ICH BIN DA
Seltsame Düfte schweben heute Morgen, zwei Wochen vor Weihnachten, in der unruhigen Winterluft an der Küste. Das ominöse Meer liegt da wie blumenbekränzt, das weckt Erwartungen bei den Leichtgläubigen.
Es ist, was sonst, das Aroma umfänglicher Renovierungen und Sanierungen. Frisch geschnittenes Bauholz, sauberes weißes PVC, der Laugendunst vonSakret-Mörtel, beißende Dichtmasse, süßliche Teerpappe und denaturierter Alkohol. Der mehlige Muff vonTyvek-Vlies mischt sich mit dem leichten Schwefelhauch des Ozeans und dem auflandigen Gestank der Barnegat Bay. Totalkatastrophe hängt in der Luft. Für meine Nase – die mal ganz geübt in diesen Dingen war – riecht nichts so intensiv nach Desaster wie die ersten Rettungsversuche.
Zum ersten Mal fällt es mir an der Ampel der Hooper Avenue auf und dann wieder, als ich bei derHess-Tankstelle meinen Sonata auftanke, kurz vor der Brücke zwischen Toms River und Sea-Clift. Hier in den Benzinschwaden zaust mir eine Winterbrise durchs Haar, während meine Dollars wegklackern, als wär’s ein einarmiger Bandit. Dezemberwolken ziehen sich zusammen. Die Brise bringt die silbernen Windrädchen beiGroße Neueröffnung: Bed Bath& Beyond in der Ocean-County-Mall zum Wirbeln (»Mit dieser Bettwäsche stehst du nie wieder auf«). DerHome-Depot-Bau- und Technikmarkt – hoch aufragend wie der Kreml, aber ein rätselhafterweise immer noch freundlicher Kreml – hat auf der anderen Seite des hektargroßen Parkplatzes, der um zehn Uhr morgens ein Zehntel voll ist, seine Türen frühzeitig weit aufgesperrt. Kunden wanken heraus, balancieren Kisten mit neuem WC-Zubehör, neuen Motherboards, neuen Kabelbäumen, eingeschweißten Türangelbausätzen, Wabentüren, sogar eine komplette Eingangstreppe schwankt auf einem riesigen Einkaufswagen. Alles ist unterwegs zu irgendeinem Domizil, das nach dem Hurrikan noch steht, aber mit Schlagseite – sechs Wochen her, aber unvergessen. Der Schock ist noch deutlich zu spüren bei den Leuten hier, alle sind reizbar, verschreckt, ungerecht-behandelt-aber-fest-entschlossen. Das allgemeine Motto lautet »Wir kommen zurück«.
Hier draußen unter derHess-Markise hat jemand für uns Kunden lautstark einen Sportsender eingespeist –Pat& Mike von Magic 107 in Trenton. Früher war ich mal ihr treuer Fan. Jetzt sind sie von gestern. Eine dröhnende Stimme – Mike – verkündet: »Holla, Patrick. Da hat Trainer Benziwicki aber einen Hurrikan von Flüchen losgelassen, eine F-Bombe nach der anderen, ich kann dir sagen. Dreißig Sekunden über Tokio ist nichts dagegen.«
»Da hören wir noch mal rein«, sagt Pat aus einem Lautsprecher tief in der Zapfsäule. »Ich fass es nicht. Fass es einfach nicht. Das ist im Fernsehen gelaufen, auf dem Sportkanal!«
Noch eine kollerige, erschöpfte Stimme vom Band – Trainer B. – legt los, fuchsteufelswild: »Okay. Jetzt hört mir mal verF-bombt gut zu, ihr verF-bombten Sportreporter. Alles klar, ihr F-Bomber? Wennihr es irgendwann schafft, eine Mannschaft von neunjährigen verF-bombten Grundschulmädchen zu trainieren, dann kriegt ihr vielleicht,vielleicht einen Funken verF-bombten Respekt von mir. Aber bis dahin könnt ihr F-Bomber euch kreu