unter Förderung Hitlers dann in der faschistischen Wehrmacht zur Perfektion brachte. Hitler fand in diesem Seeoffizier den Mann, der ihm bei der schnellen Erreichung seiner imperialistischen Ziele die größte Hilfe leisten sollte und förderte großzügig den Apparat der Abwehr und ihrer Einsatztruppe, genannt die 'Brandenburger'. Diesen Namen verdankte diese Rangereinheit einem ersten Ausbildungslager für Agenten, die in Sabotage trainiert wurden, das die Abwehr in der Nähe von Brandenburg unterhielt, das Quenzgut. Es handelte sich um ein größeres Anwesen eines jüdischen Gummifabrikanten, das 'arisiert' worden war. Es lag abseits, der Quenzsee ist eigentlich nur die nördliche Ausbuchtung des Plauer Sees, schwer zu erreichen, leicht zu tarnen und mit Berlin durch die Reichsstraße 1 verbunden. Dort wurden Funker, V-Leute, Saboteure, Sprengmeister und Spezialisten für die Zersetzung von kleineren und größeren Gruppen ausgebildet. Die Unterlagen über die Theorie und Praxis der 'Brandenburger' sind verschwunden, wahrscheinlich gegen Kriegsende vernichtet, manche Kenner sprechen auch davon, dass sie unter Verschluss im amerikanischen Kriegsarchiv liegen. Wie auch immer, so Autor Hans Bentzien, es ist inzwischen ein ungefähres Bild entstanden, mit dem der geheimnisvolle Schleier gelüftet werden kann, der über diese Rangereinheit gelegt worden ist. Aber auch heute werden sie offenbar überall in der Welt gebraucht - die Männer, die dieses schmutzige Geschäft beherrschen, das nur moderner geworden ist. Und es finden sich noch immer Freiwillige, die sich bei diesen verbrecherischen Unternehmungen Abenteuer versprechen. Wie es diesen Männern ergeht, kann man lernen, wenn man einen Blick auf die nur fünf Jahre währende Existenz der 'Brandenburger' wirft. Und genau darum geht es bei diesem Buch über 'Die Ranger von Admiral Canaris'.

Geboren 1927 in Greifswald. Volksschule, Lehrerausbildung (LBA). Studium zum Dipl.rer.pol. in Jena und Moskau. Verschiedene kulturpolitische Funktionen. Kulturminister 1961 - 1966. Verleger. Rundfunk- und Fernsehmitarbeiter (Leitender Redakteur für Geschichtspublikationen). Zuletzt Generalintendant des Deutschen Fernsehfunks. Autor von Fernsehfilmen, Theaterstücken, Biographien (Elisabeth von Thüringen, Martin Luther, Thomas Müntzer, Friedrich II. von Preußen, Carl August von Hardenberg, Claus Schenk Graf von Stauffenberg) und Sachbüchern zu Fragen der Zeitgeschichte und der Geschichte Brandenburgs. Autobiographie. Wohnhaft in Bad Saarow. Verheiratet, drei Kinder. Er verstarb am 18. Mai 2015.
'Noch schnell einen Blick auf die Uhr. Es fehlen zwei Minuten an halb drei Uhr. Eine Ewigkeit! Noch einmal und immer wieder gleiten die schweißnassen Hände über die Waffen. Zum x-ten Male überprüfe ich, ob meine MPi entsichert ist, das Magazin richtig steckt, überprüfe die Pistole, die Handgranaten am Koppel. Alles sinnlose Tätigkeiten. Natürlich ist alles in Ordnung und an seinem Platz. Am Leuchtzifferblatt meiner Armbanduhr fliegt der Zeiger auf 2.30 Uhr. Da springt die erste Gruppe auf. Nur einen Augenblick heben sich die dunklen Gestalten gegen den grauen Morgenhimmel ab, dann sind sie wieder im Dunkeln verschwunden, und nur der Schall der schweren Bergschuhe auf der Betonbrücke ist noch zu hören. Mit rasend schlagendem Herzen lauschen wir dem Laufschritt unserer Kameraden, die als erste in die Finsternis, ins Ungewisse stürmen. Immer noch fällt kein Schuss. Jetzt müssen sie gleich drüben sein. Da, jetzt haben die Russen den Angriff erkannt, ein russisches SMG blitzt auf - und noch eines und noch eines. Gleichzeitig schreit Hauptmann Grabert: 'Feuer frei!' Mit einem Schlag setzen sechs deutsche SMGs ein. Wie eine ununterbrochene Feuerkette jagen die Leuchtspurgeschosse hinüber. Es wird gefeuert, was die Rohre halten. Beim ersten Schuss schon sind wir alle aufgesprungen und jagen hinter dem Chef nach. Alle Spannung ist nun gebrochen, und