Was gibt es Edleres und Schöneres in der ganzen Natur als den Geist des Menschen, auf dessen Vervollkommnung alles übrige unablässig hinarbeitet und in welchem sich die Natur gleichsam selbst zu übertreffen strebt.
Denn die Natur, welche den menschlichen Geist gebildet hat, genügt ihm zuletzt nicht mehr – er ruft in der Schöpfung, die ihn umgibt, eine neue Schöpfung hervor. – Die Bäume, die ihm Schatten gaben, müssen sich nun, ihres Schmucks beraubt und in Bretter und Balken verwandelt, zu künstlichen Wohnungen für ihn zusammenfügen; sie müssen sich zu einem Sitze krümmen oder ihre glatte Fläche vor ihm erheben, um die Speisen seinem Munde und die Arbeit seinen Händen und seinen Augen näher zu bringen.
Mitten im Schoße der Natur steigt zwischen Bergen, Tälern und Flüssen plötzlich eine Stadt empor mit Palästen, Statüen, Gemälden Tempeln, Schauspielen, Musik und Tanz.
Durch wen entstand dies große Zauberwerk?
Die gütige Natur schuf und bildete den menschlichen Geist und brachte das mittelbar durch ihn hervor, was sie selbst unmittelbar nicht würde hervorgebracht haben.
Sie ließ es sich wohlgefallen, daß der Mensch ihre Wälder zu Städten und Dörfern, ihre Felsenbrüche zu Palästen und Türmen umschuf. – Denn das Größte, was er unternehmen konnte, brachte noch keine Änderung in ihrem großen Plane hervor. – Warum sollte sie ihm nicht gönnen, in ihrem unermeßlichen Palaste sein Nest zu bauen?
Der schöpferische Geist des Menschen ahmt die große Natur im Kleinen nach, bestrebt sich, durch die Kunst ihre Schönheiten im verjüngten Maßstabe darzustellen, und wähnt wohl gar, sie zu übertreffen und zu verschönern aber die Natur sieht lächelnd seinem Spiele zu und läßt ihn eine Weile seine kleine Schöpfung anstaunen – dann verschwemmt sie, was er schuf, in dem Strome der Zeiten und läßt wieder neue Werke der Kunst unter fremden Himmelsstrichen emporsteigen, um sie auch dereinst wieder in Vergessenheit zu begraben. – Sie aber ist sich immer gleich und jugendlich – ihr sanfter Hauch erquickt mit jedem Frühling die Erde, ihr belebender Strahl weckt mit jedem Morgen die schlummernde Welt zu neuer Tätigkeit.
In ihrem mütterlichen Schoße erzieht sie ein Menschengeschlecht nach dem andern und bildet unzählige Geister zu höherer Vollkommenheit, deren sterbliche Hülle sie dann wieder mit dem Staube mischt, aus dem sie unaufhörlich Wachstum und neues Leben hervorruft.
Sollte nun die sonst so sparsame Natur mit so vielem Aufwande den menschlichen Geist gebildet haben, um Statüen, Tempel und Gemälde durch den menschlichen Geist hervorzubringen, weil sie ihn selbst eben durch diese Ausübung seiner schaffenden Kraft vollkommner machen wollte?
Sollte alle das Gewirre in der bürgerlichen Welt keinen Zweck haben als sich selbst – wer könnte dann diesen Knoten lösen?
Arbeitet die Natur nicht unaufhörlich auf Veredlung und Verfeinerung des gröbern Stoffes hin? – Ist Gold nicht edler als Sil