: Logan Dee
: John Sinclair 1941 Lockruf des Bösen
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732517510
: John Sinclair
: 1
: CHF 1.80
:
: Horror
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Wie in Trance folgte Emma der Kuttengestalt, die sich mit traumwandlerischer Sicherheit den Weg zwischen den Bäumen hindurchbahnte. Sie erreichten eine Lichtung. Vor einer uralten Eiche blieb der Mönch schließlich stehen.

Emma wollte zu ihm aufschließen, aber sie konnte plötzlich keinen Schritt mehr machen. Wie eine Barriere ballte sich der Nebel vor ihr zusammen.

'Wo bist du?', schrie sie. Voller Panik drehte sie sich im Kreis, suchte nach einem Ausweg. Wie mit Geisterfingern tastete der Nebel nach ihr, stieß sie schließlich vorwärts. Ehe sie begriff, stand sie unter der Eiche. Sie hob den Kopf und sah über sich einen Strick im Mondlicht baumeln ...

Hexen, so hieß es, konnten im Wasser nicht untergehen, und da die Hexe damals nicht versunken war, war das Ergebnis eindeutig gewesen. Sie war schuldig gesprochen und hingerichtet worden.

Emma blickte nach wie vor ängstlich in den Nebel. Tom bemerkte, dass sie sogar zitterte.

Ausgerechnet sie! Emma und ihre Freundin Amanda färbten sich die Haare pechschwarz, puderten das Gesicht weiß, liefen in schwarzen Gewändern herum und gingen am liebsten auf dem Friedhof spazieren.

Tom seufzte. »Hör zu«, sagte er und legte ihr beruhigend den Arm um die Schultern. »Da draußen ist niemand. Wie wär’s, wenn wir uns einfach wieder entspannen?«

»Etwas war auf dem Teich! Eine Gestalt …«

»Keiner kann über Wasser laufen, es sei denn, er hieße Jesus.«

Emma lachte nicht über Toms Witz. Im Gegenteil, er spürte die Gänsehaut, die sich in ihrem Nacken bildete.

»Und wenn es die alte Abigail ist?«, flüsterte sie.

Abigail! Jetzt fiel auch ihm der Name der Hexe wieder ein, die damals hier von den Dörflern ins Wasser geworfen worden war. So wurde es jedenfalls erzählt.

Insgeheim verdrehte er die Augen. Emma glaubte tatsächlich an diesen Quatsch.

»Jedermann weiß, dass diese Hexenproben Unsinn waren! Man hat die vermeintliche Hexe mit den Daumen an die Zehen gefesselt und ins Wasser geworfen. In der Stellung gingen die meisten gar nicht unter, sondern trieben auf der Oberfläche. Und wenn sie doch untergingen, wurden sie zwar freigesprochen, ertranken aber jämmerlich. Die Leute waren damals einfach nur verblendet …«

»Abigail ist damals nicht untergegangen«, flüsterte Emma. »Meine Großmutter hat mir erzählt, dass plötzlich der Teufel gekommen ist und sie von ihren Fesseln befreit hat … Da! Da ist es wieder!«

Entsetzen zeichnete sich auf ihrem hübschen Gesicht ab. Sie zeigte auf einen bestimmten Punkt mitten auf dem Teich. Und jetzt erkannte auch Tom, dass sich dort etwas bewegte. Er glaubte, eine hoch aufgerichtete Gestalt zu sehen. Im nächsten Moment wurde sie wieder von den Nebelschwaden verschluckt.

Entweder hatte ihn Emmas Gerede angesteckt, oder es ging tatsächlich nicht mit rechten Dingen zu.

»Also schön, überredet«, sagte er hastig, versuchte aber trotzdem, sich seine aufkommende Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.

Mit einer auffälligen Langsamkeit startete er den Wagen. Die