nur ein Gedanke treibt uns vorwärts: so schnell wie möglich über die Brücke hinüber und den Kameraden zu Hilfe! Ohne Hurra-Gebrüll, wie die Infanterie es macht. Das war bei den Brandenburgern nie üblich. Wir stürzen uns immer lautlos auf den Feind. Kaum ein Kommando wird geschrien, jeder von uns weiß, was er zu tun hat. Wir stolpern über Leichen, sind es Russen oder Kameraden? Es bleibt keine Zeit es festzustellen. Einem Sturmwind gleich rasen wir über die Brücke, erreichen ihr Ende. Schon fliegen Handgranaten rechts und links neben die Straße. Aus der Hüfte schießend, den Spaten schwingend, brechen wir wie ein Unwetter in die russischen Stellungen ein und machen ihre Besatzung nieder. Kameraden kommen nach und verbreitern den Brückenkopf nach rechts und nach links. Nun sind beide Einsätze herüben. Jetzt kommt es darauf an, sich, noch ehe es Tag wird, einzugraben, um einen Gegenangriff der Russen abschlagen zu können. Wir werfen die toten Sowjets aus ihren Löchern und graben uns mit Spaten und blutenden Händen in die sumpfige Erde. Der Schweiß rinnt in Bächen von den Stirnen, aber darauf achtet niemand. Hauptmann Grabert springt zu mir und sagt: 'Da schau her, Tschampetro, mir kann nichts mehr passieren, mich hat es schon erwischt' und steckt mir den blutenden Stumpf seines kleinen Fingers der linken Hand unter die Nase. Er glaubt wirklich, dass ihm nichts mehr passieren kann, er macht keinen Witz. Jeder Landser glaubt, hat er erst mal eine verpasst bekommen, dass der Krieg für ihn aus ist. Inzwischen ist es hell geworden, und das Abwehrfeuer der Russen wird heftiger und genauer. Wir liegen an der Brücke, im Schutze einer etwa einen halben Meter hohen Böschung. Nur tief gebückt können wir uns bewegen, aber jetzt, da es hell ist, wagen wir es kaum. Wir sind förmlich an die Brücke festgenagelt. Nur dreihundert Meter ist der Dorfrand von Bataisk entfernt. Dort liegen die Russen hinter einer langen, zwei bis drei Meter hohen Hecke in ausgebauten Stellungen mit SMGs, Granatwerfern und Pak. Nur 300 Meter, aber für uns unüberwindbar, denn es ist ein vollkommen ebenes und sumpfiges Gelände, das keinerlei Deckung bittet. Die Kameraden, die da draußen liegen, haben keine Chance. Glück, wer ein Loch gefunden hat, in das er sich platt drücken kann. Hebt er den Kopf, ist er eine nicht zu verfehlende Zielscheibe, und die russischen Scharfschützen zielen gut. Das Feuer hat nachgelassen. Der Kampf gönnte beiden Seiten eine Verschnaufpause. Die Verwundeten stöhnten oder schrien vor Schmerzen. Wir zogen, zerrten und schoben sie unter die Brücke. Dort schien uns der sicherste Platz zu sein, außerdem war es der einzige Ort, der etwas Schatten hatte. Dort lagen sie nun, einer neben dem anderen, Deutsche neben Russen. Der Sanitätsgefreite Pataisky hatte alle Hände voll zu tun. Er verband die Wunden, so gut er konnte. 'Hilfe, Hilfe!' Plötzlich ertönt ein Schrei. Er kam von einem Mann meiner Gruppe. Er lag etwa 15 Schritt vor dem schützenden Wall, hinter dem wir uns verkrochen hatten. Wir, Krüger und ich, fliegen aus den Startlöchern. Gleichzeitig setzen unsere Maschinengewehre ein. In wenigen Sätzen erreichen wir den schwer verletzten Kameraden. Er rührt sich nicht, scheint bewusstlos zu sein, oder ist er schon tot? Wir zerren ihn hoch. Da schreit Krüger auf und bricht zusammen. 'Mich hat's am Knie erwischt', ruft er und windet sich am Boden. Rings um uns pfeifen die Kugeln und klatschen in die sumpfige Erde. Ich packe Krüger unter den Armen, zerre ihn hoch, werfe mir einen seiner Arme um den Nacken und schleppe ihn zurück. Kopfüber stürzen wir in die Deckung. Der MG-Schütze 1, Linhart, der uns Feuerschutz gegeben hat, stürzt mit Kopfschuss nach hinten. Hauptmann Grabert reißt ein Streifschuss die Mütze in Fetzen. 'Hilfe, Hilfe!', ruft jetzt wieder der Kamerad. Der lang gezogene, wehe Schrei geht uns allen durch Mark und Bein. Ich halte mir die Ohren zu, ich will